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Wer sind wir

“O ihr, die ihr glaubt, seid die Helfer Gottes, so wie Jesus, der Sohn Marias, zu den Jüngern gesagt hat: „Wer sind meine Helfer (auf dem Weg) zu Gott hin?“
Die Jünger sagten: „Wir sind die Helfer Gottes.“
Sura 61: As-Saff (die Einreihung), 14

Wir sind Freunde, Christen, Jünger Jesu. Der Koran nennt solche Menschen „Helfer Gottes“.

Wir sind eine zahlenmäßig kleine Gemeinschaft von Menschen aus verschiedensten Hintergründen und unterschiedlichster Berufe. Wir wollen einfach als Brüder und Schwestern Gott nach den Worten Jesu, so wie wir sie im Indschil finden, dienen.

Für viele Menschen bedeutet Glaube, dass sie religiöse und kulturelle Traditionen und Rituale, die sie von ihren Vorfahren übernommen haben, pflegen, oft ohne ihren Sinn zu verstehen. Oft stehen diese Traditionen auch im Widerspruch zu den Worten Jesu. Für uns aber ist Glaube eine Wirklichkeit, die alle Bereiche unseres Lebens erfüllt.

Wir gehören keiner Konfession oder sonstigen Organisation an. Wir kommen jeden Tag zusammen, um gemeinsam über das Wort Gottes nachzudenken und so seinen Willen immer besser zu verstehen.

Wir lehnen hierarchische Strukturen ab, da sie im klaren Widerspruch zum Wort Gottes und zur Bruderliebe stehen. Wir sind davon überzeugt, dass die von Gott gewollte Einheit der Gläubigen nicht das Ergebnis menschlicher Befehlsstrukturen sein kann, sondern nur aus dem Gehorsam der Heiligen Schrift gegenüber kommt. Wir sind eins, weil jeder Einzelne sich zurückstellt und dem folgen will, was Gott für alle erkennbar in der Bibel offenbart hat.

Wir sind Menschen, die der Glaube an den einen und einzigen Gott, dem Herrn und Schöpfer des Universums, vereint. Gott, der uns aus Liebe erschaffen hat, ist der Grund und das Ziel unseres Lebens. Er hat sich Abraham offenbart und danach durch die Propheten zu den Menschen gesprochen. Die letzte und abschließende Offenbarung Gottes war in Jesus von Nazareth. Er ist das ewige Wort Gottes (Sura 3,45) und wurde für uns Mensch, um uns den Weg zu Gott zu führen.

Wir gehen den Weg, den er uns in seinen Worten weist. Er, der sich für uns vollkommen hingegeben hat, lehrt uns die wahre Hingabe an Gott und unsere Geschwister.

Wir wenden uns auf dieser Website an Muslime, weil wir wissen, dass Gott Jesus gesandt hat, um uns durch sein Beispiel und durch seine Worte die wahre Hingabe an Gott, das heißt, den wahren Islam zu lehren. Wir wollen Muslime ermuntern, die Worte Jesu zu lesen und zu verstehen. Leider sind diese Worte in der Geschichte immer wieder verdreht und missdeutet worden, sodass viele Muslime ein Christentum kennenlernen, das mit Jesus nichts mehr zu tun hat.

Es ist unser Anliegen, die Aufmerksamkeit auf die ursprüngliche Botschaft Jesu zu lenken, die für alle Zeit unveränderlich ist und sich an alle Menschen aller Völker richtet, und diese Botschaft in täglicher Hingabe wie die ersten Jünger Jesu zu verwirklichen:

“Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten. … Alle Gläubiggewordenen aber waren beisammen und hatten alles gemeinsam; und sie verkauften die Güter und die Habe und verteilten sie an alle, je nachdem einer bedürftig war. Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott und hatten Gunst beim ganzen Volk …” (Aus Apostelgeschichte 2,42-47)

Warum wir den Koran zitieren

Manchmal werden wir mit der Frage konfrontiert, warum wir als Christen im Gespräch mit Muslimen – und so auch auf dieser Website – den Koran zitieren, da wir doch den Koran nicht als Heilige Schrift akzeptieren. Wir möchten hier dazu Stellung nehmen und hoffen, dass unsere muslimischen Leser unseren Standpunkt verstehen.

Als Christen glauben wir, dass Jesus von Nazareth das Wort Gottes in Person ist1, was auf der Grundlage des Korans2 auch von Muslimen geglaubt wird – wenn auch mit einem wesentlich anderen Inhalt verbunden.

Wenn Jesus Gottes Wort ist, dann ist alles, was er gesagt und getan hat, der unüberbietbare Höhepunkt der Offenbarung Gottes. In Jesus, dem Wort Gottes hat Gott direkt zu uns gesprochen, nicht durch Vermittlung eines Engels oder eines Propheten, sondern unmittelbar. In den Worten Jesu hat Gott uns alles gesagt, was für unsere Beziehung zu ihm notwendig ist. Deswegen glauben wir, dass mit dem Kommen des Wortes Gottes in der Person Jesu Christi die Offenbarung abgeschlossen ist. Darum kann es für uns keine weitere Offenbarung geben.

Das Kommen Jesu in diese Welt hat einen derart großen Einfluss ausgeübt, dass alle die nach seinem Kommen etwas über Gott sagen wollten, an seiner Person nicht vorbei konnten. So ist es für uns nicht verwunderlich, dass auch der Koran sich mit Jesus beschäftigt. Da der Koran den Anspruch erhebt, die Thora und das Evangelium zu bestätigen, sehen wir es auch als gerechtfertigt, dass wir den Koran an der Thora und dem Evangelium prüfen3. Auch in der Bibel werden wir ermuntert, alles zu prüfen und das Gute zu behalten4.

Gott hat uns durch Jesus seine Liebe ins Herz gelegt. Diese Liebe zu allen Menschen motiviert uns auch, uns mit dem zu beschäftigen, was den Menschen um uns herum wichtig ist, um ihr Denken und ihr Leben besser verstehen zu können. Die Liebe zu den Muslimen bewegt uns, uns auch mit dem Koran auseinanderzusetzen. Es interessiert uns, was Muslime auf der Grundlage des Korans über Gott, Jesus, Gericht, Himmel, Hölle, über ein gottgefälliges heiliges Leben und andere Fragen, die sowohl im Koran als auch in der Bibel angesprochen werden, denken. Wir möchten die Aussagen des Korans zu diesen Fragen anhand der Worte der Propheten und vor allem im Lichte der vollkommenen Offenbarung Jesu prüfen.

Abschließend wollen wir noch auf eine Aussage des Korans hinweisen:

“Und Wir haben vor dir nur Männer gesandt, denen Wir Offenbarungen eingegeben haben. So fragt die Besitzer der Ermahnung, wenn ihr nicht Bescheid wisst.” (Sure 16,43)

Wenn wir Christen, die “Besitzer der Ermahnung” den Muslimen Bescheid geben sollen, dann ist es notwendig, dass wir den Koran kennen und aufgrund der uns gegebenen Ermahnung, den Schriften des Alten und Neuen Testaments, zu beurteilen.


  1. Johannes 1,1.14. 
  2. Sure 3,45; 4,171. 
  3. Die oft geäußerte Ansicht, dass die Bücher der Bibel verfälscht seien, wird, soweit uns aus dem Koran bekannt ist, auch im Koran nicht geäußert. Mehr dazu in unserer Abhandlung zu diesem Thema
  4. 1 Thessalonicher 5,21. 

Die Erhöhung Jesu, des Knechtes Gottes, aus seiner Erniedrigung

“Und weil sie sagten: “Wir haben Christus Jesus, den Sohn Marias, den Gesandten Gottes, getötet.” – Sie haben ihn aber nicht getötet, und sie haben ihn nicht gekreuzigt, sondern es erschien ihnen eine ihm ähnliche Gestalt. Diejenigen, die über ihn uneins sind, sind im Zweifel über ihn. Sie haben kein Wissen über ihn, außer dass sie Vermutungen folgen. Und sie haben ihn nicht mit Gewissheit getötet, sondern Gott hat ihn zu sich erhoben. Gott ist mächtig und weise.” (Sure 4,157-158)

Dieser Text aus dem Koran1 stellt uns einen der wesentlichen Unterschiede zwischen Islam und Christentum vor Augen. Wurde Jesus, wie wir Christen glauben, gekreuzigt und getötet, oder hat ihn Gott, wie Muslime glauben, auf wunderbare Weise vor dem Tod bewahrt?

Dieser Text zeigt aber auch eine große Gemeinsamkeit mit dem Christentum. Er spricht über die Erhöhung Jesu zu Gott und setzt voraus, dass Jesus jetzt in der Gegenwart Gottes lebt.

Wir möchten uns mit diesen beiden Fragen, die Muslime und Christen sowohl verbinden als auch trennen, beschäftigen und so eine Hilfe zur Erkenntnis der von Gott offenbarten Wahrheit bieten. Da im Gespräch zwischen Christen und Muslimen die Frage des Todes und der Auferstehung Jesu eine sehr zentrale Position einnimmt, versuchen wir hier, uns etwas eingehender damit zu beschäftigen. Wir bitten daher unsere Leser um Geduld und vor allem um die Bereitschaft, unsere Gedanken nachzuvollziehen und sorgsam zu prüfen. Die Suche nach der Wahrheit verlangt Zeit und Hingabe.

Wir wollen mit dem Punkt beginnen, der uns miteinander verbindet:

1 Die Erhöhung Jesu

1.1 Verheißen im Alten Testament

Die Aussage von Sure 4,158, dass Gott Jesus zu sich erhoben hat, hat ihren Ursprung in der Offenbarung Gottes im Alten Testament.

Im ersten Buch Samuel finden wir den Lobgesang der Hanna:

“Und Hanna betete und sprach:
Mein Herz jauchzt in dem HERRN, mein Horn ist erhöht in dem HERRN. Mein Mund hat sich weit aufgetan gegen meine Feinde, denn ich freue mich über deine Hilfe.
Keiner ist so heilig wie der HERR, denn außer dir ist keiner. Und kein Fels ist wie unser Gott.
Häuft nicht Worte des Stolzes, noch gehe Freches aus eurem Mund hervor! Denn der HERR ist ein Gott des Wissens, und von ihm werden die Taten gewogen.
Der Bogen der Helden ist zerbrochen, und die Stürzenden haben sich mit Kraft umgürtet.
Die satt waren, müssen um Brot dienen, und die Hunger litten, brauchen es nicht mehr. Sogar die Unfruchtbare hat sieben geboren, und die viele Kinder hatte, welkt dahin.
Der HERR tötet und macht lebendig; er führt in den Scheol hinab und wieder herauf.
Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht.
Er hebt den Geringen aus dem Staub empor, aus dem Schmutz erhöht er den Armen, um ihn unter die Edlen zu setzen; und den Thron der Ehre lässt er sie erben. Denn dem HERRN gehören die Säulen der Erde, und auf sie hat er den Erdkreis gestellt.
Die Füße seiner Frommen behütet er, aber die Gottlosen kommen um in Finsternis; denn niemand ist stark durch eigene Kraft.
Die mit dem HERRN rechten, werden niedergeschlagen werden, im Himmel wird er über ihnen donnern. Der HERR wird richten die Enden der Erde. Er wird seinem König Macht verleihen und erhöhen das Horn seines Gesalbten.” (1 Samuel 2,1-10)

Dieses Lobgebet spricht unter anderem über die Macht Gottes über Leben und Tod, auch über die Macht, die er seinem Gesalbten, dem König Israels, geben wird. Im Hintergrund dieser Prophetie findet sich bereits der wahre König Israels, der Messias, Jesus von Nazareth.

Dasselbe Thema finden wir auch in Psalm 89 angesprochen:

“Damals redetest du in einer Vision zu deinen Frommen und sagtest: Hilfe habe ich auf einen Helden gelegt, ich habe einen Auserwählten erhöht aus dem Volk. Ich habe David gefunden, meinen Knecht. Mit meinem heiligen Öl habe ich ihn gesalbt.” (Psalm 89,20-21)

Dieser Psalm spricht über Gottes Verheißung an David, den Gott sich aus dem Volk “erhöht” hat, ihn zum König gesalbt hat. Diese Verheißung hat ihre volle Erfüllung in dem “Gesalbten”, im Messias Jesus gefunden.

Psalm 110 spricht darüber, dass Gott seinen Gesalbten zu seiner Rechten sitzen lässt, was die Erhöhung des Messias einschließt:

“Spruch des HERRN für meinen Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße!” (Psalm 110,1)

Weiters finden wir im Buch des Propheten Jesaja einen Abschnitt (52,13-53,12), der über das Leiden und den Tod des Knechtes Gottes spricht. Doch bevor dieser nicht immer leicht verständliche Text über den Tod des Knechtes spricht, weist er auf seine Erhöhung hin:

“Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln. Er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein.” (Jesaja 52,13)

Aber auch am Ende dieses Abschnittes wird seine Erhöhung mit anderen Worten ausgedrückt:

“Darum will ich ihm die Vielen zum Anteil geben, und er wird Starke zum Raub erhalten, dafür, dass er seine Seele dem Tod preisgegeben hat und sich unter die Übeltäter zählen ließ und die Sünde vieler getragen und für die Übeltäter gebetet hat.” (Jesaja 53,12 – Schlachter 2000)

Am besten verstehen wir diesen Text so, dass im Einleitungsvers 52,13 schon das Ende ausgedrückt wird, sodass dem Leser immer vor Augen steht, dass das Leiden und der Tod nicht das Ende sind, sondern dass die Erniedrigung des Knechtes durch seine endgültige Erhöhung überwunden werden wird.

1.2 Erfüllt im Neuen Testament

Jesus sprach mehrmals über seine Erhöhung:

“Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe.” (Johannes 3,14-15)

Jesus bezog sich hier auf eine Situation, als die Israeliten nach ihrem Auszug aus Ägypten in der Wüste als Strafe für ihre Rebellion gegen Gott mit Schlangen bestraft wurden und Gott ihnen durch den Blick auf eine erhöhte Schlange aus Bronze Rettung von den tödlichen Bissen schenken wollte2. Jesus sprach davon, dass er3 erhöht werden wird, damit jeder, der auf ihn im Glauben schaut, gerettet werde und ewiges Leben habe.

“Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und dass ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich.” (Johannes 8,28)

“Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.” (Johannes 12,32)

An diesen beiden Stellen spricht Jesus über die Konsequenzen seiner Erhöhung. Einerseits wird offenbar werden, “dass ich [es] bin” – griechisch “ego eimi”. Es geht hier nicht darum, dass die Menschen erkennen, dass Jesus existiert, sondern, dass sie ihn in der Stellung erkennen, die er vor Gott hat. Der Ausdruck “ego eimi” ist entweder ein Hinweis auf den Gottesnamen “JHWH” wie in Exodus 3,144 oder Jesus greift eine Stelle aus Jesaja 43,105 auf.

Andererseits sagt Jesus auch, dass er alle zu sich ziehen wird. Er ist derjenige, durch den die Menschen Gott erkennen und finden können. Er ist so hoch erhaben, dass er alle Menschen rufen und zum Vater führen kann.

“Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er dieses ausgegossen, was ihr seht und hört.” (Apostelgeschichte 2,33)

Nach der Erhöhung Jesu hat dieser den Heiligen Geist seinen Jüngern gegeben, in denen der Geist Gottes ein neues Leben in Heiligkeit und Reinheit bewirkt.

“Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.” (Philipper 2,5-11)

Paulus bezeugt in seinem Brief an die Gemeinde der Gläubigen in Philippi, dass Jesus von seinem Vater so hoch erhoben wurde, dass er über allem Geschaffenen steht. Alle beugen ihre Knie vor ihm und alle bekennen ihn als ihren Herrn.

1.3 Bezeugt im Koran

“[…] sondern Gott hat ihn zu sich erhoben. […]” (Sure 4,158)

Diese Stelle bezeugt nur die Tatsache der Erhöhung Jesu, beschäftigt sich aber nicht näher damit, was sie bedeutet. Eines ist aber klar: Jesus ist nicht tot. Er lebt und er ist bei Gott – viele Muslime glauben, auch mit seinem Leib.

Jesus wurde nicht ins Paradies versetzt, auch nicht wie Idris (=Henoch) “an einen hohen Ort erhoben” (Sure 19,56-57). Er befindet sich auch nicht in einem der unteren Himmel. Jesus ist bei Gott.

“Als Gott sprach: “O Jesus, Ich werde dich abberufen und zu Mir erheben und dich von denen, die ungläubig sind, rein machen. Und Ich werde diejenigen, die dir folgen, über die, die ungläubig sind, stellen bis zum Tag der Auferstehung. Dann wird zu Mir eure Rückkehr sein, und Ich werde zwischen euch über das urteilen, worüber ihr uneins waret.” (Sure 3,55)

Auch diese Stelle bezeugt die Erhöhung Jesu zu Gott, welche als Reinigung von den Ungläubigen bezeichnet wird. Jesus, der Sündenlose und Heilige, hat keinen Platz unter den Ungläubigen. Sein Platz ist bei Gott.

Beachtenswert ist hier auch noch die Aussage über die, die Jesus folgen, dass Gott sie bis zum Tag der Auferstehung über die, die ungläubig sind, stellen wird. Da wir Christen kein politisches Reich errichten, kann diese Aussage aus christlicher Sicht nur geistlich verstanden werden. Wir Christen sind insofern “über die Ungläubigen” gestellt, dass wir ihnen den Weg Gottes zeigen. Das ist unser Vorrecht und unser Auftrag. Wir sehen das aber nicht als ein Stehen über den anderen, sondern als unseren Dienst an ihnen.

2 Die Erniedrigung bis zum Tod

2.1 Angekündigt im Alten Testament

Die jüdische Erwartung des Messias war stark geprägt vom Bild eines machtvollen Königs, der die Übeltäter bestrafen und die gerechte Königsherrschaft Gottes auf der ganzen Welt aufrichten werde. Deswegen war es auch so schwer für viele Juden, selbst für die Jünger, Jesus zu verstehen.

Aber wir finden Worte in den Heiligen Schriften des Alten Testaments, die in eine andere Richtung weisen.

Wie schon im ersten Abschnitt erwähnt, spricht das Buch des Propheten Jesaja in 52,13-53,12 über die Erniedrigung und die Erhöhung des Knechtes Gottes. Hier nur ein Auszug aus diesem Text:

“[…] Denn er wurde abgeschnitten vom Lande der Lebendigen. Wegen des Vergehens seines Volkes hat ihn Strafe getroffen. Und man gab ihm bei Gottlosen sein Grab, aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist. Doch der HERR hatte Gefallen an seinem Zerschlagenen6. Er ließ den erstarken, der sein Leben als Schuldopfer eingesetzt hatte. Er wird seine Tage verlängern. Und was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand gelingen.” (Jesaja 53,8-10)

Der Prophet spricht in “prophetischer Vergangenheit”7 darüber, dass der Knecht, den Gott zur Erlösung der Menschen senden wird, sterben wird. Aber sein Tod ist nicht das Ende. Er wird Nachkommen sehen und seine Tage verlängern, d. h., er wird auferstehen.

Im Buch des Propheten Sacharja finden wir zwei bemerkenswerte Stellen, die nicht leicht zu verstehen sind, die aber beide über den Tod eines Gerechten sprechen:

“Aber über das Haus David und über die Bewohnerschaft von Jerusalem gieße ich den Geist der Gnade und des Flehens aus, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, wie man über den einzigen Sohn wehklagt, und werden bitter über ihn weinen, wie man bitter über den Erstgeborenen weint.” (Sacharja 12,10)

Der Geist der Gnade und des Flehens, den Gott über das Volk Jerusalems ausgießt, führt dazu, dass sie auf einen Durchbohrten blicken werden. Im Anschluss an diese Trauer spricht der Prophet von einer Quelle gegen Sünde und Befleckung (Sacharja 13,1).

“Wach auf, Schwert, gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Gefährte ist, spricht der HERR der Heerscharen. Schlage den Hirten, dass die Schafe sich zerstreuen! Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden.” (Sacharja 13,7)

Auch diese Stelle ist nicht leicht zu verstehen. Der Hirte, ein Mann, der ein Gefährte Gottes ist, wird geschlagen. Aber die Perspektive ist nicht hoffnungslos. Es wird einen geläuterten Rest geben, der den Namen Gottes anruft (Vers 9), Jesus selbst hat diese Stelle in Matthäus 26,318 auf sich bezogen. Er ist der Hirte, der geschlagen wurde, der aber auch auferstanden ist. Zuerst wurde die “Herde” seiner Jünger zerstreut. Aber als der Erhöhte hat er das Volk Gottes aus allen Völkern gesammelt.

In Psalm 116,15 lesen wir:

“Kostbar ist in den Augen des HERRN der Tod seiner Frommen.”

Die von vielen Gerechten gezeigte Bereitschaft, das eigene Leben hinzugeben, ist in den Augen Gottes wertvoll. Viele Gerechte und Propheten des Alten Testaments wurden von bösen Menschen wegen ihrer Treue zu Gott ermordet.

Beispielshaft seien hier Abel (Genesis 4,1-10), die Priester von Nob (1 Samuel 22,6-23), Nabot (1 Könige 21,1-16) und Sacharja (2 Chronik 24,18-22) genannt. Auch Johannes der Täufer (im Koran Yahya genannt) gab sein Leben als Zeuge für die Wahrheit (Matthäus 14,1-12). Ihr unschuldig vergossenes Blut weist auf den Gerechten Jesus hin, der als Einziger ohne Sünde war, und noch in einem viel größeren Ausmaß die Zielscheibe menschlicher Bosheit wurde9.

2.2 Erfüllt im Neuen Testament

Der Tod Jesu Christi wird in den Schriften des Neuen Testaments so oft erwähnt, dass es unmöglich ist, alle Stellen anzuführen. Wir wollen uns hier auf einige wenige zentrale Stellen beschränken.

Jesus selbst hat wiederholt in prophetischer Weise über seinen Tod und die darauf folgende Auferstehung gesprochen, das erste Mal in Matthäus 16,21-23:

“Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln, indem er sagte: Gott behüte dich, Herr! Dies wird dir keinesfalls widerfahren. Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh hinter mich, Satan!10 Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.”

Menschlich gesehen war die Reaktion des Petrus völlig verständlich. Er wollte nicht, dass sein Herr, der Gesandte Gottes, die Schmach des Leides und Todes erdulden sollte. Jesus aber hat Petrus scharf zurechtgewiesen. Die Wege Gottes sind auf den ersten Blick für die Menschen nicht immer verständlich.

Lukas berichtet über eine Situation, als Jesus auf einem Berg mit den Propheten Mose und Elia über seinen Tod sprach:

“Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, es waren Mose und Elia. Diese erschienen in Herrlichkeit und besprachen seinen Ausgang, den er in Jerusalem erfüllen sollte.” (Lukas 9,30-31)

Mit seinem Ausgang (griechisch “Exodos”) ist sein Tod mit der darauffolgenden Auferstehung gemeint11. Die größten Propheten des Alten Testament bezeugten im Gespräch mit Jesus seinen kommenden Tod. Jesus ist hier in Einheit mit den Propheten, die vor ihm gekommen sind.

