Kirche (Ummatu – Al-Mu´minin)

Sure 2, 128-129 (Abraham betete):

“Unser Herr, mache uns beide Dir ergeben und (mache) aus unserer Nachkommenschaft eine Gemeinschaft, die Dir ergeben ist. Und zeige uns unsere Riten, und wende Dich uns gnädig zu. Du bist der, der sich gnädig zuwendet, der Barmherzige. Unser Herr, lass unter ihnen einen Gesandten aus ihrer Mitte erstehen, der ihnen deine Zeichen verliest und sie das Buch und die Weisheit lehrt und sie läutert. Du bist der Mächtige, der Weise.”

Gottes Gemeinde, d. h. sein Reich, kann nur dort sein, wo Menschen Gott König sein lassen, also ihr Leben nach Gottes Gesetzen ausrichten. Wir Christen nennen das: “Wo Menschen sich von Gott führen lassen”. Gott hat seinen Willen Mose (Mūsā) durch Gesetze offenbart und Gott sandte Propheten, DAMIT wir Gott verstehen und ihn lieben. Nur wo Menschen Gottes Willen tun wollen, wird Gott geehrt. Nur dort kann man von Gottes Gemeinde sprechen. Ob ein Mensch Gott dienen will, ist seine eigene freie Entscheidung. Es ist unmöglich und auch falsch, per Geburt oder formellen Akt (z. B. Taufe oder Abstammung) festzulegen, wer Gott dient. Denn Gott dienen (= Gottesdienst) ist eine Sache des Herzens und keine formale Angelegenheit. Dieses Verständnis von Gottesdienst lehrt das Indschil im Römerbrief 12,1-2:

“Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist:
das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.”

Dem Willen Gottes entsprechend zu leben heißt also nicht, formelle Handlungen zu vollziehen, sondern in jeder Situation zu prüfen, was gut und Gott wohlgefällig ist und dies dann auch zu tun.

Die oben zitierte Stelle beweist, dass die Christen früher die Worte Jesu ganz anders verstanden als wir es heutzutage allgemein antreffen. Auch die meisten von uns wurden in traditionell “kirchlichem” Sinn erzogen und es war oft nicht leicht, zu erkennen, dass die Worte Jesu in eine ganz andere Richtung weisen als uns vertraut war. Wir mussten lernen, Richtiges von Falschem zu unterscheiden und uns vom Falschen abzugrenzen bzw. auf Falsches aufmerksam zu machen.

Wenn wir hier darüber schreiben, was Kirche (Gottes Gemeinde, Gottes Reich) ist, beziehen wir uns auf die Worte des Indschil. Kirche ist nicht das, was durch Tradition und Korruption im Laufe der Jahrhunderte entstanden ist und sich heute Kirche nennt. Was im Sinne Gottes Gemeinde (arabisch: Ummah) ist, können wir daran beurteilen, ob es mit dem offenbarten Wort Gottes übereinstimmt.

An den Stellen, wo im deutschen Indschil das Wort “Kirche“ oder “Gemeinde“ übersetzt steht, finden wir im Griechischen “ekklesia“, was übersetzt “die Herausgerufene“ heißt. Kirche ist also die Gemeinschaft derjenigen, die sich aus dem gottlosen Leben herausrufen ließen. Das deutsche Wort “Kirche“ kommt vom griechischen “kyriake“ = “dem Herrn (kyrios) gehörend, dem Herrn anhängend“. Man gehört Gott an, wenn man seine Gebote hält. Das ist für jeden möglich, denn unser guter Gott hilft jedem, der das Gute wirklich will.

Kirche ist also kein Gebäude, sondern die Bezeichnung für geistliche Bruderschaft.

Im Indschil heißt es:

“Und es kommen seine (Jesu) Mutter und seine Brüder; und sie standen draußen, sandten zu ihm und riefen ihn, Und eine Volksmenge saß um ihn her; sie sagten aber zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen suchen dich. Und er antwortete ihnen und spricht: Wer sind meine Mutter und meine Brüder? Und er blickte umher auf die um ihn im Kreise Sitzenden und spricht: Siehe, meine Mutter und meine Brüder! Wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.” (Markus 3,31-35)

“Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater1 geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.” (Johannes 14,21)

So widerspricht es offensichtlich dem Willen Gottes, dass ein Einzelner für andere festlegt, wie man zu glauben hat. Es war seit Adam Gottes Wille, dass jeder Mensch Gott erkennt, ihn versteht und ihm dient. Dort, wo man aus Gottesfurcht und Liebe zueinander zusammenkommt, gibt Gott seinen Segen, das hat er durch seine Propheten (Nabiyyūn) Jesaja und David (Dāwūd) versprochen.

“Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: In der Höhe und im Heiligen wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen.” (Jesaja 57,15)

“Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen. Wie das köstliche Öl auf dem Haupt, das herabfließt auf den Bart, auf den Bart des Aarons, das herabfließt auf den Halssaum seiner Kleider. Wie der Tau des Hermon, der herabfließt auf die Berge des Zions. Denn dorthin hat der HERR den Segen befohlen, Leben bis in Ewigkeit.” (Psalm (Zabūr) 133)

Manch einer könnte meinen, dass man aber einen Leiter braucht, weil sonst ein Durcheinander entsteht. Das ist prinzipiell richtig. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Gott als Leiter genügt oder ob es dem Willen Gottes entspricht, wenn es noch zusätzlich einen Leiter (Pfarrer, Priester, religiöser Leiter) in einer Gemeinschaft von Gläubigen gibt.

Wir können uns anschauen, was Jesus dazu im Indschil gesagt hat:

“Sie lieben aber den ersten Platz bei den Gastmählern und die ersten Sitze in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten und von den Menschen Rabbi2 genannt zu werden. Ihr aber lasst ihr euch nicht Rabbi nennen! Denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch nicht jemanden auf der Erde euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, nämlich der himmlische. Lasst euch auch nicht Meister nennen; denn einer ist euer Meister, der Christus. Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein. Wer sich aber selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden.” (Matthäus 23,6-12)

Jesus kritisiert hier nicht nur die Ehrsucht der jüdischen geistlichen Lehrer, sondern er meint, dass niemand so genannt werden soll, sondern alle gleichermaßen Brüder sind. In der von Jesus gewollten Gemeinde (Ummah) gibt es keinen Leiter außer Gott. Jeder übernimmt grundsätzlich Verantwortung für den anderen. Auch in Fragen des Glaubens ist es das Bedürfnis eines jeden, den eigenen Glauben verstehen und begründen zu können und sich dabei gegenseitig zu helfen.

“Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen (den Anhängern Jesu), wer von ihnen für den Größten zu halten sei. Er aber sprach zu ihnen: Die Könige der Nationen herrschen über sie, und die Gewalt über sie üben, lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch sei wie der Jüngste und der Leiter wie der Dienende. Denn wer ist größer, der zu Tisch Liegende oder der Dienende? Nicht der zu Tisch Liegende? Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende.” (Lukas 22,24–27)

Auch in eben zitierter Aussage “… Ihr aber nicht so! …” verurteilt Jesus nicht nur die stolze Gesinnung, sondern drückt klar aus, dass es keine Rangunterschiede unter denen geben darf, die Gott dienen. Wenn es anders ist, ist das weltlich3.

Christen leben wie Geschwister ohne Hierarchie, sie haben nur Gott als Leiter.

Ob nun jemand Christ ist oder es nur behauptet, erkennt man daran, ob er in der von Jesus befohlenen dienenden Gesinnung lebt.

“Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.” (Johannes 13,34-35)

Wahrhafte Liebe anderen gegenüber ist das Kennzeichen echter Liebe zu Gott.

Jesus formulierte keine Kirchenordnung, keinen Gottesdienstablauf – sondern er gab sich selbst als Vorbild: Die Hingabe an Gott und den Nächsten und das Bemühen um tiefe Einheit ist das Wesentliche.

Aus dem Bericht in Apostelgeschichte 2,42-47 erkennen wir, dass diejenigen, die Jesu Ruf ernst nahmen, dies ebenso verstanden, indem sie sich jeden Tag trafen, alles miteinander teilten und in Einheit zusammen waren.

“Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten. Es kam aber über jede Seele Furcht, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle Gläubiggewordenen aber waren beisammen und hatten alles gemeinsam; und sie verkauften die Güter und die Habe und verteilten sie an alle, je nachdem einer bedürftig war. Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott und hatten Gunst beim ganzen Volk.” (Apostelgeschichte 2,42-47a)

Das Treffen zu so genannten “Gottesdiensten” zu bestimmten Uhrzeiten am Sonntag widerspricht der Bibel. Es ist eine Einführung aus späterer Zeit (aus dem 2. Jahrhundert nach Jesus) und hat mit dem ursprünglichen Christentum nichts gemeinsam, sondern Formalismus zur Ursache.

