1 Im Alten Testament
“Wenn du das Rind deines Feindes oder seinen Esel umherirrend antriffst, sollst du sie ihm auf jeden Fall zurückbringen. Wenn du den Esel deines Hassers unter seiner Last zusammengebrochen siehst, dann lass ihn nicht ohne Beistand; du sollst ihn mit ihm zusammen aufrichten.” (Exodus 23,4-5)
“Und sie kamen zu ihm herab. Und Elisa betete zu dem HERRN und sagte: Schlag doch diese Kriegsschar mit Blindheit! Da schlug er sie mit Blindheit nach dem Wort des Elisa. Und Elisa sagte zu ihnen: Dies ist nicht der Weg und dies nicht die Stadt. Folgt mir! Ich will euch zu dem Mann führen, den ihr sucht. Und er führte sie nach Samaria. Und es geschah, als sie nach Samaria gekommen waren, da sagte Elisa: HERR, öffne die Augen dieser Männer, dass sie sehen! Da öffnete der HERR ihre Augen, und sie sahen. Und siehe, sie waren mitten in Samaria. Und der König von Israel sagte zu Elisa, als er sie sah: Soll ich losschlagen, soll ich losschlagen, mein Vater? Er aber sagte: Du sollst nicht schlagen! Würdest du etwa die erschlagen, die du mit deinem Schwert und mit deinem Bogen gefangen genommen hast? Setze ihnen Brot und Wasser vor, dass sie essen und trinken und dann zu ihrem Herrn ziehen! Und er richtete ein großes Festmahl für sie aus, und sie aßen und tranken. Dann entließ er sie, und sie zogen zu ihrem Herrn. Und die Streifscharen Arams kamen fortan nicht mehr in das Land Israel.” (2 Könige 6,18-23)
“Und dort war ein Prophet des HERRN mit Namen Oded. Und er ging hinaus, dem Heer entgegen, das nach Samaria kam, und sagte zu ihnen: Siehe, weil der HERR, der Gott eurer Väter, über Juda wütend war, hat er sie in eure Hand gegeben. Und ihr habt sie mit einer Wut umgebracht, die bis an den Himmel reicht. Und nun gedenkt ihr, euch die Söhne Judas und Jerusalems zu Knechten und Mägden zu unterwerfen. Sind aber nicht bei euch selbst Verschuldungen gegen den HERRN, euren Gott? Und nun hört auf mich und schickt die Gefangenen zurück, die ihr von euren Brüdern weggeführt habt! Denn die Zornglut des HERRN ist über euch. Da traten Männer von den Sippenhäuptern der Söhne Ephraim, nämlich Asarja, […] vor die vom Heereszug Heimkehrenden und sagten zu ihnen: Ihr sollt die Gefangenen nicht hierherbringen! Denn ihr habt vor, unsere Sünden und unsere Verschuldungen zu vermehren, zusätzlich zu der Verschuldung, die auf uns liegt. Unsere Schuld ist doch schon groß, und eine Zornglut ist über Israel! Da gaben die Bewaffneten die Gefangenen und die Beute vor den Obersten und der ganzen Versammlung frei. Und die Männer, die mit Namen angegeben wurden, standen auf und nahmen sich der Gefangenen an. Und alle von ihnen, die nackt waren, bekleideten sie aus der Beute. Sie bekleideten sie und gaben ihnen Schuhe und speisten und tränkten sie und salbten sie. Und alle, die ermattet waren, geleiteten sie auf Eseln und brachten sie nach Jericho, der Palmenstadt, in die Nähe ihrer Brüder. Dann kehrten sie nach Samaria zurück.” (2 Chronik 28,9-15)
“Wenn ich mich freute über den Untergang meines Hassers und aufjauchzte, als Unglück ihn traf! Nie habe ich ja meinem Gaumen erlaubt zu sündigen, mit einem Fluch dessen Seele zu fordern. Wenn die Männer in meinem Zelt nicht bezeugt haben: Wer wäre wohl nicht von seinem Fleisch satt geworden! Der Fremde musste nicht im Freien übernachten, ich öffnete dem Wanderer meine Tür.” (Hiob 31,29-32)
“Wenn dein Hasser Hunger hat, gib ihm Brot zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm Wasser zu trinken! Denn glühende Kohlen häufst du auf sein Haupt, und der HERR wird es dir vergelten.” (Sprüche 25,21-22)
2 Im Neuen Testament
“Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.” (Matthäus 5,43-48)
“Betet ihr nun so: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, […] und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben; […] Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch nicht vergeben.” (Matthäus 6,9.12.14–15)