Alle vier Evangelien berichten ausführlich über die Umstände des Leidens und des Todes Jesu. Wir wollen hier nur die Verse anführen, mit denen Johannes, der selber beim Kreuz stand, über den Tod Jesu schreibt:

“Danach, da Jesus wusste, dass alles schon vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet! Es stand da ein Gefäß voll Essig. Sie legten nun einen Schwamm voller Essig um einen Ysop und brachten ihn an seinen Mund. Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist. Die Juden nun baten den Pilatus, damit die Leiber nicht am Sabbat am Kreuz blieben, weil es Rüsttag war – denn der Tag jenes Sabbats war groß -, dass ihre Beine gebrochen und sie abgenommen werden möchten. Da kamen die Soldaten und brachen die Beine des ersten und des anderen, der mit ihm gekreuzigt war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus. Und der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr; und er weiß, dass er sagt, was wahr ist, damit auch ihr glaubt.” (Johannes 19,28-35)

Diese Worte wurden von einem Mann geschrieben, der als Augenzeuge unmittelbar dabei war, als Jesus am Kreuz hing und starb. Er war auch kein gewöhnlicher Augenzeuge, er war einer der Jünger Jesu, die ihm am nächsten standen. Jesus kannte die Herzen derer, die er sich zu Jüngern erwählt hat. Er als Prophet sammelte solche Menschen um sich, die ehrlich und wahrheitsliebend waren, die auch bereit waren, ihr Leben für die Wahrheit hinzugeben. Dieser Jünger Johannes bezeugte ganz deutlich, dass Jesus gestorben ist. Johannes beobachtete das Geschehen auch nicht bloß aus der Ferne. Er stand gemeinsam mit Maria, der Mutter Jesu, beim Kreuz und Jesus sprach zu beiden.

“Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, des Klopas Frau, und Maria Magdalena. Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabeistehen, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich.” (Johannes 19,25-27)

Es war Jesus, der am Kreuz hing und zu seiner Mutter und zu seinem Jünger sprach, nicht Judas oder Simon von Kyrene! Nicht nur Johannes war ein Zeuge des Todes Jesu, auch seine Mutter Maria12, die Jesus sicher mit niemand anderem verwechselt hätte.

Wie bereits im ersten Teil behandelt, war der Tod Jesu nicht das Ende. Jesus ist auferstanden! Nach der Auferstehung hatte Thomas, einer der Jünger Jesu, der nicht dabei war, als Jesus das erste Mal seinen Jüngern erschien, Zweifel an dem, was er von den anderen Jüngern gehört hatte. Im Johannesevangelium lesen wir dazu Folgendes:

“Thomas aber, einer von den Zwölfen, genannt Zwilling, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben. Und nach acht Tagen waren seine Jünger wieder drinnen und Thomas bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und trat in die Mitte und sprach: Friede euch! Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!” (Johannes 20,24-29)

Der Auferstandene, der Thomas erschienen ist, ist derselbe, der auch am Kreuz gestorben ist. Er ist auch derselbe, dem Thomas zuvor mehr als zwei Jahre nachgefolgt ist.

Der Tod Jesu am Kreuz war etwas, was keiner seiner Jünger gewollt hat. Der Kreuzestod hat ihrer Messiaserwartung und ihrem Bild von Jesus völlig widersprochen. Es ist daher absolut auszuschließen, dass die Berichte der Jünger über den Tod Jesu von ihnen erfunden wurden.

Als die Jünger nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu in der jüdischen Öffentlichkeit verkündeten, dass Jesus der Messias sei, und die Menschen umkehren sollten, setzten sie voraus, dass in Jerusalem die Kreuzigung Jesu allgemein bekannt war. So sprach Petrus:

“Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr überliefert und vor Pilatus verleugnet habt, als dieser entschieden hatte, ihn loszugeben. Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und gebeten, dass euch ein Mörder geschenkt würde; den Fürsten des Lebens aber habt ihr getötet, den Gott aus den Toten auferweckt hat, wovon wir Zeugen sind.” (Apostelgeschichte 3,13-15)

Wäre Jesus nicht gekreuzigt worden, hätte diese Verkündigung keinen Sinn gemacht. Da für die Juden ein gekreuzigter Messias völlig undenkbar war, hätten die ersten Christen sich durch die Verkündigung eines als Verbrecher hingerichteten Erlösers ihre Aufgabe an den Juden unnötig schwer gemacht, wäre es nicht sonnenklar gewesen, dass Jesus tatsächlich am Kreuz gestorben ist.

2.3 Bestätigt von außerbiblischen Quellen

Nicht nur christliche Quellen schreiben klar und ohne irgendwelche Zweifel über die Tatsache des Todes Jesu am Kreuz. Auch Quellen, die dem Christentum kritisch oder ablehnend gegenüberstehen, bezeugen den Tod Jesu ganz klar.

So schreibt der römische Historiker Publius Cornelius Tacitus (ca. 56-117) in seinem Werk “Annalen” im Zusammenhang mit dem Brand Roms unter Nero (64) und der darauf folgenden Christenverfolgung:

“Um daher dies Gerede zu beenden, gab Nero denen, die wegen ihrer Schandtaten verhasst das Volk Christen nannte, die Schuld, und belegte sie mit den ausgesuchtesten Strafen. Der, von welchem dieser Name ausgegangen, Christus, war unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden. Der für den Augenblick unterdrückte verderbliche Aberglaube brach nicht nur in Judäa, dem Vaterlande dieses Unwesens, sondern auch in Rom, wo von allen Seiten alle nur denkbaren Gräuel und Abscheulichkeiten zusammenfließen und Anhang finden, wieder aus. Anfangs wurden solche ergriffen, welche sich dazu bekannten, und dann auf deren Anzeige hin eine ungeheure Menge nicht nur der Brandstiftung als auch des allgemeinen Menschenhasses überwiesen. Bei ihrem Tod wurde auch noch Spott mit ihnen getrieben, indem sie, bedeckt mit den Fellen wilder Tiere von Hunden zerrissen oder ans Kreuz geheftet starben oder zum Feuertode bestimmt, sich zur nächtlichen Erleuchtung verbrennen lassen mussten, wenn sich der Tag neigte.” (Tacitus, Annalen, 15,44)13

Der Inhalt des Textes zeigt klar, dass der Autor kein Christ war, und dass er seine Informationen über den Tod Jesu nicht aus einer christlichen Quelle geschöpft hat.

Irgendwann nach dem Jahre 72 schrieb ein Syrer namens Mara Bar-Serapion aus dem Gefängnis seinem Sohn Serapion einen Brief, in dem es unter anderem heißt:

“Welchen Vorteil hatten die Athener davon, Sokrates zu töten? Hungersnot und Seuchen kamen über sie als Strafe für die Verbrechen. Welchen Vorteil hatten die Leute von Samos davon, Pythagoras zu verbrennen? In einem Augenblick wurde ihr Land vom Sand bedeckt. Welchen Vorteil hatten die Juden davon, ihren weisen König hinzurichten? Bald darauf hatte ihr Königreich ein Ende. … Ebenso starb der weise König für immer; er lebte weiter in der Lehre, die er gegeben hatte14.”

Der Autor hatte zwar eine positive Einstellung zu Jesus, war aber sicher kein Christ, da er nicht über die Auferstehung Jesu schrieb, sondern, darüber, dass er in der Lehre, die er gegeben hatte, weiterlebe. Sein Zeugnis zeigt daher, dass die Hinrichtung Jesu allgemein bekannt war, nicht nur unter den Christen.

Ein weiteres Zeugnis für den Tod Jesu finden wir im Talmud:

“Am Vorabend des Pesachfestes henkte man Jesus. Vierzig Tage vorher hatte der Herold ausgerufen: Er wird zur Steinigung hinausgeführt, weil er Zauberei betrieben und Israel verführt und abtrünnig gemacht hat; wer etwas zu seiner Verteidigung zu sagen hat, komme und bringe es vor. Da aber nichts zu seiner Verteidigung vorgebracht wurde, so henkte man ihn am Vorabend des Pesachfestes.” (Sanhedrin 43a)15

Die Darstellung ist gewiss legendär überformt. Die Hinrichtung Jesu steht aber außer Zweifel. Die Information stammt sicher nicht von den Christen. Der Zeitpunkt der Niederschrift ist nicht genau zu eruieren. Experten datieren diesen Text in die tannaitische Periode zwischen 70 und 200.

Diese drei Beispiele – ein heidnischer, das Christentum ablehnender Historiker, ein Jesus wohlgesonnener, aber doch nichtchristlicher Philosoph und der Jesus als Verführer ablehnende Talmud – zeigen, dass auch außerhalb des Christentums unter denen, die sich mit Jesus beschäftigten, kein Zweifel an der Tatsache der Hinrichtung Jesu bestand16.

2.4 Dem Koran nicht unbekannt

2.4.1 Zusammenschau verschiedener Koranstellen

Auch wenn Muslime heute überzeugt sind, dass Jesus nicht gekreuzigt wurde, finden wir sogar im Koran Hinweise auf den bereits geschehenen Tod Jesu, mit denen wir uns nun beschäftigen wollen.

Sure 19 berichtet über die Geburt Jesu, und wie der Säugling Jesus kurz nach seiner Geburt sprach, auch um die Ehre seiner Mutter zu verteidigen. In diesem Zusammenhang lesen wir:

“Und Friede sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich wieder zum Leben erweckt werde.” (Sure 19,33)

Geburt, Tod und Auferstehung Jesu, die Grundtatsachen des christlichen Glaubens über Jesus werden hier in einem einzigen Zusammenhang erwähnt. Wenn diese Worte kurz nach der Geburt Jesu gesprochen werden, legt sich doch das Verständnis nahe, dass es hier um Beginn und Ende des irdischen Lebens Jesu und der darauf folgenden Auferstehung geht. Die Erklärung, dass hier von einem zu erwartenden Tod Jesu nach dessen Wiederkunft die Rede sei, entspringt nur dem Wunsch, diesen Vers mit der üblichen Interpretation von Sure 4,157 zu harmonisieren. Wenn jemand Sure 19,33 ohne die Kenntnis von Sure 4,157 liest, würde er nicht auf die heute übliche Erklärung kommen17.

Ähnlich verhält es sich auch mit folgendem Vers:

“Als Gott sprach: “O Jesus, Ich werde dich abberufen und zu Mir erheben und dich von denen, die ungläubig sind, rein machen. Und Ich werde diejenigen, die dir folgen, über die, die ungläubig sind, stellen bis zum Tag der Auferstehung. Dann wird zu Mir eure Rückkehr sein, und Ich werde zwischen euch über das urteilen, worüber ihr uneins waret.” (Sure 3,55)

Jesus stirbt und wird anschließend zu Gott erhoben. In Vers 52 geht es um den Unglauben der Zeitgenossen Jesu während seines irdischen Lebens:

“Als Jesus Unglauben von ihrer Seite spürte, sagte er: “Wer sind meine Helfer (auf dem Weg) zu Gott hin?” Die Jünger sagten: “Wir sind die Helfer Gottes. Wir glauben an Gott. Bezeuge, dass wir gottergeben sind.” (Sure 3,52)

Die Reinigung Jesu von den Ungläubigen, die durch seine “Abberufung” und Erhöhung geschehen ist, passt in diesem Zusammenhang nur auf das Ende seines irdischen Lebens.

Noch klarer als die Übersetzung von Khoury spricht die Version von Abu-r-Rida Muhammad Ibn Ahmad Ibn Rassoul über den Tod Jesu:

“Damals sprach Allah: “O Jesus, siehe, Ich will dich verscheiden lassen und will dich zu mir erhöhen […]”

Der Vergleich mit Sure 6,61 zeigt auch, dass die “Abberufung” den Tod meint:

“Er ist der, der bezwingende Macht über seine Diener besitzt. Und Er entsendet Hüter über euch, sodass, wenn der Tod zu einem von euch kommt, unsere Boten ihn abberufen, und sie übergehen nichts.”

Auch in Sure 5,117 erwähnt der Koran Worte Jesu über seine bereits geschehene “Abberufung”, d. h. seinen bereits geschehenen Tod:

“Ich habe ihnen nichts anderes gesagt als das, was Du mir befohlen hast, nämlich: “Dienet Gott, meinem Herrn und eurem Herrn.” Ich war Zeuge über sie, solange ich unter ihnen weilte. Als Du mich abberufen hast, warst Du der Wächter über sie. Und Du bist über alle Dinge Zeuge.” (Sure 5,117)

Beachtenswert ist auch folgende Aussage:

“Und Wir ließen dem Mose das Buch zukommen und nach ihm die Gesandten folgen. Und Wir ließen Jesus, dem Sohn Marias, die deutlichen Zeichen zukommen und stärkten ihn mit dem Geist der Heiligkeit. Wollt ihr euch denn jedes Mal, wenn euch ein Gesandter etwas bringt, was ihr nicht mögt, hochmütig verhalten und einen Teil (von ihnen) der Lüge zeihen und einen (anderen) Teil töten?(Sure 2,87)

Der Koran bezeichnet folgende Menschen als Gesandte:

  • Noah (26,106-107)
  • Salih (26,142-143)
  • Lot (Lut) (26,161-162)
  • Jethro (Schuaib) (26,177-178)
  • Mose (19,51)
  • Ismael (19,54)
  • Eber (Hud) (11,58–59)
  • Eliah (37,123)
  • Jona (37,139)
  • Jesus
  • Muhammad

Nur über einen einzigen der hier erwähnten Menschen ist bekannt, dass er getötet wurde: Jesus. Jesus ist auch in Sure 2,87 direkt erwähnt. Also legt sich nahe, dass auch Sure 2,87 über den Tod Jesu spricht.

Das trifft auch auf Sure 3,183 zu:

“Das sind die, die sagten: “Gott hat uns auferlegt, an keinen Gesandten zu glauben, bis er uns ein Opfer bringt, das das Feuer verzehrt.” Sprich: Es sind vor mir Gesandte mit den deutlichen Zeichen und mit dem, was ihr gesagt habt, zu euch gekommen. Warum habt ihr sie dann getötet, so ihr die Wahrheit sagt?” (Sure 3,183)

Jesus ist mit deutlichen Zeichen gekommen. Er hat Blinde und Aussätzige geheilt, er hat Tote auferweckt. Er wurde abgelehnt und getötet. Von keinem anderen im Koran erwähnten Gesandten wurde das gesagt.

Interessant ist auch Sure 6,122, die von jemandem spricht, der tot war und dann wieder lebendig gemacht wurde:

“Ist denn der, der tot war, den Wir aber dann wieder lebendig gemacht und dem Wir ein Licht gegeben haben, dass er darin unter den Menschen umhergehen kann, mit dem zu vergleichen, der in den Finsternissen ist und nicht aus ihnen herauskommen kann? So ist den Ungläubigen verlockend gemacht worden, was sie zu tun pflegten.” (Sure 6,122)

Möglicherweise finden wir auch hier einen Hinweis auf den Tod und die Auferweckung Jesu. Jesus hat über sich selbst gesagt:

“[…] und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.” (Offenbarung 1,18)

Wir sehen, dass drei Stellen des Koran (3,55; 5,117; 19,33) über den Tod Jesu am Ende seines irdischen Lebens sprechen, zwei Stellen (2,87; 3,183), die über die Ermordung der Gesandten sprechen, mit größter Wahrscheinlichkeit Jesus meinen, und eine weitere Stelle (6,122) möglicherweise eine Anspielung auf Tod und Auferstehung Jesu enthält.

Der Koran stimmt hier mit dem Zeugnis des Neuen Testaments überein. Nur eine einzige Stelle (4,157) scheint im Widerspruch zur Bibel zu stehen. Deswegen wollen wir uns mit dieser Stelle und ihrer Interpretation gesondert beschäftigen.

2.4.2 Zur Auslegung von Sure 4,157-158

“(Verflucht wurden sie,) weil sie ihre Verpflichtung brachen, die Zeichen Gottes verleugneten, die Propheten zu Unrecht töteten und sagten: “Unsere Herzen sind unbeschnitten” – vielmehr hat Gott sie wegen ihres Unglaubens versiegelt, sodass sie nur wenig glauben;
Und weil sie ungläubig waren und gegen Maria eine gewaltige Verleumdung aussprachen;
Und weil sie sagten: “Wir haben Christus Jesus, den Sohn Marias, den Gesandten Gottes, getötet.” – Sie haben ihn aber nicht getötet, und sie haben ihn nicht gekreuzigt, sondern es erschien ihnen eine ihm ähnliche Gestalt. Diejenigen, die über ihn uneins sind, sind im Zweifel über ihn. Sie haben kein Wissen über ihn, außer dass sie Vermutungen folgen. Und sie haben ihn nicht mit Gewissheit getötet,
Sondern Gott hat ihn zu sich erhoben. Gott ist mächtig und weise.
Und es gibt keinen unter den Leuten des Buches, der nicht noch vor seinem Tod an ihn glauben würde. Am Tag der Auferstehung wird er über sie Zeuge sein.” (Sure 4,155-159)

Der Zusammenhang spricht über die Juden. Es wird an verschiedenen Beispielen aufgelistet, wie sie Gott ungehorsam waren und gegen ihn gehandelt haben. Bereits in Vers 153 wird auf die Sünde mit dem goldenen Kalb hingewiesen. Vers 154 spricht über den Bundesschluss mit dem Volk Israel in der Wüste. Die folgenden Verse wollen zeigen, wie sie diesen Bund aber nicht gehalten haben.

Konkret wird ihnen vorgeworfen, dass

  • sie ihre Verpflichtung brachen,
  • sie die Zeichen Gottes verleugneten,
  • sie die Propheten zu Unrecht töteten,
  • sie sagten: “Unsere Herzen sind unbeschnitten”,
  • sie gegen Maria eine gewaltige Verleumdung aussprachen,
  • sie sagten: “Wir haben Christus Jesus, den Sohn Marias, den Gesandten Gottes, getötet.”

Auf den letzten Vorwurf wird dann noch genauer eingegangen. Ihr prahlerisches Reden “Wir haben ihn getötet.” wird zurückgewiesen. Es wird gesagt, dass sie ihn nicht getötet haben, dass sie ihn nicht gekreuzigt haben.

Muss man diesen Vers zwangsläufig so verstehen, dass Jesus nicht getötet und gekreuzigt wurde? Die Auslegungsgeschichte dieser Stelle zeigt, dass nicht alle Erklärer das so verstanden haben18.

Bei weitem die meisten Ausleger verstanden und verstehen diese Stelle im Sinne einer Substitution. Statt Jesus wurde jemand anderer gekreuzigt, auf den Gott die Ähnlichkeit Jesu geworfen habe, sodass er von den Juden gekreuzigt wurde. Diese Erklärung existiert aber in verschiedensten Varianten.

Manche sprechen nur von irgendeinem Mann, ohne das näher zu spezifizieren19, etliche meinen, dass Jesus seine Jünger gefragt habe, wer statt ihm sterben möchte, um so direkt ins Paradies zu kommen20, oder dass Judas statt Jesus gekreuzigt wurde21, ein anderer wiederum denkt an irgendeinen Juden, der gerade vorbeigekommen ist, und der von Judas geküsst wurde22. Wiederum andere denken an Natanyus, einen Freund der Juden oder an einen Juden namens Tatanus23. Auch einer der Juden24, die Jesus verhaften wollten25 oder einer seiner Wächter26 wurden vorgeschlagen. Etwas von der üblichen Substitutionstheorie abweichend ist der Gedanke, dass es einen Juden gab, der sich fälschlicherweise als Jesus ausgab, dem es aber nicht gelang, ein Wunder zu wirken, und der deshalb von der aufgebrachten jüdischen Menge gekreuzigt wurde27. Ein anderer Erklärer meinte, dass die jüdischen Führer einen Mann genommen haben, ihn getötet und gekreuzigt haben. Niemand durfte seinen Leichnam sehen, bis er bis zur Unkenntlichkeit verwest war. Dann behaupteten sie, dass sie Jesus getötet hätten28. Neuere Erklärer, die die Substitutionstheorie vertreten, sind sehr zurückhaltend, was die Person des an Jesu Stelle Gekreuzigten betrifft, da der Koran darüber nichts Bestimmtes sagt29.

Dieser kurze unvollständige Überblick über die verschiedenen Varianten der Substitutionstheorie zeigt, dass Einheit unter den Auslegern nur darin besteht, dass statt Jesus jemand anderer gekreuzigt wurde. In allen anderen Punkten gibt es keine Einheit. Auf diese Erklärer trifft das zu, was in Sure 4,157 über andere gesagt wird:

“Sie haben kein Wissen über ihn, außer dass sie Vermutungen folgen.”

Für Christen, Juden und die heidnischen Zeitgenossen stand die Kreuzigung Jesu immer außer Zweifel. Sie bauten auf historischen Fakten auf, nicht auf Vermutungen.

Manchmal wird mit Verweis auf Basilides im 2. Jahrhundert gesagt, dass es auch Christen gab, die nicht an die Kreuzigung Jesu geglaubt haben. Aber Basilides war kein Christ, sondern Gnostiker und kam zu seiner Theorie nicht aufgrund historischer Quellen, sondern wegen seiner gnostischen Lehre30.

Es gab aber auch muslimische Ausleger, die durch Sure 4,157 nicht daran gehindert wurden, an die Faktizität der Kreuzigung Jesu zu glauben, so Al-Qasim Ibn Ibrahim Al-Rassi (gestorben 860) und Abu Hamid Al-Ghazali (gestorben 1111). Abu Hatim Al-Razi (gestorben 933/4) verwies auf die Aussagen des Koran über die Märtyrer:

“Und sagt nicht von denen, die auf dem Weg Gottes getötet werden, sie seien tot. Sie sind vielmehr lebendig, aber ihr merkt es nicht.” (Sure 2,154)

“Halte diejenigen, die auf dem Weg Gottes getötet wurden, nicht für tot. Sie sind vielmehr lebendig bei ihrem Herrn, und sie werden versorgt.” (Sure 3,169)

Er wies auch darauf hin, dass beide Schriften, Koran und Evangelium in Buchstaben und Geist übereinstimmen. Er verwies auf Stellen in Johannes, Lukas und Matthäus. Während sein “Zitat” aus Johannes unklar ist, entsprechen die Zitate aus Lukas und Matthäus stärker dem Text der Bibel, vor allem in Matthäus 10,28:

“Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als auch Leib zu verderben vermag in der Hölle!”

Auch Ja’far Ibn Mansur Al-Yaman (gestorben 960) und Al-Sijistani (gestorben 971) waren von der Historizität der Kreuzigung Jesu überzeugt.

Wir haben diese wenigen Vertreter eines alternativen Verständnisses von Sure 4,157 angeführt, um zu zeigen, dass dieser Text auch anders verstanden werden kann, als es die meisten heutigen Muslime tun.

Zusätzlich zu den bisherigen Gedanken sei angemerkt, dass es ohnehin nicht die Juden waren, die Jesus gekreuzigt haben. Auch wenn die Initiative zur Ermordung Jesu zweifellos von den jüdischen Führern ausging, waren es die Römer, die die Exekution durchgeführt haben. Ohne das Fehlurteil des Pilatus wäre Jesus nicht gekreuzigt worden31. Hätten die Juden ihn getötet, dann hätten diese ihn, wie den ersten christlichen Märtyrer Stephanus, gesteinigt. In diesem Sinne stimmt die Aussage von Sure 4,157 auf jeden Fall. Die Juden haben Jesus nicht getötet und gekreuzigt. Das haben die Römer gemacht. Insofern widerspricht der Wortlaut “Sie (die Juden) haben ihn nicht getötet” auch nicht der Faktizität der Kreuzigung Jesu, da diese ja durch die Römer ausgeführt wurde.

Das Argument, dass Gott seinen Knecht vor der Ermordung durch seine Feinde bewahren wollte, mag zeigen, dass die Menschen, die dieses Argument verwenden, eine grundsätzlich positive Einstellung zu Jesus haben mögen. Aber schon der unmittelbare Zusammenhang der Stelle zeigt, dass dieses Argument nicht zutrifft. Vers 155 wirft den Juden vor, dass diese die Propheten zu Unrecht getötet hätten, was auch zahlreichen Aussagen der Thora und des Evangeliums entspricht. Alle diese zu Unrecht getöteten Propheten wurden nicht vor dem Tod bewahrt, obwohl Gott immer an ihrer Seite stand. Gewiss besteht ein Unterschied zwischen Jesus und allen anderen Propheten darin, dass Jesus als Einziger völlig sündenlos war, und Jesus deshalb des Schutzes Gottes noch würdiger gewesen wäre als alle anderen Propheten. Aber weder der Bibel noch dem Koran können wir den Grundsatz entnehmen, dass die Propheten vor der Bosheit der Menschen absolut bewahrt werden würden.