Jesus bemühte sich darum, dass die Menschen Gottes Willen inhaltlich verstehen und nicht formal ausüben und auch nicht politisch interpretieren.

Als Jesus lebte, waren die Juden unter römischer Besatzung. Die Erwartung eines politischen Befreiers (Messias) war im Volk sehr groß und sie wollten Jesus als solchen verstehen. Jesus drückte mehrmals unmissverständlich aus, dass er nicht an die Menschen appelliert, ein politisches Gottesreich zu errichten, sondern ein geistliches.

“[…] Mein Reich ist nicht von dieser Welt […]” (Johannes 18,36)4

“[…] das Reich Gottes ist mitten unter euch […]” (aus Lukas 17,20-21)5

So wie wir in der Sure 2,128-129 ganz zu Anfang lasen, war es bereits damals das Gebet Abrahams, dass ein Gesandter komme, der das Volk zu tiefem Verständnis des Wortes Gottes führt und es läutert. Jesus ging es genau darum, den Juden zu zeigen, dass sie statt politischer Freiheit von den Römern die eigentliche Freiheit, nämlich eine Freiheit zum unabgelenkten Tun des guten Willens Gottes brauchen. Dieser Gesandte (Messias = Retter) ist Jesus. Er lehrte Gottes Willen so deutlich, dass es durch das tiefere Verständnis des Guten möglich wird, das Schlechte leichter zu durchschauen und abzulehnen. Wir Christen glauben, dass Jesus nicht nur eine Offenbarung von Gott brachte, sondern Gott sich selbst in Jesus offenbarte und Jesus deshalb das Gute einzigartig tief erklärte.

Nicht Gott braucht etwas von uns, sondern wir brauchen es, Gott richtig zu verstehen und dem entsprechend unser Leben zu führen. Wir können Gott nichts geben, sondern wir sollen ihm “unser Leben opfern” in dem Sinn, dass wir ihn ganz lieben und verehren. Nur Gott ist unserer Verehrung würdig.

Jesus rief alle Menschen zur Umkehr auf, zur richtigen Hingabe an den einen Gott (Tauhīd). Er sprach klare Worte. Wer nicht von ganzem Herzen Gott sucht, kann nicht Gottes Diener (Mu´min) sein. In diesem Sinn verstehen wir Christen uns als Al-Mu´minūn, nämlich, dass wir unser ganzes Leben in inniger Hingabe an Gott führen und einander helfen, gehorsam zu leben.

Jesus erhob den Anspruch, dass wir von ihm am besten lernen können, wie wir fähig werden, Gott zu dienen. Deshalb rief Jesus alle Menschen auf, auf seine Worte zu hören, IHM nachzufolgen: das Gute zu lieben.

Das Gute zu lieben bedeutet auch, dass man sich von allem Schlechten distanzieren muss.

David sang im Psalm (Zabūr) 1 Vers 5, dass der Sünder nicht in der Gemeinde der Gerechten besteht:

“Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht! Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles was er tut, gelingt ihm. Nicht so die Gottlosen; sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. Darum bestehen Gottlose nicht im Gericht, noch Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten; aber der Gottlosen Weg vergeht.” (Psalm 1)

Wie oben erwähnt, verstehen sich Christen als diejenigen, die sich herausrufen ließen aus einer verdrehten (Gott abgewandten)6 Gesellschaft.

Jesus sprach von zwei Wegen:

“Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden. Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.” (Matthäus 7, 13-23)

Nur wer auf dem schmalen Weg des Gehorsams geht, kommt bei Gott an. Jesus meinte damit nicht, dass es nur wenige sein dürfen, sondern als Realist wusste Jesus, dass es nur wenige sein werden. Es werden nur wenige sein, denen die Hingabe an Gott wichtiger ist als ein Leben nach eigenen – durchaus auch eigenen religiösen – Vorstellungen.

“Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn wir sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie Gott gesagt hat: «Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.» Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab!, spricht der Herr. Und rührt Unreines nicht an! Und ich werde euch annehmen und werde euch Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige. Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.” (2 Korinther 6,14 – 7,1)

“Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Begierde; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.” (1 Johannes 2,15-17)

“Meint nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.” (Matthäus 10,34-39)

Als Jesus davon sprach, dass er nicht gekommen ist, Frieden zu bringen, sondern das Schwert, wollte er nicht politisch verstanden werden. Seine Absicht war nicht, einen Krieg zu beginnen, sondern er meinte das geistlich: Die Trennung aufgrund des Glaubens geht mitten durch die festesten menschlichen Beziehungen. Gerade vonseiten ungläubiger Freunde und Familienmitglieder erlebt man die stärksten Anfeindungen. Bei alledem sollen wir Gott gehorchen und nicht Menschen entsprechen wollen.