“Aber euch, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch fluchen; betet für die, die euch beleidigen! Dem, der dich auf die Backe schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Untergewand nicht! […] Doch liebt eure Feinde, und tut Gutes, und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen! Und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Und richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden; und verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. Lasst los, und ihr werdet losgelassen werden.” (Lukas 6,27-29.35-37)
“Während er noch redete, siehe, da kam eine Volksmenge, und der, welcher Judas hieß, einer von den Zwölfen, ging vor ihnen her und nahte sich Jesus, um ihn zu küssen. Jesus aber sprach zu ihm: Judas, überlieferst du den Sohn des Menschen mit einem Kuss? Als aber die, welche um ihn waren, sahen, was es werden würde, sprachen sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? Und einer von ihnen schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Jesus aber antwortete und sprach: Lasst es soweit! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.” (Lukas 22,47-51)
“Da spricht Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort! Denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen.” (Matthäus 26,52)
“Und als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun. […]” (Lukas 23,33-34)
“Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Und niederkniend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu! Und als er dies gesagt hatte, entschlief er.” (Apostelgeschichte 7,59-60)
„Wenn nun deinen Feind hungert, so speise ihn; wenn ihn dürstet, so gib ihm zu trinken! Denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.“ Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten!” (Römer 12,20-21)
“Ihr Haussklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten! Denn das ist Gnade, wenn jemand wegen des Gewissens vor Gott Leiden erträgt, indem er zu Unrecht leidet. Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr als solche ausharrt, die sündigen und dafür geschlagen werden? Wenn ihr aber ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist Gnade bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt; der keine Sünde getan hat, auch ist kein Trug in seinem Mund gefunden worden, der, geschmäht, nicht wieder schmähte, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet…” (1. Petrus 2,18-23)
3 Im Koran
“und die geduldig sind in der Suche nach dem Antlitz ihres Herrn, das Gebet verrichten und von dem, was Wir ihnen beschert haben, geheim und offen spenden, und das Böse mit dem guten abwehren, diese werden die jenseitige Wohnstätte erhalten” (Sure 13,22)
“Er sagte: “Verschmähst du meine Götter, o Abraham? Wenn du nicht aufhörst, werde ich dich bestimmt steinigen. Und entferne dich von mir auf lange Zeit.” Er sagte: “Friede sei über dir. Ich werde meinen Herrn für dich um Vergebung bitten. Er ist zu mir sehr entgegenkommend.” (Sure 19,46-47)
“Nicht gleich sind die gute und die schlechte Tat. Wehre ab mit einer Tat, die besser ist, da wird der, zwischen dem und dir eine Feindschaft besteht, so, als wäre er ein warmherziger Freund. Aber dies wird nur denen verliehen, die geduldig sind, ja es wird nur dem verliehen, der ein gewaltiges Glück hat.” (Sure 41,34-35)
Weitere Stellen sind uns nicht bekannt. Wir sind für Hinweise dankbar.
4 Zusammenfassung
Bereits im Alten Testament finden wir vereinzelte Hinweise auf die Feindesliebe. Dadurch wurde das Gebot Jesu, das wir im Neuen Testament finden, vorbereitet. Jesus selbst ist in seinem Leiden und Sterben seinen Feinden mit Liebe begegnet. Am Beispiel des Stephanus wird sichtbar, dass die ersten Christen den Worten und dem Vorbild Jesu gefolgt sind.
Außer den genannten Suren haben wir keine weiteren Stellen gefunden. Der Koran scheint dieses Thema nur am Rande zu behandeln. Das Neue Testament hingegen sieht die Feindesliebe als etwas ganz grundsätzliches an. Sie zeichnet die Lehre Jesu und das Leben der Christen aus.
Um die volle Offenbarung Gottes kennenzulernen, brauchen wir die Worte Jesu, der allein die Herzen der Menschen verändern kann. Nicht umsonst heißt es in Sure 57,27:
“[…] Und Wir setzten in die Herzen derer, die ihm [Jesus] folgten, Mitleid und Barmherzigkeit, […]”
Jesus hat die Güte Gottes und die Barmherzigkeit gelehrt und gelebt. Von ihm können und dürfen wir sie lernen.