Im Gegenteil: Die oben angeführten Stellen aus 2,154 und 3,169 lehren, dass der Tod “auf dem Weg Gottes” kein wirklicher Tod ist, kein Ende der Existenz sondern der Übergang zum Leben in der Gegenwart Gottes32. Wenn schon die Gläubigen, die in der Verfolgung ihr irdisches Leben verlieren, nicht wirklich tot sind, umso weniger konnte der Tod Jesus, den Fürsten des Lebens festhalten.

“Den hat Gott auferweckt, nachdem er die Wehen des Todes aufgelöst hatte, wie es denn nicht möglich war, dass er von ihm behalten würde.” (Apostelgeschichte 2,24)

Unter diesem Gesichtspunkt kann auch Sure 4,157 so verstanden werden, dass hier nicht die Geschichtlichkeit der Kreuzigung Jesu geleugnet wird, sondern dass hier ausgedrückt werden will, dass trotz der Kreuzigung und des physischen Sterbens Jesus nicht tot ist. Der Fürst des Lebens kann nicht getötet werden. Die Gegner Jesu haben mit der Kreuzigung Jesu ihr Ziel nicht erreicht. Jesus lebt in der Gegenwart seines Vaters!

Da, wie oben angeführt, andere Stellen des Koran klar über den Tod Jesu sprechen, und auch Sure 4,157 nicht notwendigerweise gegen die Tatsache der Kreuzigung Jesu spricht, ist auch von Muslimen den historischen Zeugnissen und den Dokumenten des Neuen Testaments Glauben zu schenken, dass Jesus von Nazareth tatsächlich gekreuzigt wurde.

3 Weiterführende Gedanken

3.1 Wäre Jesus nicht gestorben …

Die Prüfung jüdischer, christlicher, heidnischer und islamischer Quellen hat ergeben, dass es keinen ernsthaften Grund zum Zweifel am Kreuzestod Jesu gibt. Im Folgenden wollen wir auf zwei Konsequenzen aufmerksam machen, die die Bestreitung dieser historischen Tatsache auch für Muslime hat.

3.1.1 Gott wäre nicht wahrhaftig

Es entspricht dem durch die Vernunft erkennbaren Wesen Gottes, dass Gott absolut gut und wahrhaftig ist, dass Gott daher auch nicht lügen kann. Dieser wichtige Wesenszug Gottes wird auch durch die Worte der Bibel bestätigt:

“Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch der Sohn eines Menschen, dass er bereue. Sollte er gesprochen haben und es nicht tun und geredet haben und es nicht halten?” (Numeri 23,19)

“[…] in der Hoffnung des ewigen Lebens – das Gott, der nicht lügt, vor ewigen Zeiten verheißen hat;” (Titus 1,2)

Auch der Koran bezeugt das:

“Dies, weil Gott die Wahrheit ist, und weil Er die Toten lebendig macht und weil Er Macht hat zu allen Dingen […]” (Sure 22,6)

Jesus sagte über sich selbst:

“Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.” (Johannes 14,6)

Der Koran bestätigt dies:

“Das ist Jesus, der Sohn Marias. Es ist das Wort der Wahrheit, woran sie zweifeln.” (Sure 19,34)

Wie passt nun etwa folgender Text zur Wahrhaftigkeit Gottes?

Die Leute, die mit ‘Isa im Hause waren, wurden aus dem Haus zerstreut, bevor die Juden über ihn kamen. ‘Isa blieb, und seine Ähnlichkeit wurde auf einen seiner Gefährten geworfen, der noch mit ihm im Haus geblieben war. Und ‘Isa wurde erhöht, und einer, der in die Ähnlichkeit ‘Isas verwandelt worden war, wurde getötet. Und seine Gefährten dachten aufgrund dessen, was sie an dem, der ihm ähnlich gemacht wurde, geschehen sahen, dass der, der gekreuzigt worden war, ‘Isa sei. Und die Wahrheit der Angelegenheit war vor ihnen verborgen, weil sein Erhöhtwerden und die Veränderung dessen, der getötet wurde, in seine Ähnlichkeit, nach ihrem Zerstreutwerden geschehen ist. Auch hatten sie gehört, dass ‘Isa in jener Nacht seinen Tod angekündigt hatte, auch dass er getrauert hatte, weil er dachte, dass sich der Tod ihm nahte. Und sie haben das, was geschehen ist, als wahr verstanden, aber die Sache mit Gott war wirklich ganz unterschiedlich zu dem, was sie verstanden hatten. Und die Jünger, die das so verstanden haben, verdienen es nicht, Lügner genannt zu werden. (Aus dem Kommentar von Al-Tabari – 9./10. Jahrhundert)33

Al-Tabari war bemüht, die Jünger Jesu zu rechtfertigen. Sie verdienen nicht, Lügner genannt zu werden. Wenn aber nun die Jünger Jesu keine Lügner waren, wer dann? Wurden sie von Gott belogen? (Ein lästerlicher Gedanke!) Nach diesem Kommentar hat sogar Jesus selbst seinen Tod erwartet. Wurde auch Jesus getäuscht? Oder diente sein Verhalten auch nur dazu, die Jünger zu täuschen?

Wenn die Jünger Jesu keine Lügner waren, was den Tod Jesu betrifft, dann waren sie auch keine Lügner, was seine Auferstehung betrifft. Wie sind dann alle Zeugnisse über die Auferstehung zu erklären, wenn Jesus nicht tatsächlich auferstanden ist?

Gewiss ist Al-Tabari nur ein – wenn auch berühmter – Vertreter der zahlreichen Koranerklärer. Wie oben erwähnt, gibt es ja zahlreiche Varianten, Sure 4,157 zu erklären. Aber das Problem stellt sich bei allen Varianten der Substitutionstheorie: Die Jünger Jesu waren überzeugt davon, dass Jesus gestorben war, und haben das von Anfang an so weitergegeben, ja sie haben dieses Wissen auch bei ihren Hörern vorausgesetzt. Entweder haben die Jünger getäuscht, oder sie wurden getäuscht. Die Jünger waren bereit, mit ihrem Leben für ihre Botschaft einzustehen. Es ist nicht zu erwarten, dass ein Lügner bereit ist, für seine Lüge gefangen, geschlagen, gefoltert und getötet zu werden. Etliche der Jünger Jesu erlitten dieses Schicksal. Wenn die Jünger getäuscht wurden, dann konnte es nur Gott sein, der sie täuschte. Wie passt das aber zu dem Gott, der die Wahrheit in Person ist, der durch und durch Licht ist, und in dem es keine Spur einer Finsternis geben kann?

“Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist, und gar keine Finsternis in ihm ist.” (1 Johannes 1,5)

Interessant ist, dass manche muslimische Übersetzer keine Bedenken haben, Gott der Täuschung zu bezichtigen. So übersetzt Abu-r-Rida in 4,157:

“[…] während sie ihn doch weder erschlagen noch gekreuzigt hatten, sondern dies wurde ihnen nur vorgetäuscht […]”

Der arabische Text zwingt nicht zu dieser Übersetzung. Man könnte auch übersetzen: Es erschien ihnen nur so.

Weiters: Wenn Gott Jesus vom Kreuzestod bewahren wollte, warum hat er es in so einer versteckten Weise getan? Warum musste ein anderer an Jesu Statt sterben? Gott hätte Jesus auch ganz sichtbar vor allen vom Kreuz herabsteigen lassen können, oder vom Kreuz weg zu sich erhöhen können.

3.1.2 Jesus wäre kein Prophet

Jesus hat wiederholt, obwohl es für seine Jünger sehr schwer verstehbar war, über seinen Tod gesprochen:

“Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse.” (Matthäus 16,21)

“Als sie sich aber in Galiläa aufhielten, sprach Jesus zu ihnen: Der Sohn des Menschen wird überliefert werden in der Menschen Hände, und sie werden ihn töten, und am dritten Tag wird er auferweckt werden. Und sie wurden sehr betrübt.” (Matthäus 17,22-23)

“Und als Jesus nach Jerusalem hinaufging, nahm er die zwölf Jünger allein zu sich und sprach auf dem Weg zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden, und sie werden ihn zum Tode verurteilen; und sie werden ihn den Nationen überliefern, um ihn zu verspotten und zu geißeln und zu kreuzigen; und am dritten Tag wird er auferweckt werden.” (Matthäus 20,17-19)

Wenige Tage vor seinem Tod sagte Jesus:

“Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. […] Jetzt ist meine Seele bestürzt. Und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme aus dem Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn auch wieder verherrlichen.” (Johannes 12,23-24.27-28)

Nicht nur Jesus hat klar über seinen Tod gesprochen. Auch Gott hat die Worte Jesu bestätigt.

Auch bei seiner letzten gemeinsamen Mahlzeit mit seinen Jüngern sprach Jesus klar über seinen Tod:

“Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.” (Lukas 22,20)

Wenn Jesus von seinem Blut sprach, das vergossen werden wird, dann konnte er nur seinen Tod damit meinen.

Kurz vor seiner Verhaftung bezog er noch ein Wort aus dem Buch des Propheten Sacharja auf sich:

“Darauf spricht Jesus zu ihnen: Ihr werdet euch alle in dieser Nacht an mir ärgern; denn es steht geschrieben: “Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.” Nachdem ich aber auferweckt sein werde, werde ich vor euch hingehen nach Galiläa.” (Matthäus 26,31-32)

Dem entsprechen auch die Worte des Säuglings Jesus im Koran:

“Und Friede sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich wieder zum Leben erweckt werde.” (Sure 19,33)

Jesus hat als Prophet immer wieder über seinen Tod und seine Auferweckung gesprochen. Er hat nie angekündigt, dass ihn Gott auf wunderbare Weise vor dem Tod bewahren würde.

Wäre Jesus nicht gekreuzigt worden, wäre er kein Prophet gewesen. Er hätte nichts über Gottes Wirken an sich selbst gewusst. Wie könnte er der Gesandte Gottes, ja sogar das Wort Gottes sein, wenn er so sehr im Irrtum über sich selbst und sein eigenes Schicksal gewesen wäre? Er könnte uns nicht den Weg Gottes zeigen. Sowohl Christen als auch Muslime wären im Irrtum.

3.2 Jesus starb für uns

Da wir aber wissen, dass Gott die Wahrheit ist und nicht lügen kann, dass Jesus Prophet Gottes – ja mehr als ein Prophet – ist, ist der Tod Jesu am Kreuz eine unumstößliche Tatsache.

Im Folgenden wollen wir einige Gedanken über die Bedeutung des Todes Jesu anreißen. Es geht uns hier nicht um eine vollständige Behandlung dieses umfangreichen Themas. Es sollen nur einige Anstöße zum weiteren Nachdenken gegeben werden. Für einen tieferen Austausch über diese Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Zuerst wollen wir einige Aspekte auflisten, die die Bedeutung des Todes Jesu für alle Menschen zeigen, und dann noch kurz einige Lehrmeinungen zurückweisen, die oft als “christliche” Lehre betrachtet werden, aber ohne ausreichende biblische Basis sind.

3.2.1 Was bedeutet Jesu Tod für uns?
  • Jesus ist der treue Zeuge

Sure 4,159 sagt über Jesus:

“Am Tag der Auferstehung wird er über sie Zeuge sein.” (Sure 4,159b)

Jesus war ein Zeuge nicht erst am Tag der Auferstehung, sondern auch während seines irdischen Lebens. Während seines Prozesses vor dem römischen Prokurator Pontius Pilatus sagte Jesus:

“Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.” (Johannes 18,37)

Mit seinem ganzen Leben, und auch mit seinem Sterben hat Jesus Zeugnis abgelegt für die Wahrheit. Gottes Wahrheit war ihm wichtiger als selbst das irdische Leben. Er blieb Gottes Auftrag treu bis in den Tod hinein. Darum heißt es im Buch der Offenbarung auch:

“[…] und von Jesus Christus, der der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde!” (Offenbarung 1,5a)

Jesus war der treue Zeuge bis in den Tod hinein. Und so ist er auch als der Auferstandene noch viel mehr der Zeuge für Gottes Wahrheit, für Gottes Liebe und Treue, dem wir unser ganzes Leben anvertrauen dürfen.

  • Jesus ist ein Zeichen für alle Menschen

“[…] Wir wollen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns machen. Und es ist eine beschlossene Sache.” (aus Sure 19,21)

Jesus sagte zu den Juden, wie er für alle Menschen zum Zeichen werden wird:

“Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.” (Johannes 12,32)

Sein Jünger Johannes, der das Evangelium geschrieben hat, fügt ergänzend hinzu:

“Dies aber sagte er, um anzudeuten, welches Todes er sterben sollte.” (Johannes 12,33)

Die Juden haben durch die Hand der Römer Jesus ans Kreuz “erhöht”. Gott hat ihn auferweckt und zu sich erhoben. So wurde Jesus in seiner Verherrlichung zum Zeichen für alle Menschen. Er hat die Autorität und Herrlichkeit, alle Menschen zu sich und so durch ihn zu Gott zu ziehen. In seiner Liebe ruft er alle Menschen.

Er erfüllte dadurch auch das Wort des Propheten Jesaja:

“Und an jenem Tag wird es geschehen: der Wurzelspross Isais34, der als Feldzeichen der Völker dasteht, nach ihm werden die Nationen fragen; und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein.” (Jesaja 11,10)

  • Jesus ist Gottes Barmherzigkeit

“[…] Wir wollen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns machen. Und es ist eine beschlossene Sache.” (aus Sure 19,21)

In der Person Jesu begegnet uns Gottes Barmherzigkeit. Das betrifft die Zeit seines irdischen Lebens, aber er brachte uns Gottes Barmherzigkeit auch durch seinen Tod und seine Auferstehung nahe.

Daher musste er in allem den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig und ein treuer Hoherpriester35 vor Gott werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen; denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht worden ist, kann er denen helfen, die versucht werden. (Hebräer 2,17-18)

“Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten! Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem in gleicher Weise wie wir versucht worden ist, doch ohne Sünde.” (Hebräer 4,14-15)

Um uns helfen zu können, wurde er uns ganz gleich. Er war sogar bereit, Versuchungen zu erdulden, die er aber alle, ohne zu sündigen, durchkämpft und überwunden hat. So kann er auch uns in unseren Versuchungen helfen.

Als er unter den Menschen gewirkt hat, machte er durch seine Worte, seine Zuneigung zu denen, die von den Menschen abgelehnt waren, durch seine Wunder, durch sein ganzes Verhalten, Gottes Barmherzigkeit sichtbar. In seinem Tod, in dem er auf die Ablehnung und den Hass der Menschen nur mit Liebe und Vergebung reagiert hat, zeigte er auch, wie barmherzig Gott ist, wie sehr Gott uns Menschen aus unseren Sünden heraushelfen will, dass er den Hass der Menschen mit vergebender Liebe überwinden wollte.

Die Barmherzigkeit Gottes wird aber nur an denen wirksam, die an ihn glauben, an denen, die die Zuneigung Gottes, die uns in Jesus begegnet glaubend annehmen.

“Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat, auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr gerettet!” (Epheser 2,4-5)

  • Jesus bringt uns Gottes Liebe

“Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.” (Johannes 3,16)

Dieser Vers spricht nicht ausdrücklich über den Tod Jesu. Aber er zeigt, in welchem Rahmen wir den Tod Jesu zu verstehen haben. Gott ist die Liebe (1 Johannes 4,8). Jesus ist gekommen, um uns diese Liebe Gottes zu zeigen. Er hat das durch sein ganzes Leben, durch all seine Worte und Taten getan. Diese Gesinnung der Liebe und Hingabe hat Jesus bis in den Tod hinein gezeigt. Gott liebt uns, die wir durch unsere Sünden seine Feinde waren, so sehr, dass er sogar bereit war, den Tod Jesu in Kauf zu nehmen, um uns dadurch aus unseren Sünden herauszuholen.

Jesus zeigte uns, dass Gott nicht nur die liebt, die ihn lieben. Gott hat uns schon geliebt, als wir durch unsere Sünden noch seine Feinde waren.

“Denn Christus ist, als wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen möchte vielleicht jemand auch zu sterben wagen. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.” (Römer 5,6-8)

  • Jesus bringt Frieden, er versöhnt uns mit Gott

“Und Friede sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich wieder zum Leben erweckt werde.” (Sure 19,33)

Jesus ist im Frieden mit Gott gestorben. Da er ohne Sünde war, hat nichts seine Beziehung zu seinem Vater getrübt. Aus der Bibel erfahren wir, dass Jesus nicht nur selber im Frieden mit Gott gelebt hat und gestorben ist, sondern dass er selber unser Friede ist, dass er durch seine Liebe und Hingabe bis in den Tod hinein den durch unsere Sünden zerstörten Frieden mit Gott wieder hergestellt hat.

So sagte der Prophet Micha über den Messias:

“Und dieser wird Friede sein.” (Micha 5,4a)

Nach der Geburt Jesu sangen die Engel:

“Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden in den Menschen des Wohlgefallens!” (Lukas 2,14)

Am Abend vor seinem Tode sagte Jesus zu seinen Jüngern:

“Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch.” (Johannes 14,27)

Paulus schrieb an die Römer:

“Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.” (Römer 5,1)

und an die Gemeinde in Kolossä:

“[…] und durch ihn alles mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes – durch ihn, sei es, was auf der Erde oder was in den Himmeln ist. Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unsträflich vor sich hinzustellen, […]” (Kolosser 1,20-22)

Wie kann das nun sein, dass der Tod Jesu, das Blut, das er am Kreuz vergossen hat, Frieden bewirkt? Wie kann es sein, dass dieses große Verbrechen, die Ermordung des Messias, die Versöhnung der Menschen mit Gott (und folglich auch die Versöhnung der Menschen untereinander) bewirken sollte?

Paulus schreibt an die Kolosser, dass wir durch unsere Sünden Gott entfremdet und seine Feinde waren. Durch unsere Vergehen sind wir wie Rebellen, die gegen Gott und seine Herrschaft kämpfen. Doch Gott liebt uns. Er will nichts mehr, als dass wir die Rebellion gegen ihn aufgeben, und mit ihm Frieden schließen. Darum hat Gott immer wieder Menschen gesandt, die die Menschen zur Umkehr aufrufen sollten. Oftmals wurden diese Gesandten abgelehnt, verspottet, manchmal auch getötet. Am direktesten hat Gott dadurch gesprochen, dass Sein ewiges Wort in Jesus Mensch geworden ist. In Jesus, dem Wort Gottes, hat Gott selbst zu den Menschen gesprochen. Und gerade in der Konfrontation mit Jesus zeigte sich die Bosheit der rebellischen Menschheit am deutlichsten. Er wurde abgelehnt, gehasst, verfolgt, gefoltert, gekreuzigt. In Jesus haben die Menschen Gott abgelehnt. Aber Jesus reagierte auf all den Hass der Menschen nur mit Liebe. Noch am Kreuz hatte er den tiefen Wunsch, dass Gott den Menschen vergeben möchte. Er blieb heilig und ohne Sünde bis in den Tod hinein. Nicht der kleinste schlechte Gedanke kam in ihm auf, nicht die geringste Regung des Hasses oder der Verachtung war in ihm. So zeigte er, dass Gottes Liebe größer ist als der Hass der Menschen.

Er hat so die Sünde der Menschen überwunden. Jeder, der an ihn glaubt, empfängt durch ihn die Vergebung und erfährt durch den Glauben an ihn die Kraft zu einem neuen Leben in Heiligkeit, nicht deswegen, weil Gott die Sünde in Jesus bestraft hätte, sondern deswegen, weil Gott in Jesus jedem Menschen die Möglichkeit schenkt, seine Sünden zu erkennen, zu bereuen und ein neues Leben zu beginnen.

Durch den Glauben an Jesus wird unser altes sündhaftes Leben in den Tod Jesu hinein genommen. Wir brauchen nicht mehr nach den Maßstäben unseres alten sündhaften Lebens zu leben. Wir sind mit Gott versöhnt und erfahren seine Kraft in uns.

Paulus drückte das in seinem zweiten Brief an die Korinther so aus:

“Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir zu diesem Urteil gekommen sind, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. Und für alle ist er gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist. […] Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Alles aber von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat, nämlich dass Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnete und in uns das Wort von der Versöhnung gelegt hat.” (2 Korinther 5,14-15.17-19)

Durch den Glauben an Jesus werden wir eine neue Schöpfung. Wir empfangen Vergebung der Sünden, wir sind mit Gott versöhnt.

  • Jesus hat die Sünde besiegt. Er bringt Vergebung

Jesus war genauso Mensch wie wir, er wurde zur Sünde versucht. Aber im Gegensatz zu uns und allen anderen Menschen hat er der Versuchung nie nachgegeben. Er hat nie gesündigt. Er hatte immer nur das Gute im Sinn. Sein ganzes Wollen, Denken, Reden und Tun war von dem Wunsch geprägt, das Gute zu tun, Gott zu verherrlichen, den Menschen zu dienen. Selbst als er am Kreuz neben den schlimmsten körperlichen Qualen auch alle Verachtung und Spott der Menschen erleben musste, auch dass ihn die meisten seiner Jünger verlassen hatten, hatte er nur Gutes, nur Liebe und Vergebung im Sinn. So hat er nicht nur die Sünde in seinem eigenen Leben überwunden. Sein Sieg über die Sünde ist für alle da, die an ihn glauben.

“Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Gestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sandte und die Sünde im Fleisch verurteilte, […]” (Römer 8,3)

Dieser Vers ist nicht so leicht zu verstehen. Gemeint ist: Gott hat Jesus so gesandt, wie wir sind: “in der Gestalt des Fleisches der Sünde”, d. h., allen Angriffen der Sünde ausgesetzt. Aber genau in diesem Fleisch hat Jesus die Sünde verurteilt, dadurch, dass er nie gesündigt hat. Wenn wir an Jesus glauben, trifft auf uns zu, was Paulus an die Korinther geschrieben hat:

“Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!” (1 Korinther 15,57)

“In ihm haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden.” (Kolosser 1,14)

  • Jesus hat den Tod besiegt

Petrus sagte über Jesus:

“Den hat Gott auferweckt, nachdem er die Wehen des Todes aufgelöst hatte, wie es denn nicht möglich war, dass er von ihm behalten würde.” (Apostelgeschichte 2,24)

Jesus ist der Fürst oder Urheber des Lebens (Apostelgeschichte 3,15). Er, durch den die ganze Welt ins Dasein gekommen ist, konnte auch nach seinem Tod nicht im Tode bleiben. Durch ihn ist der Tod besiegt worden.

“Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil gehabt, um durch den Tod den zunichte zu machen, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, […]” (Hebräer 2,14)

Der Urheber des Lebens ist einer von uns geworden, er ist selber gestorben, um gerade dadurch den Tod zu überwinden. Er hat dadurch auch den überwunden, der die Macht des Todes hat, den Teufel.

  • Jesus hat den Satan besiegt

Schon während seines irdischen Lebens sagte Jesus im Zusammenhang mit Dämonenaustreibungen:

“Ich schaute den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.” (Lukas 10,18)

Schon sein Leben auf dieser Erde war ein einziger Sieg über Satan. Jesus hat nie gesündigt. Er hat Menschen zur Umkehr geführt, er hat Gebundene befreit. Durch seine Treue und Liebe, durch seine Heiligkeit bis in den Tod hinein, hat er den Satan völlig besiegt.

“Die Fürsten und Gewalten hat er (Gott) entwaffnet und öffentlich zur Schau gestellt; durch Christus hat er über sie triumphiert.” (Kolosser 2,15 Einheitsübersetzung)

Irdisch betrachtet war der Tod Jesu am Kreuz eine Zurschaustellung eines unschuldig gemarterten und ermordeten Menschen. Aber in diesem Tod Jesu wurde sichtbar, dass Seine Liebe, die die Liebe Gottes war, stärker war als alle Bosheit der Menschen und aller gottfeindlichen Mächte. Sichtbar wurde dieser Sieg in der Auferstehung Jesu.