“Petrus und die Apostel aber antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.” (Apostelgeschichte 5,29)

Unter Abgrenzung vom Schlechten (auch von bösen Menschen) verstehen wir nicht, dass man alles Schlechte in der Welt vernichtet. Ein Gottloser besitzt dennoch Menschenrechte und wird einst von Gott gerichtet. Man muss ihm die Freiheit zugestehen, sein Leben so zu führen, wie er es will, es sei denn, er gefährdet oder zerstört das Leben eines anderen.

Bevor wir uns distanzieren, müssen wir beurteilen, warum etwas falsch ist. Es ist wichtig, Falschheit beim Namen zu nennen, aufzuklären und zur Änderung aufzurufen. Erst wenn kein Wille zum Guten erkennbar ist, ist deutliche Abkehr angemessen. Abgrenzung ist nicht eine Sache des Selbstschutzes, sondern der Liebe zur Wahrheit (dass die Wahrheit nicht verfälscht wird). Auch wenn es wichtig ist, die Sünde zutiefst abzulehnen, darf man jedoch den Sünder nicht ebenfalls ablehnen, sondern muss eine immer liebende, d.h. helfende Gesinnung auch ihm gegenüber bewahren. Jesus nannte das Feindesliebe.

Christen suchen mit allen Menschen Frieden und Einheit. Wirkliche Einheit besteht jedoch gerade darin, dass man unvoreingenommen die unterschiedlichen Standpunkte bespricht, sich gegenseitig verstehen und zu der einen Wahrheit finden will. Wir sind überzeugt, dass der eine Gott – der Schöpfer des Himmels und der Erde – jedem Gottesfürchtigen hilft, seinen Willen eindeutig zu erkennen, wenn er demütig ist und sich korrigieren lässt, wo er bisher falsch dachte.


  1. Ausdruck der innigen Verbundenheit Jesu mit Gott. Jesus hatte keinen leiblichen Vater, so bedeutet es keinesfalls eine sexuelle Verwandtschaft, sondern eine geistliche Beziehung. 
  2. “Mein Meister!” als respektvolle Anrede der geistlichen Lehrer im Spätjudentum. 
  3. Weltlich = wie es unter denen ist, die Gott nicht kennen. 
  4. Erklärung zur Bibelstelle Johannes 18, 36 “[…] Mein Reich ist nicht von dieser Welt […]“: Diese Aussage machte Jesus dem römischen Statthalter in Judäa, Pontius Pilatus, gegenüber. Jesus ging es nicht um politischen Einfluss oder gar Weltherrschaft im politischen Sinne. Deshalb griffen seine Jünger auch nicht zur Waffe, um ihn zu verteidigen. Als einmal Petrus einem Soldaten das Ohr abschlug, heilte es Jesus wieder. Sure 11,118 scheint dieses Verständnis – dass Gottes Reich nicht von dieser Welt ist – widerzuspiegeln: Wenn es nach Gottes Plan ginge, also, wenn Gott den freien Willen des Menschen unberücksichtigt ließe, gäbe es nur eine einzige Gemeinde, viele Menschen aber wollen nicht eins sein und Gott zwingt sie nicht, sich ihm unterordnen zu müssen. Es ist also falsch, die Hingabe an Gott für alle verpflichtend zu machen, quasi als Staatsreligion. Denn Heuchelei ist dann bereits vorprogrammiert. Wer sich für den Zusammenhang der Stelle Johannes 18, 36 interessiert, lese die Verse 26-40. Wer keine eigene Bibel hat, kann uns auch schreiben. 
  5. Erklärung zur Bibelstelle Lukas 17,20-21 “[…] das Reich Gottes ist mitten unter euch […]”: Die Pharisäer erwarteten, dass man beobachten könne, wenn Gott sein Reich auf dieser Welt aufrichtet. Jesus antwortete ihnen, dass sie es nicht an so äußeren Ereignissen festmachen können, sondern es ist bereits mitten unter ihnen. Damit weist er auf sich selbst hin. Er ist es, der zu diesem geistlichen Reich einlud und seinem Ruf sollen alle folgen.
    “Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte; (21) auch wird man nicht sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.” 
  6. Damit meinen wir nicht nur den Atheismus, sondern besonders die Pseudoreligiosität (pseudo=falsch), also Menschen, die zwar fromm reden aber schlecht handeln.