  • Jesus ist unser Vorbild

“Dazu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war kein trügerisches Wort. Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter.” (1 Petrus 2,21-23 Einheitsübersetzung)

Auch wenn Christen im Normalfall nicht gefoltert und ermordet werden, ist doch sein Leben und Sterben unser Vorbild. Wir folgen seinen Fußspuren in unserem Kampf gegen die Sünde, in unserer Liebe zu den Menschen, die von ihm entzündet wurde. Seine Hingabe bis in den Tod hinein ist der Maßstab für unsere Hingabe.

  • Jesus hat sich vollkommen hingegeben

“Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder! Und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Opfergabe und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch!” (Epheser 5,1-2)

“Ihr Männer, liebt eure Frauen!, wie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen, sie reinigend durch das Wasserbad im Wort, damit er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei.” (Epheser 5,25-27)

“(Jesus Christus), […] der sich selbst für unsere Sünden hingegeben hat, damit er uns herausreiße aus der gegenwärtigen bösen Welt nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, […]” (Galater 1,4)

Jesu Leben und Sterben war Hingabe. Er hat alles, was er war und hatte, sich selbst, ganz hingegeben. Wenn “Islam” Hingabe an Gott bedeutet, dann war Jesus der einzige wirklich vollkommene Muslim. Das Ziel seiner Hingabe ist unsere Heiligung, die ihren Ausdruck in unserer Hingabe findet.

“Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.” (1 Johannes 3,16)

3.2.2 Was der Tod Jesu nicht bedeutet
  • “Gott kann nur vergeben, wenn Blut fließt”

Im Buch des Propheten Jesaja lesen wir:

“Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Mann der Bosheit seine Gedanken! Und er kehre um zu dem HERRN, so wird er sich über ihn erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung!” (Jesaja 55,7)

Dieses Wort des Propheten zeigt sehr schön, wie sehr es Gottes Wille ist, den Menschen zu vergeben. Es gibt nur eine Voraussetzung für die Vergebung: die Umkehr. Das wird auch noch an verschiedenen anderen Stellen der Bibel klar ausgedrückt:

“So tat ich dir kund meine Sünde und deckte meine Schuld nicht zu. Ich sagte: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen; und du, du hast vergeben die Schuld meiner Sünde.” (Psalm 32,5)

“Wer ist ein Gott wie du, der Schuld vergibt und Vergehen verzeiht dem Rest seines Erbteils! Nicht für immer behält er seinen Zorn, denn er hat Gefallen an Gnade. Er wird sich wieder über uns erbarmen, wird unsere Schuld niedertreten. Und du wirst alle ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.” (Micha 7,18-19)

“Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.” (1 Johannes 1,9)

Wenn wir keine Vergebung empfangen, liegt das nicht an Gott, sondern an uns. Wenn wir unsere Sünde nicht sehen wollen, wenn wir die Sünde mehr lieben als Gott, verschließen wir uns für das große Geschenk der Vergebung.

“Siehe, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören; sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört.” (Jesaja 59,1-2)

Jesus ist gekommen, um uns zur Umkehr zu führen, zur Einsicht in unsere Sünden, dazu, das Böse zu hassen und das Gute zu lieben. Wenn wir an ihn glauben, macht er uns frei von unseren Sünden.

“Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave. […] Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.” (Johannes 8,34.36)

Leider wird folgender Satz aus dem Hebräerbrief oft falsch verstanden:

“[…] und fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung.” (Hebräer 9,22)

Es geht hier nicht darum, dass Gott ohne Blutvergießen nicht vergeben könne. Der Schreiber dieses Briefes weist darauf hin, wie es zur Zeit des Alten Testaments normalerweise war. Wenn jemand gesündigt hat, opferte er im Tempel ein Schaf oder einen Stier, um dadurch seiner Reue Ausdruck zu verleihen. Er wollte Gott ein wertvolles Geschenk bringen, durch das er zeigen wollte, wie sehr ihm die Sünde leidtat, und wie ernst sein Wille zur Umkehr war. Jesus hat sein Blut vergossen, nicht, weil Gott das Blut Jesu zur Vergebung brauchte, sondern weil er uns dadurch zeigen wollte, wie wichtig ihm unsere Umkehr ist. Er möchte uns ganz befreien.

  • “Jesus war am Kreuz von Gott verlassen”

Dieser Gedanke wird sowohl vom Koran als auch von der Bibel verworfen:

“Und Friede sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich wieder zum Leben erweckt werde.” (Sure 19,33)

Jesus ist im Frieden mit Gott gestorben.

Im Johannesevangelium sagt er:

“Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue.” (Johannes 8,29)

“Siehe, es kommt die Stunde und ist gekommen, dass ihr euch zerstreuen werdet, ein jeder in seine Heimat und mich allein lassen werdet; doch ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.”(Johannes 16,32)

Jesus war von Gott gesandt. Gott hat ihn nie allein gelassen, weil er allezeit Gottes Willen tat.

Kurz vor seinem Tod drückte Jesus sein tiefstes Vertrauen zu Gott aus:

“Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist! Und als er dies gesagt hatte, verschied er.” (Lukas 23,46)

Wenn im Matthäusevangelium berichtet wird, dass Jesus rief:

“Elí, Elí, lemá sabachtháni? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” (Matthäus 27,46b)

so ist das kein Widerspruch zum Bericht von Lukas.

Diese Worte sind die Anfangsworte des 22. Psalms. Jesus hatte nach der Folter und der Kreuzigung nicht mehr die Kraft, den ganzen Psalm zu beten. Aber mit den Anfangsworten war der ganze Psalm mitgemeint36. Dieser Psalm spricht viel über das Leiden eines unschuldigen Gerechten. Aber er spricht auch über die Treue Gottes und den Rettungsplan Gottes für alle Menschen. Besonders Vers 25 zeigt, dass der leidende Gerechte nicht von Gott verlassen ist:

“Denn er hat nicht verachtet noch verabscheut das Elend des Elenden, noch sein Angesicht vor ihm verborgen; und als er zu ihm schrie, hörte er.” (Psalm 22,25)

Vers 28 spricht vom Heil Gottes für alle Menschen:

“Es werden daran gedenken und zum HERRN umkehren alle Enden der Erde; vor dir werden niederfallen alle Geschlechter der Nationen.” (Psalm 22,28)

Im Leiden Jesu hat sich dieser Psalm erfüllt. Gott hat Jesus nicht verlassen, Gott hat sein Angesicht nicht vor ihm verborgen. Gott will aber durch Jesus alle Enden der Erde zur Umkehr führen, alle Geschlechter der Nationen werden niederfallen vor Gott und seinem Gesalbten.

  • “Jesus starb an unserer Stelle”

Wir finden in der Bibel Aussagen, an denen gesagt wird, dass Jesus für uns gestorben und auferstanden ist, so etwa:

“Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.” (Römer 5,8)

“Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften; und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften; und dass er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen.” (1 Korinther 15,3-5)

Vielfach wird das so verstanden, dass Jesus an unserer Stelle gestorben ist, sodass Jesus von Gott statt uns bestraft worden wäre, als ob Gott nur vergeben könne, wenn jemand bestraft wird. Das allerdings wird in der Bibel nicht gelehrt. Jesus ist für uns gestorben, um uns zur Reue und Umkehr und in der Folge zu einem neuen Leben mit ihm zu führen.

Jeder Christ kann gemeinsam mit Paulus dankbar bekennen:

“[…] und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.” (Galater 2,20)

3.3 Jesus lebt, erhöht zur Rechten Gottes

Wir kommen zurück zum Anfang unserer Ausführungen. Die Erniedrigung Jesu, des Messias bis in den Tod hinein, wie sie von den Schriften des Alten Bundes angekündigt wurde, vom Indschil bezeugt, von profanen Geschichtsschreibern bestätigt und auch vom Koran vorausgesetzt wurde, war nicht das Ende, sondern der Ausgangspunkt für seine Verherrlichung.

“Und Friede sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich wieder zum Leben erweckt werde.” (Sure 19,33)

Nach dem Tod kam die Auferweckung und Erhöhung Jesu.

“Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.” (Philipper 2,5-11)

“Daher kann er die auch völlig retten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immer lebt, um sich für sie zu verwenden. Denn ein solcher Hoherpriester geziemte sich auch für uns: heilig, sündlos, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden, […]” (Hebräer 7,25-26)

Durch Ihn, der für alle Ewigkeit zu Gott erhöht wurde, dürfen wir dem Vater voll Zuversicht nahen. Danken wir ihm für dieses Geschenk und folgen wir den Fußstapfen Jesu!


  1. bzw. seine heute übliche Interpretation, siehe weiter unten. 
  2. “Und sie brachen auf vom Berg Hor, auf dem Weg zum Schilfmeer, um das Land Edom zu umgehen. Und die Seele des Volkes wurde ungeduldig auf dem Weg; und das Volk redete gegen Gott und gegen Mose: Wozu habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt? Damit wir in der Wüste sterben? Denn es ist kein Brot und kein Wasser da, und unserer Seele ekelt es vor dieser elenden Nahrung. Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk, und sie bissen das Volk; und es starb viel Volk aus Israel. Da kam das Volk zu Mose, und sie sagten: Wir haben gesündigt, dass wir gegen den HERRN und gegen dich geredet haben. Bete zu dem HERRN, dass er die Schlangen von uns wegnimmt! Und Mose betete für das Volk. Und der HERR sprach zu Mose: Mache dir eine Schlange und tu sie auf eine Stange! Und es wird geschehen, jeder, der gebissen ist und sie ansieht, der wird am Leben bleiben. Und Mose machte eine Schlange von Bronze und tat sie auf die Stange; und es geschah, wenn eine Schlange jemanden gebissen hatte und er schaute auf zu der ehernen Schlange, so blieb er am Leben.” (Numeri 21,4-9) 
  3. Mit dem “Sohn des Menschen” hat Jesus sich selbst gemeint. 
  4. “Da sprach Gott zu Mose: “Ich bin, der ich bin.” Dann sprach er: So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: Der “Ich bin” hat mich zu euch gesandt.” (Exodus 3,14) 
  5. “Ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, dass ich [es] bin. Vor mir wurde kein Gott gebildet, und nach mir wird keiner sein.” (Jesaja 43,10) 
  6. Alternative Übersetzung laut Fußnote der Elberfelder Bibel. 
  7. Manchmal haben Propheten etwas, das ganz sicher eintreten wird, in der Vergangenheit ausgedrückt. Sie wollten damit sagen, dass etwas so sicher kommen wird, dass es schon so fest steht, wie eine vergangene Sache. 
  8. Darauf spricht Jesus zu ihnen: Ihr werdet euch alle in dieser Nacht an mir ärgern; denn es steht geschrieben: “Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.” (Matthäus 26,31) 
  9. Auch der Koran erwähnt wiederholt, dass Propheten oder Gesandte Gottes ermordet wurden, z. B.: “Und Wir ließen dem Mose das Buch zukommen und nach ihm die Gesandten folgen. Und Wir ließen Jesus, dem Sohn Marias, die deutlichen Zeichen zukommen und stärkten ihn mit dem Geist der Heiligkeit. Wollt ihr euch denn jedes Mal, wenn euch ein Gesandter etwas bringt, was ihr nicht mögt, hochmütig verhalten und einen Teil (von ihnen) der Lüge zeihen und einen (anderen) Teil töten?” (Sure 2,87) Weitere Stellen: Sure 2,61.91; 3,21.183; 4,155. 
  10. Wenn wir hier im Munde Jesu die Bezeichnung “Satan” für Petrus finden, so meinte Jesus nicht, dass Petrus der Satan sei, oder dass der Satan in Petrus hineingefahren sei. In der hebräischen Sprache bedeutet das Wort “Satan” “Widersacher”. Petrus wurde durch seinen Vorschlag, dass Jesus dem Leiden ausweichen solle, zum Widersacher Jesu und Gottes. 
  11. vergleiche dazu 2 Petrus 1,15. 
  12. Maria ist die einzige im Koran mit Namen erwähnte Frau. Die dadurch ausgedrückte Hochachtung weist auch darauf hin, dass sie eine verlässliche Zeugin war. 
  13. Zitiert nach: Tacitus, Sämtliche Werke, Phaidon Verlag Essen, Unter Zugrundelegung der Übertragung von Wilhelm Bötticher neu bearbeitet von Andreas Schäfer, S. 611; http://www.mc-rall.de/histjesu.htm#1.1.1. 
  14. Zitiert nach F.F. Bruce, Außerbiblische Zeugnisse über Jesus und das frühe Christentum, Herausgegeben von Eberhard Güting, 2. Auflage, Giessen, Basel 1992; S. 20. 
  15. Zitiert nach Bruce, Außerbiblische Zeugnisse, S. 46. 
  16. Wir haben das bekannte Zeugnis des jüdischen Historikers Flavius Josephus in Antiquitates 18,63-64 nicht angeführt, da die heutige Fassung des Textes höchstwahrscheinlich später überarbeitet wurde. Fachleute gehen aber davon aus, dass die ursprüngliche von Flavius Josephus im Jahre 93 verfasste Version des Textes auch den Tod Jesu erwähnt. Mehr dazu hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Au%C3%9Ferchristliche_Notizen_zu_Jesus_von_Nazaret#Testimonium_Flavianum. 
  17. Zu beachten ist auch die ähnliche Formulierung in derselben Sure (19,15) über Johannes den Täufer: Und Friede sei über ihm am Tag, da er geboren wurde, und am Tag, da er stirbt, und am Tag, da er wieder zum Leben erweckt wird. Hier ist doch offensichtlich der Beginn und das Ende seines Lebens auf dieser Erde gemeint. 
  18. Zur Auslegungsgeschichte dieser Stelle siehe: Todd Lawson, The Crucifixion and the Qur’an, A Study in the History of Muslim Thought, Oxford 2009. Dieses Buch dient auch als Quelle der folgenden Ausführungen. 
  19. Mujahid b. Jabr Al-Makki (gestorben 722), Lawson, S. 48-49; Qatada Ibn Di Ama (gestorben 735/6), Lawson, S. 54-55. 
  20. Wahb Ibn Munabbih (gestorben 732), Lawson, S. 49-54; Al-Qushayri (gestorben 1072), Lawson, S. 98-100; Muhammad Ibn Ishaq (gestorben 767/8) wusste sogar, dass der Name des gekreuzigten Jüngers Serjes war (Lawson, S. 61-63). Al-Tabari (gestorben 923) schrieb allgemein von einem Gefährten Jesu, aber er schreibt nichts über die Bitte Jesu an seine Jünger, dass jemand an seiner Statt sterben sollte. (Lawson, S. 70-72). 
  21. Alternative Auslegung von Wahb Ibn Munabbih (gestorben 732), Lawson, S. 49-54; Rashid Rida (gestorben 1935) unter Berufung auf das apokryphe im Mittelalter geschriebene Barnabasevangelium, Lawson, S. 123-128. 
  22. Abd Al-Jabbar (gestorben 1025), Lawson, S. 89-91. 
  23. Al-Baydawi (gestorben 1286), Lawson, S. 103-104. 
  24. Abd Allah Ibn Abbas (gestorben 687), Lawson, S. 44-48. 
  25. Al-Maturidi (gestorben 933), Lawson, S. 74-75. 
  26. Muqatil b. Sulayman Al-Balkhi (gestorben 767), Lawson, S. 60-61. 
  27. Al-Thalabi (gestorben 1035), Lawson, S. 91. 
  28. Al-Tusi (gestorben 1067), Lawson, S. 92-95. 
  29. So Sayyid Qutb (gestorben 1966), Lawson, S.128-131, und Mawdudi (gestorben 1979), Lawson, S. 131-139. 
  30. Irenäus von Lyon (ca. 135-202) schreibt in Gegen die Häresien, I,24,3-4 über Basilides. Hier der Auszug über den Tod Jesu:
    Aber er hat nicht gelitten, sondern ein gewisser Simon von Cyrene, den man zwang, für ihn das Kreuz zu tragen. Dieser wurde irrtümlich und unwissentlich gekreuzigt, nachdem er von ihm verwandelt war, sodass er für Jesus gehalten wurde. Jesus aber nahm die Gestalt des Simon an und lachte sie aus, indem er dabeistand. Er war ja die unkörperliche Kraft und der Nous des ungezeugten Vaters, deswegen konnte er sich nach Belieben verwandeln und stieg so wieder zu dem hinauf, der ihn gesandt hatte, indem er derer spottete, die ihn nicht halten konnten, und unsichtbar für alle war. Befreit also sind, die dies wissen, von den Schöpferfürsten der Welt. Nicht den Gekreuzigten darf man bekennen, sondern den, der anscheinend gekreuzigt wurde, Jesus hieß und vom Vater gesandt wurde, um durch diese Veranstaltung die Werke derer zu zerstören, die die Welt gemacht haben.”
    Diese Lehre des Basilides widerspricht nicht nur dem Christentum, sondern auch dem Islam. Ein Jesus, der darüber lacht, dass ein armer unschuldiger Mensch an seiner Stelle furchtbare Schmerzen ertragen musste, ist weder der Jesus des Christentums noch der des Islams. Dieser Text zeigt auch, dass Basilides nicht an einen guten Weltschöpfer glaubte. 
  31. Ein weiteres Problem des Textes von Sure 4,157 sei hier nur kurz angemerkt. Es ist undenkbar, dass ein Jude je gesagt haben sollte: “Wir haben Christus Jesus, den Sohn Marias, den Gesandten Gottes, getötet.” Ein Jude, der sagt, dass sein Volk den Messias, den Gesandten Gottes getötet habe, anerkennt, dass Jesus der Messias ist. 
  32. Wir möchten hier klar betonen, dass aus der Sicht des Neuen Testaments der “Tod auf dem Weg Gottes” sich nicht auf Menschen beziehen kann, die mit Gewalt gegen andere vorgehen. 
  33. eigene Übersetzung aus dem Englischen, nach Lawson, S. 71; vgl. Al-Tabari, Band 9, S. 374. 
  34. Isai war der Vater Davids. Jesus kommt aus der Familie Davids. Er ist so der Wurzelspross Isais, in dem Gott dieses prophetische Wort erfüllt hat. 
  35. Die Thora spricht über den Hohenpriester als einem Menschen, der andere vor Gott vertritt und für sie Opfer dabringt. Im Hebräerbrief zeigt uns Gott Jesus als den wahren Hohenpriester, der uns mit Gott versöhnt. 
  36. Unter folgendem Link kann der ganze Psalm gelesen werden: http://www.bibleserver.com/#/text/ELB/Psalmen22. 

Die Dreieinigkeit und der Koran

Der Glaube an den dreieinen Gott stellt einen wesentlichen Unterschied in der Lehre über Gott im Christentum und im Islam dar. Wir wollen uns deswegen mit den Aussagen des Koran zu dieser christlichen Lehre auseinandersetzen. Es geht uns hier nicht um eine umfassende Darlegung der christlichen Lehre der Dreieinigkeit, sondern darum, zu prüfen, wie weit die Aussagen des Koran überhaupt die christliche Lehre betreffen.

Wir wollen uns die wichtigsten Koranstellen zu diesem Thema anschauen und unter folgenden Gesichtspunkten betrachten:

1 Die Texte

Es sind vor allem folgende Abschnitte, die sich direkt oder indirekt mit der Dreieinigkeit beschäftigen:

“O ihr Leute des Buches, übertreibt nicht in eurer Religion und sagt über Gott nur die Wahrheit. Christus Jesus, der Sohn Marias, ist doch nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das Er zu Maria hinüberbrachte, und ein Geist von Ihm. So glaubt an Gott und seine Gesandten. Und sagt nicht: Drei. Hört auf, das ist besser für euch. Gott ist doch ein einziger Gott. Preis sei Ihm, und erhaben ist Er darüber, dass Er ein Kind habe. Er hat, was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Und Gott genügt als Sachwalter.” (Sure 4,171)

“Ungläubig sind diejenigen, die sagen: “Gott ist Christus, der Sohn Marias”, wo doch Christus gesagt hat: “O ihr Kinder Israels, dienet Gott, meinem Herrn und eurem Herrn.” Wer Gott (andere) beigesellt, dem verwehrt Gott das Paradies. Seine Heimstätte ist das Feuer. Und die, die Unrecht tun, werden keine Helfer haben. Ungläubig sind diejenigen, die sagen: “Gott ist der Dritte von Dreien”, wo es doch keinen Gott gibt außer einem einzigen Gott. Wenn sie mit dem, was sie sagen, nicht aufhören, so wird diejenigen von ihnen, die ungläubig sind, eine schmerzhafte Pein treffen.” (Sure 5,72-73)

“Und als Gott sprach: “O Jesus, Sohn Marias, warst du es, der zu den Menschen sagte: ‘Nehmt euch neben Gott mich und meine Mutter zu Göttern?’ ”
“Ich habe ihnen nichts anderes gesagt als das, was Du mir befohlen hast, nämlich: ‘Dienet Gott, meinem Herrn und eurem Herrn.’ Ich war Zeuge über sie, solange ich unter ihnen weilte. Als Du mich abberufen hast, warst Du der Wächter über sie. Und Du bist über alle Dinge Zeuge.” (Sure 5,116-117)

“Und sie sagen: “Der Erbarmer hat sich ein Kind genommen.” Ihr habt da eine ungeheuerliche Sache begangen. Die Himmel brechen bald auseinander, und die Erde spaltet sich, und die Berge stürzen in Trümmern darüber, dass sie dem Erbarmer ein Kind zuschreiben. Es ziemt doch dem Erbarmer nicht, sich ein Kind zu nehmen. Niemand in den Himmeln und auf der Erde wird zum Erbarmer anders denn als Diener kommen können.” (Sure 19,88-93)

“Gott hat sich kein Kind genommen. Und es gibt keinen Gott neben Ihm, sonst würde jeder Gott das wegnehmen, was Er geschaffen hat, und die einen von ihnen würden sich den anderen gegenüber überheblich zeigen. Preis sei Gott, (der erhaben ist) über das, was sie da schildern.” (Sure 23,91)

“Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. Sprich: Er ist Gott, ein Einziger, Gott, der Undurchdringliche. Er hat nicht gezeugt, und Er ist nicht gezeugt worden, Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden, und niemand ist Ihm ebenbürtig.” (Sure 112)

2 Gott, ein Dritter von Dreien?

Völlig zu Recht werden in Sure 5,73 die als ungläubig bezeichnet, die sagen: “Gott ist der Dritte von Dreien.” Für Christen sind auch Menschen, die Gott den Ersten von Dreien nennen, ungläubig. Gott ist einzigartig und unvergleichbar. Er ist der Schöpfer, der einzig Ewige, ohne Anfang, ohne Ende.

“Höre, Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.” (Deuteronomium 6,4-5)

“So spricht der HERR, der König Israels und sein Erlöser, der HERR der Heerscharen: Ich bin der Erste und bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott. […] Und ihr seid meine Zeugen: Gibt es einen Gott außer mir? Es gibt keinen Fels, ich kenne keinen.” (Jesaja 44,6.8)

“Dem König der Zeitalter aber, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen” (1 Timotheus 1,17)

Der Glaube an den dreieinen Gott ist nicht ein Glaube an drei Götter, unter denen Gott einer von Dreien ist, ob er nun der Erste, der Zweite oder der Dritte sein mag. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind nicht drei voneinander losgelöste Wesen, sondern es ist ein einziger, ewiger Gott, dessen innerstes Wesen Liebe und Hingabe ist, und der sich deswegen als der dreieine, als der Vater, der Sohn und der Heilige Geist zu erkennen gegeben hat.

Vielleicht kann ein unvollkommenes Bild aus der Schöpfung hilfreich sein. Wenn wir von der Sonne sprechen, denken wir an den Himmelskörper, um den sich unser Planet, die Erde, bewegt. Wir können aber auch an die Strahlen denken, die von der Sonne ausgehen, und uns Licht und Wärme schenken. Heißt das nun, dass es drei Sonnen gibt: den Himmelskörper, die Sonnenstrahlen und die von ihnen bewirkte Wärme? Dieses Bild ist unvollkommen, da es sich bei der Sonne, den Strahlen und bei deren Wirkung um unpersönliche, geschaffene Wesen handelt. Gott, der ewige Schöpfer, ist aber keine tote, unpersönliche Materie. Er ist das Leben, er ist die Liebe. Wenn wir Christen an den dreieinen Gott glauben, bekennen wir den einen Gott als den, der in seinem innersten Wesen Leben, Liebe, überströmende Dynamik ist. Dieses tiefste Wesen hat er auch dadurch ausgedrückt, dass der Ewige in Jesus Christus Mensch geworden ist, dass er durch seinen Heiligen Geist unser Leben prägt und erneuert. Er verändert uns zu heiligen, Gott wohlgefälligen Menschen, dass seine Liebe in der Liebe von Brüdern und Schwestern, die ein Herz und eine Seele sind, sichtbar wird.

Da innerhalb des dreieinen Gottes der Vater der Ursprung des Sohnes und des Heiligen Geistes ist, meint der Ausdruck “Gott” im Neuen Testament oft den Vater. Der Sohn und der Heilige Geist empfangen ihr ewiges Gottsein von ihm. Das bedeutet aber trotzdem nicht, dass der Vater der Erste von drei Göttern ist. Er ist innerhalb des einen Gottes der Ursprung des Gottseins, so wie der Sonnenball der Ursprung der Sonnenstrahlen, des Lichtes und der Wärme ist, ohne dass wir von mehreren Sonnen sprechen.

Wenn wir von einem “Ursprung” in Gott sprechen, meinen wir nicht einen zeitlichen Ursprung, sodass zuerst nur der Vater gewesen wäre, und der Sohn und der Heilige Geist zeitlich später entstanden wären. Im ewigen Gott kann es kein zeitliches “Früher” oder “Später” geben. Das Wort “Ursprung” soll zum Ausdruck bringen, dass der Sohn und der Heilige Geist (durch den Sohn) in Ewigkeit aus dem Vater hervorgehen1.

Wir glauben nicht an drei Götter. Die Lehre, die von Sure 5,73 zurückgewiesen wird, ist nicht die christliche. Es stellt sich die Frage, wie es dazu kommt, dass im Koran die Lehre, die zurückgewiesen werden will, offensichtlich nicht richtig erfasst wurde.

3 Jesus – ein Gott neben Gott?

In Sure 5,116 wird vorausgesetzt, dass Christen sowohl Jesus als auch Maria als zwei Götter neben Gott verehren. Die Stellung Marias wollen wir unter Punkt 7 dieser Arbeit behandeln. Was Jesus betrifft, so glauben wir Christen, dass er Gott ist, der für uns Mensch geworden ist. Doch glauben wir NICHT, dass Jesus ein zweiter Gott neben dem ewigen Schöpfer des Universums ist, wie Sure 23,91 vermuten lässt, wo der Schluss gezogen wird, dass im Falle, dass Gott einen Sohn hätte, dieser dessen Konkurrent sein müsse.

Jesus ist nicht ein Gott neben dem Vater. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind ein Gott in unzertrennbarer Einheit. Diese unzertrennbare Verbundenheit zwischen dem Vater und dem Sohn drückt Jesus so aus:

“Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.” (Johannes 14,9)

Das heißt nicht, dass Jesus der Vater ist. Aber die Verbundenheit zwischen Jesus und dem Vater ist so tief, dass wir in der Begegnung mit Jesus Gott in seiner Fülle begegnen.

“Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.” (Kolosser 2,9)

Das war nicht nur die Lehre von Paulus, sondern Jesus selbst hat bezeugt:

“Alles, was der Vater hat, ist mein.” (Johannes 16,15)

Ein bloßer Mensch wäre niemals fähig, die Fülle Gottes (alles, was der Vater hat), als das Seine zu haben. Daher drückt Jesus mit diesen Worten aus, die Fülle Gottes in sich zu tragen.

Deswegen konnte Jesus auch die Ehre beanspruchen, die allein Gott gebührt:

“[…] damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.” (Johannes 5,23)

Wenn Jesus diese Ehre beansprucht hat, dann nicht deswegen, weil er sich in frevelhafter Weise zu einem Gott gemacht hat, sondern weil ihm kraft seiner ewigen, göttlichen Natur diese Ehre gebührt. Wir sehen es auch darin, dass der Vater die Worte Jesu durch zahlreiche Wunder bestätigt.

“Wir wissen, dass Gott Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er.” (Johannes 9,31)

Die deutlichste Bestätigung des göttlichen Anspruchs war die Auferstehung Jesu. Das wurde auch von den Jüngern klar verstanden, sodass etwa Thomas, als ihm der auferstandene Jesus erschien, zu Jesus sprach:

“Mein Herr und mein Gott!” (Johannes 20,28)

Jesus wies diese göttliche Huldigung nicht zurück, ganz im Gegenteil: Er akzeptierte sie und betrachtete sie als Zeichen des Glaubens des zuvor ungläubigen Jüngers:

“Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!” (Johannes 20,29)

Im Buch der Offenbarung können wir lesen, dass Johannes einem Engel, dessen Herrlichkeit er schauen durfte, seine Huldigung darbringen wollte. Der Engel hat das strikt zurückgewiesen, da diese Ehre nur Gott gebührt.

“Und ich fiel zu seinen Füßen nieder, ihm zu huldigen2. Und er spricht zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an! Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung.” (Offenbarung 19,10)

Jesus hat es zugelassen und als gut gesehen, dass Thomas ihn seinen Herrn und Gott nennt. Er hat anders reagiert als der Engel, den Johannes gesehen hat. Er hat es deswegen getan, weil ihm diese Ehre gebührt. Er ist aber kein zweiter Gott neben Gott. Er ist das Wort des einzigen Gottes, der für uns Mensch geworden ist:

“Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.” (Johannes 1,14)

Mehr dazu unter Punkt 5.

4 Ein gezeugter Gott?

Er hat nicht gezeugt, und Er ist nicht gezeugt worden, und niemand ist Ihm ebenbürtig.

So lautet die Kernaussage der Sure 112. Wenn auch manche westliche Gelehrten betonen, dass sich diese Sure nicht gegen das Christentum richtet, sondern gegen den heidnischen Polytheismus, der Allah eine Gefährtin und Kinder zugeschrieben hat, so verwenden doch viele Muslime diesen Text, um den christlichen Glauben der Vielgötterei zu bezichtigen. Auch für Christen ist der Gedanke, dass sich Gott eine Gefährtin genommen habe, um mit ihr Kinder – oder auch Jesus – zu zeugen, eine Lästerung des heiligen Gottes. Es kommt leider immer wieder vor, dass Muslime Derartiges über den christlichen Glauben an Jesus als den Sohn Gottes annehmen. Die Liebe zur Wahrheit, ohne die wir nicht gerettet werden können, führt jeden dazu, sich um ein objektives Bild auch einer Lehre, die man ablehnt, zu bemühen.

Gott zeugt nicht gemeinsam mit einer Göttin einen dritten Gott! Gott zeugt nicht einen Gott außerhalb seiner selbst! Es gibt nur einen Gott und kann nur einen Gott geben!

Wenn das Evangelium nun Jesus den “einzig gezeugten Gott” nennt (Johannes 1,183), so ist das kein anderer Gott. Wir glauben nicht, dass Gott zuerst allein war und dann einen Sohn gezeugt hat. Wir glauben, dass innerhalb der einen, unteilbaren Gottheit der Vater, der Sohn und der Heilige Geist gleich ewig, gleich allmächtig, gleich allwissend sind. Der Begriff der “Zeugung” weist darauf hin, dass der Sohn dasselbe göttliche Wesen wie der Vater hat. Wenn ein Mensch zeugt, entsteht ein Mensch. Was Gott zeugt, ist Gott. Aber das ist nicht ein anderer Gott. “Zeugung” bedeutet hier, den ewigen Hervorgang des Sohnes aus dem Vater. Das ist kein zeitlicher Prozess. Gott ist ewig. Was in Gott geschieht, ist ewig, ohne Anfang, ohne Ende. Innerhalb des einen göttlichen Wesens verdankt sich der Sohn ganz dem Vater. Aber der Vater war nie ohne den Sohn, obwohl der Sohn aus ihm hervorgeht. Um wieder zum Bild der Sonne zurückzukehren: Die Sonne gab es nie ohne ihre Strahlen. Vom allerersten Moment ihrer Existenz hat sie gestrahlt. In ähnlicher Weise geht seit aller Ewigkeit bis in alle Ewigkeit der Sohn aus dem Vater hervor.

Wenn wir in Sure 19,88-93 die tiefe Empörung über den Gedanken, dass Gott sich “ein Kind genommen habe” sehen, dass sogar “die Himmel auseinanderbrechen, die Erde sich spaltet, und die Berge in Trümmern darüber stürzen”, können wir als Christen diese Empörung nur teilen. Gott hat sich nicht “ein Kind genommen”. Er selbst ist in Jesus zu uns gekommen, der Gottes Wort in Person ist.

5 Jesus, das Wort Gottes

Sure 4,171 macht über Jesus folgende bemerkenswerte Aussage:

“Christus Jesus, der Sohn Marias, ist doch nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das Er zu Maria hinüber brachte, und ein Geist von Ihm.”

Wir finden hier drei Ausdrücke für Jesus: der Gesandte Gottes, sein Wort, ein Geist von ihm. Wir wollen uns hier vor allem mit der Bezeichnung “Wort” beschäftigen. Gott hat sein Wort “zu Maria hinüber gebracht”. Jesus ist dieses Wort. Ähnliche Aussagen finden wir auch noch in Sure 3,45:

“Als die Engel sagten: “O Maria, Gott verkündet dir ein Wort von Ihm, dessen Name Christus Jesus, der Sohn Marias, ist; er wird angesehen sein im Diesseits und Jenseits, und einer von denen, die in die Nähe (Gottes) zugelassen werden.”

und in Sure 19,34:

“Das ist Jesus, der Sohn Marias. Es ist das Wort der Wahrheit, woran sie zweifeln.”

Muslime versuchen, diese Verse oft so zu deuten, dass nicht Jesus das Wort sei, sondern dass es um das schöpferische Wort Allahs gehe, das Jesus hervorgebracht habe. In den Suren 4 und 3 scheint es aber klar zu sein, dass Jesus derjenige ist, der als das Wort bezeichnet wird. Der Koran nimmt hier eine Tradition auf, die auf die Offenbarung Gottes im Neuen Testament zurückgeht, wo Johannes am Anfang seines Evangeliums über das ewige Wort Gottes, das Mensch geworden ist, schreibt.

“Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. […] Das war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet. Er war in der Welt, und die Welt wurde durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht. Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an; so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus Geblüt, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. – Johannes zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir geworden, denn er war eher als ich. – Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott jemals gesehen; der einzig gezeugte Gott, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.” (Johannes 1,1-5.9-18)

Wir wissen, dass nicht alle Aussagen, die das Johannesevangelium über das Wort macht, für Muslime nachvollziehbar sind, vor allem die Aussage, dass das Wort Gott war. Aber es ist auch für Muslime klar, dass Gott die Welt durch sein Wort geschaffen hat, wie es etwa in Sure 2,117 ausgedrückt wird:

“Er ist der Schöpfer der Himmel und der Erde. Wenn Er eine Sache beschlossen hat, sagt Er zu ihr nur: Sei!, und sie ist.”

Wenn Gott ewig ist, dann ist es auch sein Wort. Deswegen glauben viele Muslime ja auch, dass der Koran ewig sei, dass die “Mutter des Buches” ohne Anfang und ohne Ende bei Gott verwahrt sei, ohne aber zu sagen, dass dieses ewige Buch Gott sei4. Das führt aber notwendigerweise zur Annahme zweier absolut ewiger Wesen ohne Anfang und ohne Ende: Gott und die “Mutter des Buches”.

Wir Christen glauben, dass Gottes Wort nicht von Gott getrennt werden kann, dass sein Wort teilhat an seinem ewigen Wesen. Sein Wort ist nicht sein Geschöpf, es ist nicht “etwas” außerhalb Gottes, es ist Ausdruck seines unendlichen, unvergänglichen Wesens. Es ist auch nicht ein Buch aus Buchstaben, sondern genauso lebendig wie Er, der das Wort spricht. Gott hat sein ewiges, unveränderliches Wort nicht in der Form eines Buches auf die Erde gesandt, sondern Sein Wort ist Mensch geworden und hat uns die Herrlichkeit Gottes, seine Gnade und Wahrheit ganz nahe gebracht. Jesus, der das Mensch gewordene Wort Gottes ist, wird von uns nicht Gott beigesellt. Wenn wir Ihn verehren, verehren wir den einen unteilbaren, ewigen Gott, den einzigen Schöpfer des Universums.

6 Rebellion oder Liebe?

“Gott hat sich kein Kind genommen. Und es gibt keinen Gott neben Ihm, sonst würde jeder Gott das wegnehmen, was Er geschaffen hat, und die einen von ihnen würden sich den anderen gegenüber überheblich zeigen. Preis sei Gott, (der erhaben ist) über das, was sie da schildern […]” (Sure 23,91)

Nach dem Koran bedeutet also der Glaube an einen Sohn Gottes den Glauben an zwei miteinander konkurrierende Götter. Der eine Gott würde sich über den anderen erheben. Hätte Gott einen Sohn, dann gäbe das eine Rebellion im Hause Gottes. Der Wille zur Macht dominiert.

In der Bibel offenbart sich Gott als derjenige, der die Liebe ist:

“Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.” (1 Johannes 4,16)

Da Gottes Wesen Liebe ist, ist auch die Beziehung zwischen den göttlichen Personen nichts anderes als reine Liebe.

“Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben.” (Johannes 3,35)

Im dreieinen Gott gibt es nicht Konkurrenz, in der sich jeder das Seine nimmt, sondern:

“[…] und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, mein […]” (Johannes 17,10a)

Gottes Wesen, die Liebe, widerspiegelt sich auch in denen, die an den Gott der Liebe glauben, in denen, die Jesus nachfolgen:

“Und Wir setzten in die Herzen derer, die ihm (Jesus) folgten, Mitleid und Barmherzigkeit […]” (aus Sure 57,27)

“Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.” (Johannes 13,34-35)

“[…] damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.” (Johannes 17,21)

“Die Menge derer aber, die gläubig wurden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam.” (Apostelgeschichte 4,32)

7 Maria in der Dreieinigkeit?

“Und als Gott sprach: “O Jesus, Sohn Marias, warst du es, der zu den Menschen sagte: ‘Nehmt euch neben Gott mich und meine Mutter zu Göttern?'”

“Ich habe ihnen nichts anderes gesagt als das, was Du mir befohlen hast, nämlich: ‘Dienet Gott, meinem Herrn und eurem Herrn.’ Ich war Zeuge über sie, solange ich unter ihnen weilte. Als Du mich abberufen hast, warst Du der Wächter über sie. Und Du bist über alle Dinge Zeuge.” (Sure 5,116-117)

Es ist eine traurige Tatsache, dass sich im Laufe der “Kirchengeschichte” Menschen, die sich “Christen” nannten, immer weiter von der Lehre Jesu Christi und seiner Apostel entfernt haben. So kam es durch Vermischung von christlichen und heidnischen Elementen auch zur Entstehung des “Marienkultes”. Die Mutter Jesu, die für uns ein großes Vorbild der Demut und Hingabe ist, wurde zu einem Kultobjekt hochstilisiert. Diese “Marienverehrung” hat mit der biblischen Maria nichts mehr zu tun. “Maria” wurde zum Adressaten von Gebeten gemacht. Sie erhielt Titel, die ihr trotz ihres Gehorsams und ihrer Heiligkeit nicht gebühren. Trotzdem behaupten auch die überzeugtesten “Marienverehrer” nicht, dass Maria eine Göttin oder ein Teil der Dreieinigkeit sei. Wenigstens in der Theorie wird der Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf gewahrt. Die “Verehrung” Marias, so falsch und widergöttlich sie auch ist, wird auch von den “Marienverehrern” von der Anbetung Gottes und Jesu Christi unterschieden. Die Frage in Sure 5,116 entbehrt also jeder Grundlage und setzt eine Vorstellung des Christentums voraus, die nicht der Wirklichkeit entspricht. Es mag schon sein, dass ein oberflächlicher Beobachter des 7. Jahrhunderts – auch des 21. Jahrhunderts – aus der Praxis mancher “Christen” schließen könnte, dass hier Maria zum göttlichen Wesen erhoben wird. Aber das ist nicht und war nie Inhalt der christlichen Lehre der Dreieinigkeit, auf die dieser Vers offensichtlich abzielt.

8 Der Heilige Geist

Es ist interessant, dass die christliche Lehre über den Heiligen Geist im Koran offensichtlich nicht reflektiert wird. Das mag damit zusammenhängen, dass Muhammad und die frühen Muslime vermutlich nur häretische Formen des Christentums kennengelernt haben. Im Koran selber kommt der “Geist Gottes” schon vor, und zwar in unterschiedlicher Bedeutung.

a) In Bezug auf alle Menschen:

  • Bei der Schöpfung blies Gott seinen Geist in die Menschen:

“Wenn Ich ihn geformt und ihm von meinem Geist eingeblasen habe, […]” (Sure 15,29)

  • Die Gläubigen werden durch den Geist gestärkt:

“[…] In deren Herzen hat Er den Glauben geschrieben und sie mit einem Geist von sich gestärkt. […]” (Sure 58,22)

b) In Bezug auf Jesus:

  • Der Geist Gottes (Gabriel) wurde zu Maria gesandt:

“Sie nahm sich einen Vorhang vor ihnen. Da sandten Wir unseren Geist zu ihr. Er erschien ihr im Bildnis eines wohlgestalteten Menschen.” (Sure 19,17)

  • Gott blies seinen Geist in Maria:

“Und (erwähne) die, die ihre Scham unter Schutz stellte. Da bliesen Wir in sie von unserem Geist, und Wir machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Weltenbewohner.” (Sure 21,91)

“Und (auch) Maria, die Tochter, Imraans, die ihre Scham unter Schutz stellte, worauf Wir in sie von unserem Geist bliesen. Und sie hielt die Worte ihres Herrn und seine Bücher für wahr und gehörte zu denen, die (Gott) demütig ergeben sind.” (Sure 66,12)

  • Jesus ist Gottes Geist:

“O ihr Leute des Buches, übertreibt nicht in eurer Religion und sagt über Gott nur die Wahrheit. Christus Jesus, der Sohn Marias, ist doch nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das Er zu Maria hinüberbrachte, und ein Geist von Ihm.” (Sure 4,171)

  • Jesus wurde mit dem Geist der Heiligkeit gestärkt, z.B. in Sure 2,87:

“[…] Und Wir ließen Jesus, dem Sohn Marias, die deutlichen Zeichen zukommen und stärkten ihn mit dem Geist der Heiligkeit. […]”

Ähnliche Stellen finden sich auch in Sure 2,2535 ; 5,1106

Weiters gibt es noch Stellen, in denen der Geist im Zusammenhang mit der Herabsendung des Koran erwähnt wird.

Unter den Stellen, die den Geist Gottes im Zusammenhang mit Jesus erwähnen, gibt es also keine einheitliche Vorstellung über den Geist Gottes. Er wird einerseits mit Gabriel identifiziert (19,17), andererseits wird die Zeugung Jesu als Einhauchen des Geistes Gottes in Maria dargestellt (21,91; 66,12). Hier kann mit dem Geist offensichtlich nicht Gabriel gemeint sein. Schließlich wird in Sure 4,171 Jesus selber als “Geist von Ihm” bezeichnet (in Parallele zum Begriff “Wort” – siehe oben). Wir finden hier offensichtlich noch Reste der biblischen Offenbarung, die von der Zeugung des Menschen Jesus durch den Geist Gottes spricht (Matthäus 1,18.207; Lukas 1,358), aber auch noch Spuren der christlichen Lehre über die göttliche Natur Jesu, wenn er als “Wort Gottes und Geist von Ihm” bezeichnet wird. Im Gegensatz zum Koran unterscheidet die Bibel und die auf der biblischen Offenbarung beruhende Lehre der Dreieinigkeit immer klar zwischen Jesus und dem Heiligen Geist, obwohl beide Anteil an derselben göttlichen Natur haben. So wird die Fülle des Wirkens des einen und einzigen Gottes im Wirken des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes sichtbar.

9 Schlussfolgerungen

Wir sehen, dass der Koran in einer gewissen Weise auf die christliche Lehre der Dreieinigkeit reagiert, und zwar ablehnend reagiert. Bei genauerer Betrachtung dieser Ablehnung wird aber sichtbar, dass eine genaue Kenntnis dessen, was abgelehnt wird, fehlt. Vor allem trifft der Vorwurf des Mehrgötterglaubens, oder dass in der christlichen Religion neben dem einzigen Gott noch anderen Wesen göttliche Verehrung dargebracht werden, ins Leere. Der christliche Glaube ist ein Eingottglaube. Der Glaube an den dreieinen Gott gesellt dem einzigen Gott und Schöpfer nicht andere Wesen bei, sondern weist auf das innere Wesen und Sein Gottes hin, der von Ewigkeit bis in Ewigkeit nur ein einziger, unendlicher, unveränderlicher, unteilbarer Gott ist. Wir Christen glauben, dass Jesus Christus das Mensch gewordene Wort Gottes ist. In ihm ist Gott selber zu uns gekommen, um uns in seiner Liebe aus unseren Sünden heraus zu rufen und umzuwandeln zu einem Leben, das ihn verherrlicht. Jesus ist das Wort Gottes für alle Menschen. Deswegen laden wir alle Menschen, auch Muslime, ein, dieses Wort Gottes, dessen Reden durch die Schriften des Neuen Testaments bezeugt wird, kennenzulernen, und so den einzigen Gott tiefer kennen und lieben zu lernen.

“Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte ich erschrecken?” (Ps 27,1)

“Jesus redete nun wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.” (Johannes 8,12)

“Und Wir ließen nach ihnen Jesus, den Sohn Marias, folgen, damit er bestätige, was von der Tora vor ihm vorhanden war. Und Wir ließen ihm das Evangelium zukommen, das Rechtleitung und Licht enthält und das bestätigt, was von der Tora vor ihm vorhanden war, und als Rechtleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen.” (Sure 5,46)

Folgen wir diesem Licht!


  1. Siehe dazu Punkt 4 
  2. In diesem Zusammenhang hat das griechische Wort “proskyneo” die Bedeutung “huldigen”, und nicht “anbeten” (wie in der Elberfelder Übersetzung). Johannes war ein Monotheist und wollte den Engel keineswegs in einer Weise verehren, die nur Gott gebührt. Doch bereits diese Verehrung wurde vom Engel zurückgewiesen. 
  3. “Niemand hat Gott jemals gesehen; der einzig gezeugte Gott, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.” Johannes 1,18 
  4. Das ist die Position der Sunniten, vergleiche dazu: The Uncreatedness of the Divine Speech – The Glorius Qur’an 
  5. “[…] Und Wir haben Jesus, dem Sohn Marias, die deutlichen Zeichen zukommen lassen und ihn mit dem Geist der Heiligkeit gestärkt […]” aus Sure 2,253 
  6. “Und als Gott sprach: “O Jesus, Sohn Marias, gedenke meiner Gnade zu dir und zu deiner Mutter, als Ich dich mit dem Geist der Heiligkeit stärkte, […] ” aus Sure 5,110 
  7. “Mit dem Ursprung Jesu Christi verhielt es sich aber so: Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Josef verlobt war, wurde sie, ehe sie zusammengekommen waren, schwanger befunden von dem Heiligen Geist. […] Während er dies aber überlegte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen! Denn das in ihr Gezeugte ist von dem Heiligen Geist.” Matthäus 1,18.20 
  8. “Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.” Lukas 1,35 

Der Ort der Anbetung Gottes

Sichem (Garizim) – Bethel – Schilo – Jerusalem – Mekka – ?

Jeden Tag beugen sich Millionen von Muslimen im Gebet Richtung Mekka, und jeder Muslim will in Erfüllung seiner religiösen Pflicht wenigstens einmal in seinem Leben diesen Ort im Rahmen der Hadsch aufsuchen. Auch zahlreiche Menschen, die sich Christen nennen, suchen jedes Jahr im Rahmen von Wallfahrten verschiedenste Orte auf, die sie als heilige Orte bezeichnen, an denen sie meinen, Gott besonders nahe zu sein.

Wir wollen uns in dieser Abhandlung anschauen, was Gott im Laufe der Geschichte durch seine Propheten über den Ort der Anbetung geoffenbart hat. Zuerst wollen wir einen kurzen geschichtlichen Überblick über die Zeit von Abraham bis Mohammed geben. Anschließend wollen wir ausgehend vom Wesen Gottes und seinen heiligen Schriften noch weitere Gedanken dazu sammeln.

Von Abraham bis Mohammed

1 Abraham

Die Thora erzählt uns, dass Abraham, dem Ruf Gottes Folge leistend, von Mesopotamien nach Kanaan zog, mit der Verheißung Gottes:

“… und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.” (Genesis 12,3)

In Kanaan erschien Gott dem Abraham zuerst in Sichem, wo ihm Abraham einen Altar baute (Genesis 12,6-7). Anschließend zog Abraham weiter nach Bethel. Auch dort baute Abraham dem Herrn einen Altar und rief seinen Namen an (Genesis 12,8). Später verehrte Abraham Gott in derselben Weise bei Hebron (Genesis 13,18), wo ihm der Herr auch später erschien (Genesis 18,1). Nach der Geburt Isaaks pflanzte Abraham eine Tamariske in Beerscheba und rief dort den Namen des Herrn an (Genesis 21,33). Das Opfer Abrahams im Lande Morija (Genesis 22,1-19) wird in 2 Chronik 3,1 mit dem Berg gleichgesetzt, auf dem Salomo in Jerusalem den Tempel gebaut hat.

In Sure 2,125-130 spricht auch der Koran von einem Heiligtum, das Abraham gemeinsam mit seinem Sohn Ismael erbaut hat:

“Und als Wir das Haus zu einem Versammlungsort für die Menschen und zu einer sicheren Stätte machten: “Nehmt euch die Stätte Abrahams zu einem Gebetsort.” Und Wir erlegten Abraham und Ismael auf: “Reinigt mein Haus für diejenigen, die den Umlauf vollziehen und die eine Einkehrzeit einlegen und die sich verneigen und niederwerfen.” 126 Und als Abraham sagte: “Mein Herr, mach dieses zu einem sicheren Gebiet und beschere seinen Bewohnern Früchte, denen von ihnen, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben.” Er sprach: “Und wer nicht glaubt, den lasse Ich ein wenig genießen, alsdann zwinge Ich ihn in die Pein des Feuers – welch schlimmes Ende!” 127 Und als Abraham dabei war, vom Haus die Fundamente hochzuziehen, (er) und Ismael. (Sie beteten:) “Unser Herr, nimm es von uns an. Du bist der, der alles hört und weiß. 128 Unser Herr, mache uns beide Dir ergeben und (mache) aus unserer Nachkommenschaft eine Gemeinschaft, die Dir ergeben ist. Und zeige uns unsere Riten, und wende Dich uns gnädig zu. Du bist der, der sich gnädig zuwendet, der Barmherzige. 129 Unser Herr, lass unter ihnen einen Gesandten aus ihrer Mitte erstehen, der ihnen deine Zeichen verliest und sie das Buch und die Weisheit lehrt und sie läutert. Du bist der Mächtige, der Weise” 130 Und wer verschmäht die Glaubensrichtung Abrahams außer dem, der seine Seele geringschätzt? Wir haben ihn ja im Diesseits auserwählt. Und im Jenseits gehört er zu den Rechtschaffenen.”

Im Koran wird dieser Ort der “Stätte Abrahams” nicht näher bezeichnet. Sure 3,96 lokalisiert dieses Heiligtum in “Bakka”, einem unbekannten Ort, der von der Überlieferung mit Mekka gleichgesetzt wird1.

So finden wir bereits bei Abraham fast alle Orte, die später als Heiligtum dienten, erwähnt: in der Bibel Sichem, Bethel, Beerscheba, Hebron, Jerusalem, im Koran Mekka.

2 Isaak, Jakob und die Frühzeit des Volkes Israel

Über Isaak erfahren wir, dass er wie sein Vater Abraham den Herrn in Beerscheba angebetet hat (Genesis 26,24-25). Isaaks Sohn Jakob betete Gott in Bethel (Genesis 28,11-22; 35,1-15) und in Sichem (Genesis 33,18-20) an.

Später, als das Volk Israel in Ägypten versklavt war, erschien Gott dem Mose am Horeb oder Berg Sinai (Exodus 3,1-15). Dort schloss Gott auch seinen Bund mit dem Volk Israel und gab ihm durch Mose seine Gesetze (Exodus 19-24). Dieser Ort diente aber nicht als Heiligtum. Während der vierzig Jahre in der Wüste hatte das Volk Israel ein Zeltheiligtum, das sie an jedem Ort ihrer Wanderung aufstellten. In den Kapiteln 25-31 des Buches Exodus wird die Errichtung dieses Heiligtums detailliert geschildert.

Nachdem das Volk Israel im Land Kanaan sesshaft wurde, gab es nicht nur einen Ort der Anbetung. Wir finden verschiedene Orte erwähnt: Sichem (Josua 24,1-28), Bochim (Richter 2,5), Ofra (Richter 6,24), Schilo (1 Samuel 1,3), Bethel, Gilgal, Mizpa, Rama (1 Samuel 7,16-17), Gibeon (1 Könige 3,2-4).

3 David, Salomo und der Tempel

Als David König war, zeigte ihm Gott die Tenne des Arauna in Jerusalem als Platz, wo er ihm opfern sollte (2 Samuel 24,18-25). Sein Sohn Salomo erbaute Gott an diesem Ort den Tempel (1 Könige 6-8), der hinfort zum einzigen Heiligtum des Volkes Israel wurde. Selbst als der Tempel durch Nebukadnezzar zerstört wurde, blieb Jerusalem das Zentrum der Anbetung Gottes. In Daniel 6,11 lesen wir über den Propheten Daniel:

“Und als Daniel erfuhr, dass das Schriftstück ausgefertigt war, ging er in sein Haus. Er hatte aber in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie nieder, betete und pries vor seinem Gott, wie er es auch vorher getan hatte.”

Nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil wurde bestärkt durch die Initiative der Propheten Haggai und Sacharja der Tempel in Jerusalem wieder aufgebaut (Esra 5-6; Haggai 1-2).

4 Jesus

So blieb die Situation bis zum Kommen Jesu. Maria, die Mutter Jesu, brachte ihren erstgeborenen Sohn in den Tempel nach Jerusalem, um dort ein Opfer darzubringen. Auch Jesus hat den Tempel in Jerusalem akzeptiert und hat in seinem Eifer für Gott die Menschen, die diesen Ort für ihre Geschäfte verwendet haben, aus dem Tempel vertrieben:

“Und er fand im Tempel die Ochsen-, Schaf- und Taubenverkäufer und die Wechsler sitzen. 15 Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, auch die Schafe und die Ochsen; und die Münzen der Wechsler schüttete er aus, und die Tische warf er um; 16 und zu den Taubenverkäufern sprach er: Nehmt dies weg von hier, macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus! 17 Seine Jünger gedachten daran, dass geschrieben steht: “Der Eifer um dein Haus verzehrt mich.” (Johannes 2,14-17)

Aber Jesus kündigte auch die Zerstörung des Tempels an.

“Und als er aus dem Tempel heraustrat, sagt einer seiner Jünger zu ihm: Lehrer, sieh, was für Steine und was für Gebäude! 2 Und Jesus sprach zu ihm: Siehst du diese großen Gebäude? Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird.” (Markus 13,1-2)

In der Anfangszeit seines öffentlichen Wirkens führte Jesus mit einer samaritischen Frau ein Gespräch über den Ort der Anbetung:

“Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. 20 Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, dass in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse. 21 Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 22 Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil ist aus den Juden. 23 Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten. 25 Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird er uns alles verkündigen. 26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin es, der mit dir redet.” (Johannes 4,19-26)

Ein wichtiger Unterschied zwischen den Samaritern und den Juden bestand in der Frage nach dem Ort der Anbetung. Während die Juden den Tempel in Jerusalem als den einzigen Ort der Anbetung Gottes sahen, betrachteten die Samariter den Berg Garizim bei Sichem als den Ort, den sich Gott erwählt hatte.

Jesus bezieht einerseits klar Position für den jüdischen Standpunkt (Vers 22), weist andererseits aber darauf hin, dass das nur vorläufig so sein wird. Er spricht davon, dass die Stunde kommt, und schon da ist, in der die wahren Anbeter Gott in Geist und Wahrheit anbeten werden, dass also die Frage des Ortes keine Bedeutung mehr haben wird.

Vierzig Jahre nachdem Gott Jesus zu sich erhöht hatte, wurde der Tempel in Jerusalem von den Römern zerstört und wurde seither nicht mehr aufgebaut. Die prophetischen Worte Jesu haben sich erfüllt.

5 Die Jünger Jesu und die Kirche

Die Jünger Jesu haben nach der Erhöhung Jesu auch keinerlei Versuch unternommen, ein neues Heiligtum zu bauen. In den ersten Jahren, als sie in Jerusalem waren, haben sie sich auch im Tempel versammelt (Apostelgeschichte 2,46a), aber hauptsächlich haben sie Gott dort angebetet, wo sie gelebt haben, in ihren Häusern. Die Anbetung Gottes war nicht örtlich von ihrem Leben getrennt. Ihr ganzes Leben nach den Geboten Gottes war die Anbetung Gottes:

“Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. 2 Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.” (Römer 12,1-2)

Für die Jünger Jesu war das Heiligtum Gottes nicht ein Gebäude aus Stein, sondern die Gemeinde der Gläubigen:

“Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. 21 In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn, 22 und in ihm werdet auch ihr mit aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist.” (Epheser 3,20-22)

“Zu ihm kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, 5 lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott hochwillkommen durch Jesus Christus!” (1 Petrus 2,4-5)

Nach dem Kommen Jesu gab es also kein örtlich lokalisierbares Heiligtum Gottes mehr. So wie Abraham, überall wohin er zog, Gott anbetete, so beten die Jünger Jesu überall, wo sie leben, Gott im Geist und in der Wahrheit in einem heiligen Leben an.

Aus der Schrift “Octavius” von Minucius Felix aus dem späten zweiten Jahrhundert nach Christus wissen wir, dass Christen damals keine Altäre und Heiligtümer hatten. Die Heiden warfen den Christen vor:

“Weshalb sonst hätten sie keine Altäre, keine Tempel, keine bekannten Götterbilder; warum reden sie nicht öffentlich, versammeln sich niemals ungescheut? Weil eben der Gegenstand ihrer Verehrung und Verheimlichung strafbar oder schändlich ist. … Doch welche Ungeheuerlichkeiten und Missgestalten schafft erst die Fantasie der Christen! Ihren Gott kann man weder zeigen noch sehen und doch soll er die Sitten, Handlungen, Worte, ja sogar die geheimen Gedanken aller genau erforschen. Er muss also bald dahin bald dorthin eilen und überall gegenwärtig sein. So machen sie aus ihm einen Plage- und Wandergeist, der zudem unverschämt neugierig ist, wenn er wirklich bei allen Handlungen zugegen sein soll und allerorts umherschweift. Und doch kann er sich weder mit den einzelnen Dingen abgeben, wenn er auf das Ganze seine Tätigkeit ausdehnt, noch dem Ganzen genügen, wenn er sich in das Einzelne verliert.” (Minucius Felix, Octavius X)

Die christliche Antwort darauf::

“Glaubt ihr aber, wir halten den Gegenstand unserer Verehrung geheim, wenn wir keine Tempel und Altäre haben? Welches Bild soll ich für Gott ersinnen, da doch im Grunde genommen der Mensch selbst Gottes Ebenbild ist? Welchen Tempel soll ich ihm bauen, da diese ganze Welt, das Werk seiner Hände, ihn nicht zu fassen vermag?” (Minucius Felix, Octavius XXXII)

Erst als sich die, die sich Christen nannten, immer mehr von Jesus abwandten, wurde mit dem Bau eigener christlicher Kultbauten begonnen. So kommt es, dass es auch heute zahlreiche “christliche Heiligtümer” gibt. Diese Bauwerke sind aber im Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes gebaut worden und widersprechen dem durch Jesus offenbarten Willen Gottes.

6 Mohammed

Als ungefähr sechshundert Jahre nach Jesus Mohammed auftrat, knüpfte er mit seiner Botschaft nicht an das an, was Gott durch Jesus herabgesandt hat, sondern setzte die Tradition des Volkes Israel fort, indem er zuerst Jerusalem zum Ort der Anbetung machte. Im zweiten Jahr nach der Auswanderung von Mekka nach Medina änderte Mohammed nach islamischer Tradition die Gebetsrichtung nach Mekka.

Koranisch begründet wird das durch Sure 2,144:

“Wir sehen, wie du dein Gesicht zum Himmel hin und her richtest. So werden Wir dir eine Gebetsrichtung festlegen, mit der du zufrieden sein wirst. Wende also dein Gesicht in Richtung der heiligen Moschee. Und wo immer ihr seid, wendet euer Gesicht in ihre Richtung. Diejenigen, denen das Buch zugekommen ist, wissen bestimmt, dass es die Wahrheit von ihrem Herrn ist. Gott lässt nicht unbeachtet, was sie tun.”

Obwohl hier der Ort des Heiligtums nicht genannt wird, sind sich Sunniten und Schiiten einig, dass hier die Kaaba in Mekka gemeint ist. Nach dem Einzug Mohammeds in Mekka und der Reinigung der Kaaba von den Götzen wurde Mekka für die Muslime endgültig zum Heiligtum, zu dem hin sich alle Muslime im Gebet beugen.

Beachtenswert allerdings ist die Aussage in Sure 2,115:

“Gottes ist der Osten und der Westen. Wohin ihr euch auch wenden möget, dort ist das Antlitz Gottes. Gott umfasst und weiß alles.”

Manche vermuten, dass dieser Vers aus der Zeit stammt, in der nicht mehr nach Jerusalem und noch nicht nach Mekka gebetet wurde. Wir können hier noch eine Spur der Lehre Jesu vermuten, die aber ohne Auswirkung auf die islamische Praxis blieb.

Weiterführende Gedanken

Dieser Überblick hat gezeigt, dass es in der Geschichte eine Entwicklung gab, von vielen Heiligtümern zur Zeit der Patriarchen und der frühen Geschichte des Volkes Israel, hin zu einem einzigen Heiligtum, dem Tempel in Jerusalem. Durch diese Zentralisierung des Kultes an einen Ort sollte die Einheit und Einzigkeit Gottes ausgedrückt werden. Sie wurde im Gesetz des Mose geboten:

“Hüte dich, dass du ja nicht deine Brandopfer an jeder Stätte opferst, die du siehst! 14 Sondern an der Stätte, die der HERR in einem deiner Stämme erwählen wird, dort sollst du deine Brandopfer opfern, und dort sollst du alles tun, was ich dir gebiete.” (Deuteronomium 12,13-14)

Jesus hat dieses Heiligtum nicht abgelehnt, aber auf dessen baldiges Ende hingewiesen und von einer Zeit gesprochen, die kein sichtbares Heiligtum mehr kennt, weil Gott Geist ist und im Geist und in der Wahrheit verehrt werden will. Die Jünger Jesu haben das auch verstanden und haben kein sichtbares Heiligtum gehabt.

Mohammed und der Islam sind teilweise2 wieder zu der Zeit vor Jesus zurückgekehrt und halten ein irdisches Heiligtum für notwendig und von Gott geboten.

Für uns stellt sich nun die Frage, ob die Erkenntnis, die Jesus in seinem oben zitierten Gespräch mit der Samariterin hatte, nicht von Gott war, dass es nicht richtig ist, dass Gott im Geist und in der Wahrheit angebetet werden will, und ob es deshalb notwendig war, dass Gott einen weiteren Propheten sandte, der die Gläubigen wieder zur “vorjesuanischen” Wahrheit führen musste, nämlich, dass wir einen heiligen Ort der Anbetung brauchen.

Demgegenüber ist festzuhalten, dass wir im Koran keinerlei Kritik an Jesus finden. Auch ist ganz offensichtlich, dass sich die prophetischen Worte Jesu über die Zerstörung des Tempels in Jerusalem vierzig Jahre, nachdem Jesus sie gesprochen hatte, erfüllt haben. Es ist auch nicht möglich, zu sagen, dass die Worte Jesu über die Anbetung Gottes in Geist und Wahrheit eine spätere Erfindung waren, da die geschichtliche Tatsache, dass die ersten Christen keine sichtbaren Heiligtümer hatten, und auch nicht die Absicht hatten, welche zu bauen, ganz klar für die Echtheit dieser Worte Jesu spricht.

Auch die Heiligen Schriften vor Jesus weisen darauf hin, dass Gott kein Heiligtum braucht.

So sagte Salomo bei der Einweihung des Tempels in Jerusalem:

“Ja, sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Siehe, der Himmel und die Himmel der Himmel können dich nicht fassen; wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe!” (1 Könige 8,27)

Und im Buche des Propheten Jesaja lesen wir:

“So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Wo wäre denn das Haus, das ihr mir bauen könntet, und wo denn der Ort meines Ruhesitzes? 2 Hat doch meine Hand dies alles gemacht, und alles dies ist geworden, spricht der HERR. Aber auf den will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort.” (Jesaja 66,1-2)

Gott hat also schon in der Zeit vor Jesus, als es ein Heiligtum gab, die Gläubigen darauf aufmerksam gemacht, dass Gott kein Haus braucht, und dadurch auch auf die Zeit vorbereiten wollen, in der es kein Heiligtum mehr geben wird.

Das Argument Jesu war, dass Gott Geist ist. Weil Gott Geist ist, ist er an keinen Ort in dieser materiellen Welt gebunden. Wir nahen uns Gott nicht dadurch, dass wir uns an einen besonderen Ort begeben, sondern dadurch, dass wir ihn Herr sein lassen in unserem Leben. Was uns von Gott trennt, ist nicht eine örtliche Distanz, die wir durch eine Wallfahrt überwinden können. Was uns von Gott trennt, sind unsere Sünden, wie wir es auch im Buch des Propheten Jesaja lesen:

“Siehe, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören; 2 sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört.” (Jesaja 59,1-2)

Weiter heißt es im selben Buch:

“Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: In der Höhe und im Heiligen wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen.” (Jesaja 57,15)

Der Hohe und Erhabene wohnt bei denen, die zerschlagenen und gebeugten Geistes sind, bei denen, die sich ihrer Sündhaftigkeit und Schuld bewusst sind, die ihre Sünden bereuen und Hilfe nur noch von Gott erwarten.

Zu einem sichtbaren Heiligtum mit Opfern und Pilgerfahrten kann man auch ziehen, ohne sich von seinen Sünden zu reinigen. So ein Heiligtum ist auch immer in Gefahr, von Menschen zur Erfüllung ihrer wirtschaftlichen Interessen missbraucht zu werden. Das war zur Zeit Jesu so, als Jesus die Kaufleute aus dem Tempel vertrieben hat. Das finden wir auch heute in den verschiedenen “christlichen” Heiligtümern und Wallfahrtsorten. Auch für die Stadt Mekka sind die Pilger die Haupteinkommensquelle. All das kann nicht geschehen, wenn wir der durch Jesus offenbarten Wahrheit folgen.

Letztlich bereitet uns die Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit auf unseren ewigen Dienst an Gott in der himmlischen Herrlichkeit vor. Der Prophet Johannes durfte das himmlische Jerusalem schauen:

“Und ich sah keinen Tempel in ihr, denn der Herr, Gott, der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm.” (Offenbarung 21,22)

Diese ewige Wirklichkeit beginnt schon jetzt im Leben derer, die Jesus folgen, die den Allmächtigen in ihrem täglichen Leben in Heiligkeit dienen. Sie bauen dadurch das geistliche Haus Gottes, die Gemeinde,

“… denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr.” (1 Korinther 3,17b)

Zu diesem Dienst im wahren, heiligen Tempel Gottes laden wir ein.


  1. Eine Außenseitermeinung vertritt Christoph Luxenberg, der “Bakka” nicht für einen Ortsnamen hält und folgende Übersetzung vorschlägt: “Das erste Heiligtum, das für die Menschen errichtet wurde, ist dasjenige, das er umzäunt hat als heiligen (Bezirk) und rechte Leitung für die Menschen.” Christoph Luxenberg, Die syro-aramäische Lesart des Koran, 3. Auflage 2007, 338, Fußnote 359 
  2. Die im Tempel von Jerusalem üblichen regelmäßigen Tieropfer wurden nicht wieder eingeführt. 

Das Wort Gottes kann nicht abgeändert werden

Koranstellen zum Thema “Verfälschung der Bibel”

Im Gespräch mit Muslimen begegnen wir immer wieder der Ansicht, die Bibel, wie sie heute existiert, sei verfälscht worden. Darum wollen wir das anhand von Aussagen des Koran prüfen. Wir Christen sind – unabhängig vom Koran – aus verschiedensten Gründen von der Unverfälschtheit der Bibel überzeugt. Nun aber wollen wir prüfen, was der Koran zu diesem Thema sagt. Dabei wird sich zeigen, dass der Vorwurf der Verfälschung der Bibel im Koran nicht erhoben wird. Vielleicht können unsere Gedanken auch Muslimen eine Hilfe sein, die angeführten Stellen in ihrem Zusammenhang neu zu durchdenken. Wir freuen uns auch über jeden konstruktiven Beitrag zu diesem Thema.

Wir haben verschiedene Stellen des Koran in drei Gruppen eingeteilt: Zuerst bringen wir
a) Stellen über die Unabänderlichkeit des Wortes Gottes, danach
b) Stellen, wo es scheint, dass der Vorwurf einer Abänderung und Verfälschung der Schrift erhoben wird, und anschließend
c) direkte Aussagen über das Evangelium (Indschil).
Abschließend wollen wir über
d) Konsequenzen für uns heute nachdenken.

Wir werden uns hier vor allem auf die Beschäftigung mit den Koranstellen beschränken. Wir möchten nur ergänzend auf die Überlieferung der Bibel, vor allem des Neuen Testaments in zahlreichen Handschriften hinweisen, die schon Jahrhunderte vor der Niederschrift des Korans existiert haben. So enthält etwa der Papyrus 66 aus dem zweiten Jahrhundert das gesamte Johannesevangelium. Alle heutigen Bibelausgaben beruhen auf Handschriften, die vor dem 7. Jahrhundert geschrieben wurden. Deswegen kann auch nicht gesagt werden, dass die Bibel zwar zur Zeit Mohammeds noch unverfälscht war, aber später verändert wurde.

a) Das Wort Gottes kann nicht abgeändert werden

“Der Lüge wurden schon vor dir Gesandte geziehen. Und sie ertrugen es mit Geduld, dass sie der Lüge geziehen wurden und dass ihnen Leid zugefügt wurde, bis unsere Unterstützung zu ihnen kam. Niemand wird die Worte Gottes abändern können. Zu dir ist doch etwas vom Bericht über die Gesandten gekommen.” (Sure 6,34)

“Und das Wort deines Herrn hat sich in Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit erfüllt. Niemand kann seine Worte abändern. Er ist der, der alles hört und weiß.” (Sure 6,115)

“Ihnen gilt die frohe Botschaft im diesseitigen Leben und im Jenseits. Unabänderlich sind die Worte Gottes. Das ist der großartige Erfolg.” (Sure 10,64)

“Und verlies, was dir vom Buch deines Herrn offenbart worden ist. Niemand wird seine Worte abändern können. Und du wirst außer Ihm keine Zuflucht finden.” (Sure 18,27)

Bei allen vier Stellen spricht der unmittelbare Zusammenhang über den Koran und nicht über die Bibel. In Sure 6,34 jedoch werden auch die früheren Gesandten1 erwähnt, es geht hier also auch um Mose und Jesus.

Die Aussagen über die Unabänderlichkeit des Wortes Gottes sind in diesen Versen so absolut formuliert, dass sie nicht nur Aussagen über den Koran sein wollen, sondern jede Offenbarung Gottes betreffen. Daher gilt das auch für die Offenbarung Gottes, die wir in den Schriften der Bibel finden, die der Koran ja als Offenbarungsschriften akzeptiert.

Wenn wir das Neue Testament lesen, so können wir erkennen, wie sich in vielen Fällen das Wort des Alten Testaments in Jesus und in der Gemeinde seiner Jünger in Wahrheit und Gerechtigkeit erfüllt hat (wie es in Sure 6,115 ausgedrückt ist).

b) Zum Thema Abänderung und Verfälschung des Wortes

“Erhofft ihr etwa, dass sie mit euch glauben, wo doch ein Teil von ihnen das Wort Gottes hörte, es aber dann wissentlich entstellte, nachdem er es verstanden hatte?” (Sure 2,75)

Der Zusammenhang dieser Stelle ist nicht einfach zu erfassen. In den Versen 67-71 geht es um eine Kuh, die die Israeliten auf Befehl des Mose schächten sollten, wobei sie aber diesem Befehl offensichtlich nicht gehorchen wollten. Nachdem ein Erschlagener mit einem Stück von der Kuh geschlagen wurde, wird Gott dafür gelobt, dass er die Toten wieder lebendig macht (Verse 72-73), danach heißt es in Vers 74: Nach diesem Geschehen verhärteten sich eure Herzen, sodass sie wie Steine waren oder noch härter. Dann wird aber noch darüber geschrieben, dass es verschiedene Steine gibt, welche, die sich spalten, sodass Wasser aus ihnen hervorkommt, und welche, die aus Ehrfurcht vor Gott herunterfallen. In diesem rätselhaften Zusammenhang ist es nicht so leicht zu sagen, wer diejenigen sind, denen in Vers 75 vorgeworfen wird, das Wort Gottes wissentlich entstellt zu haben. Es legt sich nahe, an Juden zu denken. Das wissentliche Entstellen des Wortes Gottes wäre, dass sie (in den Versen 68-70) so taten, als würden sie nicht verstehen, was Gott ihnen durch Mose sagen wollte. Ist dem so, dann ist hier nicht daran zu denken, dass den Juden die Verfälschung des Textes der Thora vorgeworfen würde, sondern dass sie das Wort nach dem Hören missachtet haben. Dieser Text zeugt sogar davon, dass die Thora Wort Gottes ist. Der Text spricht auch nur von einem Teil der Juden, nicht von allen. Von einer Verfälschung des Evangeliums kann in diesem Zusammenhang ohnehin keine Rede sein.

“Aber wehe denen, die das Buch mit ihren Händen schreiben und dann sagen: “Dies ist von Gott her”, um es für einen geringen Preis zu verkaufen! Wehe ihnen wegen dessen, was ihre Hände geschrieben haben, und wehe ihnen wegen dessen, was sie erwerben!” (Sure 2,79)

Der Zusammenhang dieser Stelle spricht von Zeitgenossen Mohammeds, die offensichtlich versuchten, eigene Werke als Wort Gottes zu verkaufen. In Vers 80 werden sie direkt angesprochen “Oder sagt ihr über Gott, was ihr nicht wisst?” Es geht hier nicht um ein Ereignis vor der Zeit Mohammeds. Da unsere Bibelausgaben auf Handschriften beruhen, die Jahrhunderte vorher geschrieben worden sind, kann dieser Vorwurf nicht die Bibel betreffen.

“Diejenigen, denen Wir das Buch zukommen ließen, kennen es, wie sie ihre Söhne kennen. Aber ein Teil von ihnen verschweigt wissentlich die Wahrheit.” (Sure 2,146)

“Diejenigen, die verschweigen, was Wir an deutlichen Zeichen und Rechtleitung hinabgesandt haben, nachdem Wir es den Menschen im Buch deutlich gemacht haben, diese wird Gott verfluchen, und verfluchen werden sie auch die Fluchenden, Außer denen, die umkehren und Besserung zeigen und (alles) offenlegen. Denen wende Ich Mich gnädig zu. Ich bin der, der sich gnädig zuwendet, der Barmherzige.” (Sure 2,159-160)

“Eine Gruppe von den Leuten des Buches möchte euch gern in die Irre führen. Aber sie führen nur sich selbst in die Irre, und sie merken es nicht. O ihr Leute des Buches, warum verleugnet ihr die Zeichen Gottes, wo ihr sie selbst bezeugt? O ihr Leute des Buches, warum verkleidet ihr die Wahrheit mit dem Falschen und verschweigt die Wahrheit, wo ihr es wißt?” (Sure 3,69-71)

An diesen Stellen geht es um das Verschweigen der Wahrheit, wie es im Laufe der “Kirchengeschichte” durch religiöse Führer immer wieder geschehen ist. Es ist hier aber keine Rede von einer Manipulation am geschriebenen Wort. Sure 3,69 spricht auch nur von “einer Gruppe von den Leuten des Buches”, es betrifft also nicht alle “Leute des Buches”. Da aber alle “Leute des Buches” die selbe Bibel haben (Juden und Christen haben die selbe Thora, alle, die sich Christen nennen haben das selbe Neue Testament = Indschil), kann es hier nicht um eine Verfälschung des Textes gehen.

“Unter ihnen gibt es eine Gruppe, die ihre Zungen beim Lesen des Buches verdrehen, damit ihr meint, es gehöre zum Buch, während es nicht zum Buch gehört, und die sagen, es sei von Gott her, während es nicht von Gott kommt. Damit sagen sie gegen Gott eine Lüge aus, und sie wissen es.” (Sure 3,78)

Auch hier geht es nicht um den Vorwurf einer Verfälschung des geschriebenen Textes, sondern darum, dass jemand beim Vorlesen und bei der Erklärung eines Textes manipuliert hat.

“Unter denen, die Juden sind, entstellen einige den Sinn der Worte und sagen: “Wir hören, und wir gehorchen nicht”, und: “Höre zu, ohne dass du hören kannst”, und: “Achte auf uns” (raainaa); sie verdrehen dabei ihre Zungen und greifen die Religion an. Hätten sie gesagt: “Wir hören, und wir gehorchen”, und: “Höre”, und: “Schau auf uns” (unzurnaa), wäre es besser und richtiger für sie. Aber Gott hat sie wegen ihres Unglaubens verflucht, so glauben sie nur wenig.” (Sure 4,46)

Der Inhalt dieses Verses zeigt, dass es hier nicht um die Verfälschung des Textes der Thora geht, sondern es wird einigen Juden in ihrer Auseinandersetzung mit Mohammed oder Muslimen Unehrlichkeit und Verdrehung von Worten vorgeworfen. Es heißt hier, dass sie “ihre Zungen verdrehen”, also, dass sie etwas Falsches sagen, nicht aber, dass sie den geschriebenen Text der Schrift verfälschen.

“Gott nahm die Verpflichtung der Kinder Israels entgegen. Und Wir ließen aus ihren Reihen zwölf Vorgesetzte erstehen. Und Gott sprach: “Ich bin mit euch. Wenn ihr das Gebet verrichtet und die Abgabe entrichtet, an meine Gesandten glaubt und ihnen beisteht und Gott ein schönes Darlehn leiht, werde Ich euch eure Missetaten sühnen, und Ich werde euch in Gärten eingehen lassen, unter denen Bäche fließen. Wer von euch hierauf ungläubig wird, der ist vom rechten Weg abgeirrt.” 13 Weil sie aber ihre Verpflichtung brachen, haben Wir sie verflucht und ihre Herzen verstockt gemacht. Sie entstellen den Sinn der Worte. Und sie vergaßen einen Teil von dem, womit sie ermahnt worden waren. Und du wirst immer wieder Verrat von ihrer Seite erfahren – bis auf wenige von ihnen. Aber verzeih’ ihnen und lass es ihnen nach. Gott liebt die Rechtschaffenen. 14 Und von denen, die sagen: “Wir sind Christen”, nahmen Wir ihre Verpflichtung entgegen. Sie vergaßen einen Teil von dem, womit sie ermahnt worden waren. So erregten Wir unter ihnen Feindschaft und Hass bis zum Tag der Auferstehung. Gott wird ihnen kundtun, was sie zu machen pflegten. 15 O ihr Leute des Buches, unser Gesandter ist nunmehr zu euch gekommen, um euch vieles von dem, was ihr vom Buch geheimgehalten habt, deutlich zu machen und um vieles zu übergehen. Gekommen ist zu euch von Gott ein Licht und ein offenkundiges Buch […]” (Sure 5,12-15)

Hier wird den Kindern Israels vorgeworfen, dass sie (a) den Sinn der Worte entstellten und (b) einen Teil von dem, womit sie ermahnt worden waren, vergaßen. Denen, die sich Christen nennen, wird nur vorgeworfen, dass sie einen Teil von dem, womit sie ermahnt worden waren, vergaßen, nicht aber, dass sie die Schrift verfälscht haben.

Es ist auch im Fall der “Kinder Israels” nicht klar, was mit dem Entstellen des Sinns der Worte gemeint ist. Diese Formulierung lässt eher daran denken, dass den Juden eine falsche Interpretation vorgeworfen wird, als eine Verfälschung des Textes. Ähnlich kann auch das “Vergessen” eines Teils der Ermahnung verstanden werden. Das Wort “vergessen” weist doch eher in die Richtung, dass Teile der Ermahnung nicht mehr ernst genommen wurden, nicht aber, dass sie aus dem Text gestrichen wurden.

Da denen, die sich Christen nennen, nicht Verfälschung, sondern nur “Vergessen” vorgeworfen wird, kann auch die für die Christen negativste Interpretation nur meinen, dass manche Teile des Evangeliums getilgt wurden, aber nicht, dass der bestehende Text verfälscht wurde. Die existierenden Teile des Neuen Testaments sind also auf jeden Fall als echt anzuerkennen. Aber es legt sich nicht nahe, das “Vergessen” als Tilgen des Textes zu verstehen, sondern als ein stillschweigendes Ignorieren von wichtigen Aussagen. Auch wenn Vers 15 vom “Geheimhalten” spricht, setzt das voraus, dass die geheim gehaltene Information noch existiert. Auch diese Koranverse sagen also nicht, dass Christen die Schrift verfälscht haben.

“O Gesandter, lass dich nicht durch die betrüben, die im Unglauben miteinander wetteifern, aus den Reihen derer, die mit dem Mund sagen: “Wir glauben”, während ihre Herzen nicht glauben. Unter denen, die Juden sind, gibt es welche, die auf Lügen hören und auf andere Leute, die nicht zu dir gekommen sind, hören. Sie entstellen den Sinn der Worte und sagen: “Wenn euch dies gebracht wird, nehmt es an; wenn es euch aber nicht gebracht wird, dann seid auf der Hut.” Wen Gott der Versuchung preisgeben will, für den vermagst du gegen Gott überhaupt nichts auszurichten. Das sind die, deren Herzen Gott nicht rein machen will. Bestimmt ist für sie im Diesseits Schande und im Jenseits eine gewaltige Pein. 42 Sie hören auf Lügen, und sie verzehren unrechtmäßig erworbenes Gut. Wenn sie zu dir kommen, so urteile zwischen ihnen oder wende dich von ihnen ab. Wenn du dich von ihnen abwendest, werden sie dir nichts schaden; wenn du urteilst, dann urteile zwischen ihnen nach Gerechtigkeit. Gott liebt die, die gerecht handeln. 43 Wie können sie dich zum Schiedsrichter machen, wo sie doch die Thora besitzen, in der das Urteil Gottes enthalten ist, und sich hierauf nach alledem abkehren? Diese sind keine (richtigen) Gläubigen. 44 Wir haben die Thora hinabgesandt, in der Rechtleitung und Licht enthalten sind, damit die Propheten, die gottergeben waren, für die, die Juden sind, (danach) urteilen, und so auch die Rabbiner und die Gelehrten, aufgrund dessen, was ihnen vom Buche Gottes anvertraut wurde und worüber sie Zeugen waren. So fürchtet nicht die Menschen, sondern fürchtet Mich. Und verkauft nicht meine Zeichen für einen geringen Preis. Diejenigen, die nicht nach dem urteilen, was Gott herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen. 45 Und wir haben ihnen darin vorgeschrieben: Leben um Leben, Auge um Auge, Nase um Nase, Ohr um Ohr, Zahn um Zahn; und auch für Verwundungen gilt die Wiedervergeltung. Wer aber dies als Almosen erlässt, dem ist es eine Sühne. Diejenigen, die nicht nach dem urteilen, was Gott herabgesandt hat, das sind die, die Unrecht tun.” (Sure 5,41-45)

Der Zusammenhang dieser Verse zeigt klar, dass, obwohl den Juden vorgeworfen wird, den Sinn der Worte zu entstellen, hier nicht eine Verfälschung des Textes der Thora gemeint ist. Es wird von der Thora klar gesagt, dass in ihr das Urteil Gottes, Rechtleitung und Licht enthalten sind. Da die Thora sich seit Mohammed nicht verändert hat, müssen wir davon ausgehen, dass wir auch in der jetzigen Thora das Urteil Gottes, Rechtleitung und Licht finden. Der Vorwurf, “den Sinn der Worte zu entstellen”, kann also nur eine falsche Interpretation meinen.

“Die Zurückgelassenen werden, wenn ihr auszieht, um Beute zu machen, sagen: “Lasst uns euch folgen.” Sie möchten gern die Worte Gottes abändern. Sprich: “Ihr dürft uns nicht folgen. So hat Gott schon vorher gesprochen.” Sie werden sagen: “Nein, aber ihr hegt Neid uns gegenüber.” Nein, sie begreifen ja nur wenig.” (Sure 48,15)

Hier geht es weder um Juden noch um Christen, sondern um Menschen aus dem näheren Umfeld Mohammeds, die sich gerne an einem der Beutezüge seiner Anhänger beteiligt hätten. Dieser Text ist daher für unsere Fragestellung nicht relevant.

Exkurs: Verfälschung durch Übersetzung?

Gott liebt alle Menschen in gleicher Weise. Deswegen will er auch, dass alle Menschen sein Wort hören und verstehen können. Andererseits ist auch klar, dass wenn Gott einen Propheten oder Gesandten sendet, dieser Gesandte ein konkreter Mensch ist, der zu einem konkreten Volk gehört und auch eine konkrete Sprache spricht. Über Jesus sagt der Koran ganz klar, dass er ein Zeichen für alle Menschen ist:

“Und (erwähne) die, die ihre Scham unter Schutz stellte2. Da bliesen Wir in sie von unserem Geist, und Wir machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Weltenbewohner.” (Sure 21,91)

Also sollen alle Menschen die Möglichkeit haben, dieses Zeichen kennenzulernen, auch wenn sie nicht die Sprache Jesu sprechen.

Auch Jesus selbst hat seine Jünger zu allen Völkern gesandt, damit sie seine Worte hören und daran glauben:

“Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, […] 20 und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.” (Matthäus 28,19-20)

Um alle Menschen zu erreichen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder alle Menschen lernen die Sprache, in der etwas offenbart wurde, oder die Offenbarung wird übersetzt. Da die Offenbarung in verschiedenen Sprachen erfolgt ist, würde das bedeuten, das alle Menschen mehrere Sprachen lernen müssten. Ein Muslim ist angehalten, an alle heiligen Bücher zu glauben3. Er müsste also neben der arabischen Sprache auch noch die hebräische Sprache lernen, um die Thora lesen zu können, und Griechisch, um das Evangelium lesen zu können. Aber so weit wir wissen, hat selbst Mohammed keinerlei Versuch unternommen, die biblischen Sprachen zu lernen.

Die Christen haben von Anfang an den anderen Weg gewählt. Sie haben die Worte Jesu in der Sprache niedergeschrieben, die zu ihrer Zeit von den meisten Menschen verstanden wurde, auf Griechisch, obwohl Jesus Aramäisch gesprochen hat.

Auch der Koran zitiert mitunter Worte Gottesmänner früherer Zeiten wie Abraham (z.B. Sure 19,42-48), Josef (z.B. Sure 12,4), Mose (z.B. Sure 2,54), Zacharias (z.B. Sure 3,37-40) oder Jesus (z.B. Sure 19,30-33). Er zitiert diese früheren Gesandten aber nicht in den von ihnen gesprochenen Sprachen (Hebräisch bzw. Aramäisch), sondern auf Arabisch, eine Sprache, die diese Gottesmänner nicht gesprochen haben. Also befinden sich auch im Koran übersetzte Texte. Wenn im Koran betont wird, dass er auf Arabisch hinabgesandt wurde, dann nicht deswegen, weil das seine “Ursprache” ist, sondern deswegen, damit die arabisch sprechenden Menschen ihn verstehen und durch ihn gewarnt werden:

“Wir haben es als einen arabischen Koran hinabgesandt, auf dass ihr verständig werdet.” (Sure 12,2)

“Und so haben Wir ihn als einen arabischen Koran hinabgesandt. Und Wir haben darin verschiedene Drohungen dargelegt, auf daß sie gottesfürchtig werden oder er ihnen eine Ermahnung bringe.” (Sure 20,113)

Wenn der Allmächtige seinen Willen kundtut, wenn er alle Menschen zu sich ruft, dann kann er das mit so klaren Worten tun, dass seine Botschaft durch eine Übersetzung nicht verfälscht werden kann. Natürlich kann eine Übersetzung nie alle Feinheiten eines Textes wiedergeben, aber wir alle wissen, dass es möglich ist, mit Menschen anderer Sprache mit Hilfe von Übersetzung zu kommunizieren. Jemand, der eine Sprache nur als Zweitsprache gelernt hat, wird normalerweise nicht fähig sein, alle Nuancen eines Textes in der Fremdsprache zu verstehen. Also wird auch jemand, der Hebräisch, Griechisch oder Arabisch lernt, nicht in der Lage sein, alle Feinheiten des Urtexts der Bibel oder des Korans zu verstehen. Die Grundbotschaft der betreffenden Bücher ist aber aus einem übersetzten Text auch klar verständlich.

Es ist leider vorgekommen, dass es Bibelübersetzungen gab und gibt, die bewusst manipuliert wurden. Doch Gott hat dafür gesorgt, dass zahlreiche alte Manuskripte erhalten geblieben sind, durch welche der Urtext nach wie vor zugänglich ist und falsche Übersetzungen aufgedeckt werden können. Gott hat auch dafür gesorgt, dass wichtige Glaubensinhalte nicht nur an einer einzigen Stelle der Heiligen Schrift zu finden sind und auch auf verschiedenste Weise ausgedrückt werden, sodass auch eine manipulierende Übersetzung nicht so einfach die Wahrheit des Wortes Gottes verdecken kann.

c) Aussagen über das Evangelium

“Er hat auf dich das Buch mit der Wahrheit herabgesandt als Bestätigung dessen, was vor ihm vorhanden war. Und Er hat die Thora und das Evangelium herabgesandt.” (Sure 3,3)

Dieser Text drückt klar aus, dass Thora und Evangelium von Gott stammen. Von einer Verfälschung ist nicht die Rede.

“Und Er wird ihn lehren das Buch, die Weisheit, die Thora und das Evangelium.” (Sure 3,48)

Es geht hier darum, dass Gott Jesus lehren wird. Wenn hier die Thora und das Evangelium erwähnt sind, dann legt sich für einen unvoreingenommenen Leser nahe, dass hier mit Thora und Evangelium das gemeint ist, was zur Zeit Mohammeds allgemein als Thora und Evangelium bekannt war.

“Und Wir ließen nach ihnen Jesus, den Sohn Marias, folgen, damit er bestätige, was von der Thora vor ihm vorhanden war. Und Wir ließen ihm das Evangelium zukommen, das Rechtleitung und Licht enthält und das bestätigt, was von der Thora vor ihm vorhanden war, und als Rechtleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen. 47 Die Leute des Evangeliums sollen nach dem urteilen, was Gott darin herabgesandt hat. Und diejenigen, die nicht nach dem urteilen, was Gott herabgesandt hat, das sind die Frevler.” (Sure 5,46-47)

Dieser Text setzt klar voraus, dass das zur Zeit der Niederschrift des Koran existierende Evangelium authentisch ist. Es enthält Rechtleitung und Licht. Wenn die “Leute des Evangeliums” nach dem Evangelium urteilen sollen, muss das Evangelium, das diese Leute haben, echt und verlässlich sein. Diese Stelle bestätigt die Unverfälschtheit des Evangeliums zur Zeit Mohammeds, das heißt auch zu unserer Zeit, da unsere modernen Ausgaben auf Handschriften beruhen, die bereits Jahrhunderte vor Mohammed existierten.

“Und würden sie die Thora und das Evangelium und das, was zu ihnen von ihrem Herrn herabgesandt wurde, einhalten, sie würden von oben und unter ihren Füßen zu essen bekommen. Unter ihnen gibt es eine Gemeinde mit maßvollem Wandel. Was aber viele von ihnen betrifft, so ist schlimm, was sie tun.” (Sure 5,66)

Es wird hier von Zeitgenossen Mohammeds erwartet, dass sie die Thora und das Evangelium einhalten. Also mussten diese Menschen Thora und Evangelium in ihrem ursprünglichen, unverfälschten Zustand kennen. Sonst hätten sie diese Schriften nicht einhalten können. Daher setzt auch diese Stelle voraus, dass Thora und Evangelium zur Zeit Mohammeds unverfälscht waren, und es, wie bereits erklärt wurde, auch heute noch sein müssen. Das gilt auch für die folgende Stelle:

“Sprich: O ihr Leute des Buches, ihr entbehrt jeder Grundlage, bis ihr die Thora und das Evangelium und das, was zu euch von eurem Herrn herabgesandt wurde, einhaltet. Und was von deinem Herrn zu dir herabgesandt wurde, wird sicher bei vielen von ihnen das Übermaß ihres Frevels und den Unglauben noch mehren. So sei nicht betrübt über die ungläubigen Leute.” (Sure 5,68)

“Dann ließen Wir nach ihnen unsere Gesandten folgen. Und Wir ließen Jesus, den Sohn Marias, folgen und ihm das Evangelium zukommen. Und Wir setzten in die Herzen derer, die ihm folgten, Mitleid und Barmherzigkeit, und auch Mönchtum, das sie erfanden – Wir haben es ihnen nicht vorgeschrieben -, dies nur im Trachten nach dem Wohlgefallen Gottes. Sie beobachteten es jedoch nicht in der rechten Weise. Und so ließen Wir denjenigen von ihnen, die glaubten, ihren Lohn zukommen. Aber viele von ihnen waren Frevler.” (Sure 57,27)

Auch an dieser Stelle erscheint das Evangelium nicht als eine “historische Größe”, als etwas, das es früher einmal gab, und in der Zwischenzeit verloren gegangen ist oder verfälscht wurde, sondern als eine Realität, die in den Herzen derer, die Jesus folgen, Mitleid und Barmherzigkeit bewirkt. Auch wenn viele derer, die sich “Christen” nennen, nicht nur in den Augen des Koran, sondern noch viel mehr nach dem Urteil des Evangeliums Frevler sind, so gibt es doch Menschen, die Jesus von Herzen und mit ihrem ganzen Leben folgen. Auch an ihnen zeigt sich die Kraft und Unverfälschtheit des Evangeliums.

“Darum, da wir diesen Dienst haben, weil wir ja Erbarmen gefunden haben, ermatten wir nicht; sondern wir haben den geheimen Dingen, deren man sich schämen muss, entsagt und wandeln nicht in Arglist, noch verfälschen wir das Wort Gottes, sondern durch die Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns jedem Gewissen der Menschen vor Gott.” (2 Korinther 4,1-2)

Diese Menschen, die die Worte Jesu in ihrem Leben Wirklichkeit werden lassen, werden vom Koran “Besitzer der Ermahnung” genannt. Der Koran fordert die Muslime auf, diese Besitzer der Ermahnung zu fragen:

“Und Wir haben vor dir nur Männer gesandt, denen Wir Offenbarungen eingegeben haben. So fragt die Besitzer der Ermahnung, wenn ihr nicht Bescheid wißt.” (Sure 21,7)

Das heißt doch auch, dass diese Ermahnung, die sie erhalten haben, noch unverfälscht erhalten ist.

d) Konsequenzen für uns heute

Da der Koran keine Grundlage für die These einer Verfälschung der Heiligen Schrift durch die Christen liefert, sondern vielmehr bestätigt, dass wir im Evangelium Rechtleitung und Licht finden, wollen wir alle unsere Leser – Muslime und Nichtmuslime – ermuntern, die Scheu vor dem Evangelium abzulegen und ihre Herzen für das Licht, das uns Jesus gebracht hat, zu öffnen. Jeder, der die Wahrheit liebt, wird dankbar erkennen, dass Jesus recht hatte, wenn er sagte:

“Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.” (Markus 13,31)

Wenn Jesus, wie Muslime glauben, ein Prophet Gottes ist, dann sorgt Gott dafür, dass sich dieses Wort bewahrheitet. Wären die Worte Jesu verfälscht worden, dann hätte Jesus in Markus 13,31 eine falsche Prophetie ausgesprochen. Er wäre ein falscher Prophet. Dann wären sowohl das Christentum als auch der Islam, die beide Jesus als Propheten und Gesandten Gottes anerkennen, menschliches Machwerk. Wenn Jesus wirklich Gottes Prophet war, sind seine Worte unverfälscht erhalten geblieben und werden niemals vergehen.

“Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.” (Johannes 6,63)

“Wenn jemand seinen (= Gottes) Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.” (Johannes 7,17)

“Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht sehen in Ewigkeit.” (Johannes 8,51)

Jeder, der die Worte Jesu liest, gläubig aufnimmt, und sein Leben von ihnen erneuern lässt, wird in ihnen die Worte Gottes erkennen und gemeinsam mit Simon Petrus bekennen:

“Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.” (Johannes 6,68)


  1. Ein Gesandter ist nach islamischem Verständnis ein von Gott auserwählter Mensch, der eine Offenbarung von ihm empfing und beauftragt wurde, diese öffentlich an die Menschen zu verkünden. Jeder Gesandte empfing im Gegensatz zu den Propheten eine Offenbarungsschrift. Jeder Gesandte ist automatisch auch ein Prophet, aber nicht jeder Prophet ein Gesandter. Es handelt sich hierbei vor allem um Mose, David und Jesus, deren Worte wir in den Schriften des Alten (islamisch: Taurat) und Neuen Testaments (islamisch: Indschil) finden. 
  2. Maria, die Mutter Jesu 
  3. Das ist die sogenannte 3. Säule des Iman, die ihren Grund in folgendem Koranvers hat:
    “Sprecht: Wir glauben an Gott und an das, was zu uns herabgesandt wurde, und an das, was herabgesandt wurde zu Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen, und an das, was Mose und Jesus zugekommen ist, und an das, was den (anderen) Propheten von ihrem Herrn zugekommen ist. Wir machen bei keinem von ihnen einen Unterschied. Und wir sind Ihm ergeben.” Sure 2,136 

Feindesliebe in der Bibel und im Koran

1 Im Alten Testament

“Wenn du das Rind deines Feindes oder seinen Esel umherirrend antriffst, sollst du sie ihm auf jeden Fall zurückbringen. Wenn du den Esel deines Hassers unter seiner Last zusammengebrochen siehst, dann lass ihn nicht ohne Beistand; du sollst ihn mit ihm zusammen aufrichten.” (Exodus 23,4-5)

“Und sie kamen zu ihm herab. Und Elisa betete zu dem HERRN und sagte: Schlag doch diese Kriegsschar mit Blindheit! Da schlug er sie mit Blindheit nach dem Wort des Elisa. Und Elisa sagte zu ihnen: Dies ist nicht der Weg und dies nicht die Stadt. Folgt mir! Ich will euch zu dem Mann führen, den ihr sucht. Und er führte sie nach Samaria. Und es geschah, als sie nach Samaria gekommen waren, da sagte Elisa: HERR, öffne die Augen dieser Männer, dass sie sehen! Da öffnete der HERR ihre Augen, und sie sahen. Und siehe, sie waren mitten in Samaria. Und der König von Israel sagte zu Elisa, als er sie sah: Soll ich losschlagen, soll ich losschlagen, mein Vater? Er aber sagte: Du sollst nicht schlagen! Würdest du etwa die erschlagen, die du mit deinem Schwert und mit deinem Bogen gefangen genommen hast? Setze ihnen Brot und Wasser vor, dass sie essen und trinken und dann zu ihrem Herrn ziehen! Und er richtete ein großes Festmahl für sie aus, und sie aßen und tranken. Dann entließ er sie, und sie zogen zu ihrem Herrn. Und die Streifscharen Arams kamen fortan nicht mehr in das Land Israel.” (2 Könige 6,18-23)

“Und dort war ein Prophet des HERRN mit Namen Oded. Und er ging hinaus, dem Heer entgegen, das nach Samaria kam, und sagte zu ihnen: Siehe, weil der HERR, der Gott eurer Väter, über Juda wütend war, hat er sie in eure Hand gegeben. Und ihr habt sie mit einer Wut umgebracht, die bis an den Himmel reicht. Und nun gedenkt ihr, euch die Söhne Judas und Jerusalems zu Knechten und Mägden zu unterwerfen. Sind aber nicht bei euch selbst Verschuldungen gegen den HERRN, euren Gott? Und nun hört auf mich und schickt die Gefangenen zurück, die ihr von euren Brüdern weggeführt habt! Denn die Zornglut des HERRN ist über euch. Da traten Männer von den Sippenhäuptern der Söhne Ephraim, nämlich Asarja, […] vor die vom Heereszug Heimkehrenden und sagten zu ihnen: Ihr sollt die Gefangenen nicht hierherbringen! Denn ihr habt vor, unsere Sünden und unsere Verschuldungen zu vermehren, zusätzlich zu der Verschuldung, die auf uns liegt. Unsere Schuld ist doch schon groß, und eine Zornglut ist über Israel! Da gaben die Bewaffneten die Gefangenen und die Beute vor den Obersten und der ganzen Versammlung frei. Und die Männer, die mit Namen angegeben wurden, standen auf und nahmen sich der Gefangenen an. Und alle von ihnen, die nackt waren, bekleideten sie aus der Beute. Sie bekleideten sie und gaben ihnen Schuhe und speisten und tränkten sie und salbten sie. Und alle, die ermattet waren, geleiteten sie auf Eseln und brachten sie nach Jericho, der Palmenstadt, in die Nähe ihrer Brüder. Dann kehrten sie nach Samaria zurück.” (2 Chronik 28,9-15)

“Wenn ich mich freute über den Untergang meines Hassers und aufjauchzte, als Unglück ihn traf! Nie habe ich ja meinem Gaumen erlaubt zu sündigen, mit einem Fluch dessen Seele zu fordern. Wenn die Männer in meinem Zelt nicht bezeugt haben: Wer wäre wohl nicht von seinem Fleisch satt geworden! Der Fremde musste nicht im Freien übernachten, ich öffnete dem Wanderer meine Tür.” (Hiob 31,29-32)

“Wenn dein Hasser Hunger hat, gib ihm Brot zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm Wasser zu trinken! Denn glühende Kohlen häufst du auf sein Haupt, und der HERR wird es dir vergelten.” (Sprüche 25,21-22)

2 Im Neuen Testament

“Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.” (Matthäus 5,43-48)

“Betet ihr nun so: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, […] und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben; […] Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch nicht vergeben.” (Matthäus 6,9.12.14–15)

“Aber euch, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch fluchen; betet für die, die euch beleidigen! Dem, der dich auf die Backe schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Untergewand nicht! […] Doch liebt eure Feinde, und tut Gutes, und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen! Und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Und richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden; und verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. Lasst los, und ihr werdet losgelassen werden.” (Lukas 6,27-29.35-37)

“Während er noch redete, siehe, da kam eine Volksmenge, und der, welcher Judas hieß, einer von den Zwölfen, ging vor ihnen her und nahte sich Jesus, um ihn zu küssen. Jesus aber sprach zu ihm: Judas, überlieferst du den Sohn des Menschen mit einem Kuss? Als aber die, welche um ihn waren, sahen, was es werden würde, sprachen sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? Und einer von ihnen schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Jesus aber antwortete und sprach: Lasst es soweit! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.” (Lukas 22,47-51)

“Da spricht Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort! Denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen.” (Matthäus 26,52)

“Und als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun. […]” (Lukas 23,33-34)

“Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Und niederkniend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu! Und als er dies gesagt hatte, entschlief er.” (Apostelgeschichte 7,59-60)

„Wenn nun deinen Feind hungert, so speise ihn; wenn ihn dürstet, so gib ihm zu trinken! Denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.“ Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten!” (Römer 12,20-21)

“Ihr Haussklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten! Denn das ist Gnade, wenn jemand wegen des Gewissens vor Gott Leiden erträgt, indem er zu Unrecht leidet. Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr als solche ausharrt, die sündigen und dafür geschlagen werden? Wenn ihr aber ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist Gnade bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt; der keine Sünde getan hat, auch ist kein Trug in seinem Mund gefunden worden, der, geschmäht, nicht wieder schmähte, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet…” (1. Petrus 2,18-23)

3 Im Koran

“und die geduldig sind in der Suche nach dem Antlitz ihres Herrn, das Gebet verrichten und von dem, was Wir ihnen beschert haben, geheim und offen spenden, und das Böse mit dem guten abwehren, diese werden die jenseitige Wohnstätte erhalten” (Sure 13,22)

“Er sagte: “Verschmähst du meine Götter, o Abraham? Wenn du nicht aufhörst, werde ich dich bestimmt steinigen. Und entferne dich von mir auf lange Zeit.” Er sagte: “Friede sei über dir. Ich werde meinen Herrn für dich um Vergebung bitten. Er ist zu mir sehr entgegenkommend.” (Sure 19,46-47)

“Nicht gleich sind die gute und die schlechte Tat. Wehre ab mit einer Tat, die besser ist, da wird der, zwischen dem und dir eine Feindschaft besteht, so, als wäre er ein warmherziger Freund. Aber dies wird nur denen verliehen, die geduldig sind, ja es wird nur dem verliehen, der ein gewaltiges Glück hat.” (Sure 41,34-35)

Weitere Stellen sind uns nicht bekannt. Wir sind für Hinweise dankbar.

4 Zusammenfassung

Bereits im Alten Testament finden wir vereinzelte Hinweise auf die Feindesliebe. Dadurch wurde das Gebot Jesu, das wir im Neuen Testament finden, vorbereitet. Jesus selbst ist in seinem Leiden und Sterben seinen Feinden mit Liebe begegnet. Am Beispiel des Stephanus wird sichtbar, dass die ersten Christen den Worten und dem Vorbild Jesu gefolgt sind.

Außer den genannten Suren haben wir keine weiteren Stellen gefunden. Der Koran scheint dieses Thema nur am Rande zu behandeln. Das Neue Testament hingegen sieht die Feindesliebe als etwas ganz grundsätzliches an. Sie zeichnet die Lehre Jesu und das Leben der Christen aus.

Um die volle Offenbarung Gottes kennenzulernen, brauchen wir die Worte Jesu, der allein die Herzen der Menschen verändern kann. Nicht umsonst heißt es in Sure 57,27:

“[…] Und Wir setzten in die Herzen derer, die ihm [Jesus] folgten, Mitleid und Barmherzigkeit, […]”

Jesus hat die Güte Gottes und die Barmherzigkeit gelehrt und gelebt. Von ihm können und dürfen wir sie lernen.

Die Einzigartigkeit Jesu im Koran

Das Ziel dieser Abhandlung ist, Aussagen des Koran über Jesus aufzulisten, um zu zeigen, wie sehr auch im Koran die Einzigartigkeit und Einmaligkeit Jesu betont wird. Diese Auflistung soll auch eine Einladung sein, mehr über Jesus zu erfahren, in den heiligen Schriften, die die Lehre und das Leben Jesu zum Hauptinhalt haben, im Indschil, den Schriften des Neuen Testaments. Wir haben die Stellen möglichst kurz kommentiert und ergänzende Stellen aus dem Indschil angeführt.

Wir freuen uns über jeden, der mit uns über die Bedeutung seiner Person und den Weg zu Gott, den er uns gezeigt hat, austauschen will.

Jesus ist der Sohn einer Jungfrau.

“Und gedenke im Buch der Maria, als sie sich von ihren Angehörigen an einen östlichen Ort zurückzog. 17 Sie nahm sich einen Vorhang vor ihnen. Da sandten Wir unseren Geist zu ihr. Er erschien ihr im Bildnis eines wohlgestalteten Menschen. 18 Sie sagte: “Ich suche beim Erbarmer Zuflucht vor dir, so du gottesfürchtig bist.” 19 Er sagte: “Ich bin der Bote deines Herrn, um dir einen lauteren Knaben zu schenken.” 20 Sie sagte: “Wie soll ich einen Knaben bekommen? Es hat mich doch kein Mensch berührt, und ich bin keine Hure.” 21 Er sagte: “So wird es sein. Dein Herr spricht: Das ist Mir ein Leichtes. Wir wollen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns machen. Und es ist eine beschlossene Sache.” 22 So empfing sie ihn. Und sie zog sich mit ihm zu einem entlegenen Ort zurück.” (Sure 19,16-22)

Die Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria ist eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen Christen und Muslimen. Im Indschil wird die Empfängnis und Geburt Jesu im Lukasevangelium erzählt:

“Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt von Galiläa, mit Namen Nazareth, gesandt, 27 zu einer Jungfrau, die einem Mann namens Josef, aus dem Haus Davids, verlobt war, und der Name der Jungfrau war Maria. 28 Und er kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, Begnadete! Der Herr ist mit dir. 29 Sie aber wurde bestürzt über das Wort und überlegte, was für ein Gruß dies sei. 30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. 31 Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen. 32 Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben; 33 und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und seines Königtums wird kein Ende sein. 34 Maria aber sprach zu dem Engel: Wie wird dies zugehen, da ich von keinem Mann weiß? 35 Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden. 36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, auch sie erwartet einen Sohn in ihrem Alter, und dies ist der sechste Monat bei ihr, die unfruchtbar genannt war. 37 Denn kein Wort, das von Gott kommt, wird kraftlos sein. 38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; es geschehe mir nach deinem Wort! Und der Engel schied von ihr.” (Lukas 1,26-38)

“Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben. 2 Diese Einschreibung geschah als erste, als Quirinius Statthalter von Syrien war. 3 Und alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, ein jeder in seine Vaterstadt. 4 Es ging aber auch Josef von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa, in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war, 5 um sich einschreiben zu lassen mit Maria, seiner Verlobten, die schwanger war. 6 Und es geschah, als sie dort waren, wurden ihre Tage erfüllt, dass sie gebären sollte; 7 und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war.” (Lukas 2,1-7)

Wir Christen sehen, anders als die Muslime, in der Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria einen Hinweis auf seine Gottessohnschaft. Wer den Text aus dem Lukasevangelium liest, wird aber rasch erkennen, dass für uns Gottessohnschaft nicht bedeutet, dass Jesus einer sexuellen Beziehung zwischen Gott und Maria entstammte, was leider von Muslimen immer wieder als angebliche christliche Lehre angenommen wird. Auch für uns bedeutet so ein Gedanke Gotteslästerung.

Wenn wir glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist, denken wir an die einzigartige Beziehung die Jesus zu Gott hatte, und dass er durch den Heiligen Geist gezeugt wurde, wie es in Lukas 1,35 auch erklärt wird.

Bedenkenswert ist auch die Tatsache, dass die einzige im Koran namentlich erwähnte Frau Maria, die Mutter Jesu ist. Das zeigt auch etwas über die einzigartige Bedeutung Jesu. Die Eltern Mohammeds etwa sind im Koran nicht erwähnt.

Jesus ist der Knecht Gottes.

“Christus wird es sicher nicht aus Widerwillen ablehnen, Diener Gottes zu sein, und auch nicht die in die Nähe (Gottes) zugelassenen Engel. Wenn einer es aus Widerwillen ablehnt, Ihm zu dienen, und sich hochmütig zeigt, so wird Gott doch sie allesamt zu sich versammeln.” (Sure 4,172)

“Er sagte: “Ich bin der Diener Gottes. Er ließ mir das Buch zukommen und machte mich zu einem Propheten.” (Sure 19,30)

Auch die Bibel zeigt uns Jesus als Diener oder Knecht Gottes. Die Propheten des Alten Testaments nannten ihn so:

“Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen.” (Jesaja 42,1)

“[…] ja, er spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels zurückzubringen. So mache ich dich auch zum Licht der Nationen, dass mein Heil reiche bis an die Enden der Erde. 7 So spricht der HERR, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem ganz und gar Verachteten, zu dem Verabscheuten der Nation, zu dem Knecht der Herrscher: Könige werden es sehen und aufstehen, auch Oberste, und sie werden sich niederwerfen um des HERRN willen, der treu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat.” (Jesaja 49,6-7)

“Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln. Er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein.” (Jesaja 52,13)

“Um der Mühsal seiner Seele willen wird er Frucht sehen, er wird sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird der Gerechte, mein Knecht, den Vielen zur Gerechtigkeit verhelfen, und ihre Sünden wird er sich selbst aufladen.” (Jesaja 53,11)

Auch die Apostel1 nannten Jesus den Knecht Gottes:

“Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr überliefert und vor Pilatus verleugnet habt, als dieser entschieden hatte, ihn loszugeben.” (Apostelgeschichte 3,13)

“Euch zuerst hat Gott seinen Knecht erweckt und ihn gesandt, euch zu segnen, indem er einen jeden von euch von seinen Bosheiten abwendet.” (Apostelgeschichte 3,26)

“Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, 8 erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, […]” (Philipper 2,7-9)

Jesus ist der Knecht Gottes, weil er mit seiner ganzen Existenz kein anderes Ziel hatte, als Gott zu dienen. Deswegen hat er es auch nie “aus Widerwillen abgelehnt” (wie es in Sure 4,172 steht), Diener Gottes zu sein. Er hat sich aus Liebe zu Gott und zu den Menschen ganz tief erniedrigt, er wurde wie ein Sklave. Aber er, der die tiefsten Tiefen durchlebt hat, wurde auch erhöht. Er hat einen Namen, der über allen Namen ist. Er, der ganz und gar verachtet war, wurde zum Licht der Nationen. Er brachte das Heil Gottes bis an die Grenzen der Erde. Er, der Gerechte, macht viele gerecht und befreit sie von ihren Sünden. Er will uns segnen, indem er uns von unseren Bosheiten abwendet. So ist Jesus, der Knecht Gottes, der Retter und Herr.

Jesus ist der Gesandte Gottes.

Ebenso wie die Bezeichnung “Knecht” wird auch der Titel “Gesandter” im Koran nicht ausschließlich für Jesus verwendet. Auch Mose und Mohammed tragen im Koran diesen Titel. Jesus wird z. B. an folgenden Stellen der Gesandte Gottes genannt:

“O ihr Leute des Buches, übertreibt nicht in eurer Religion und sagt über Gott nur die Wahrheit. Christus Jesus, der Sohn Marias, ist doch nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das Er zu Maria hinüberbrachte, und ein Geist von Ihm. So glaubt an Gott und seine Gesandten […]” (Sure 4,171)

“Christus, der Sohn Marias, ist nichts anderes als ein Gesandter; vor ihm sind etliche Gesandte dahingegangen […]” (Sure 5,75)

Gott hat durch seinen Propheten Maleachi einen Gesandten verheißen:

“Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere.” (Maleachi 3,1; Einheitsübersetzung)

Dieser Text spricht von zwei Boten / Gesandten. Der erste bahnt den Weg. Er kam in der Person Johannes des Täufers. Dann kommt der Herr, der auch der Bote des Bundes genannt wurde. Durch ihn hat Gott einen neuen Bund mit seinem Volk geschlossen. Dieser zweite Bote ist Jesus.

Im Neuen Bund nennt darum auch der Hebräerbrief Jesus “Apostel”. (Das griechische Wort “apostolos” bedeutet “Gesandter”.):

“Daher, heilige Brüder, Teilhaber der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesus, 2 der treu ist dem, der ihn dazu gemacht hat, wie auch Mose in seinem ganzen Hause!” (Hebräer 3,1-2)

Aus dem Zusammenhang dieser Stelle (siehe Verse 5 und 6) geht hervor, dass Jesus im Gegensatz zu Mose, der als Diener im Hause treu war, über dem Hause (Gottes) steht.

Jesus selbst hat sich nicht als “Gesandter” bezeichnet, hat aber wiederholt über seine Sendung und den, der ihn gesandt hat, gesprochen:

“Er aber sprach zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigen, denn dazu bin ich gesandt worden.” (Lukas 4,43)

“Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.” (Johannes 3,17)

“[…] damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.” (Johannes 5,23)

“Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.” (Johannes 6,29)

“[…] und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.” (Johannes 12,45)

“Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.” (Johannes 17,3)

Diese Auswahl von Worten Jesu lädt uns zum tieferen Nachdenken über seine Person ein. Nur durch Jesus, den Gesandten Gottes, können wir Gott wirklich erkennen. In der Erkenntnis Gottes und seines Gesandten Jesus Christus finden wir das ewige Leben.

Jesus ist das Wort Gottes.

“Als die Engel sagten: “O Maria, Gott verkündet dir ein Wort von Ihm, dessen Name Christus Jesus, der Sohn Marias, ist; er wird angesehen sein im Diesseits und Jenseits, und einer von denen, die in die Nähe (Gottes) zugelassen werden.” (Sure 3,45)

“Christus Jesus, der Sohn Marias, ist doch nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das Er zu Maria hinüber brachte, und ein Geist von Ihm.” (Sure 4,171)

“Das ist Jesus, der Sohn Marias. Es ist das Wort der Wahrheit, woran sie zweifeln.” (Sure 19,34)

In der Bibel spricht das Johannesevangelium über Jesus als das Wort Gottes:

“Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. 4 In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. […]
14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.” (Johannes 1,1-5.14)

Das Wort, das der ewige Gott spricht, ist genau so ewig wie Er. In seinem Wort drückt Gott selbst sich aus. Deswegen kann es nicht von ihm getrennt werden. Es ist Gott.

Sunnitische Muslime glauben an die Ewigkeit des Korans, weil er für sie Gottes Wort ist. Wir Christen glauben an die Ewigkeit des Wortes Gottes, das in Jesus für uns Mensch geworden ist.

Jesus ist durch den Geist Gottes in diese Welt gekommen, und er selbst wird Geist Gottes genannt.

“Und (erwähne) die, die ihre Scham unter Schutz stellte. Da bliesen Wir in sie von unserem Geist, und Wir machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Weltenbewohner.” (Sure 21,91)

“Und (auch) Maria, die Tochter, Imraans, die ihre Scham unter Schutz stellte, worauf Wir in sie von unserem Geist bliesen. Und sie hielt die Worte ihres Herrn und seine Bücher für wahr und gehörte zu denen, die (Gott) demütig ergeben sind.” (Sure 66,12)

“O ihr Leute des Buches, übertreibt nicht in eurer Religion und sagt über Gott nur die Wahrheit. Christus Jesus, der Sohn Marias, ist doch nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das Er zu Maria hinüberbrachte, und ein Geist von Ihm.” (Sure 4,171)

Dass Maria Jesus durch den Heiligen Geist empfangen hat, ist klare Lehre der Bibel:

“Mit dem Ursprung Jesu Christi verhielt es sich aber so: Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Josef verlobt war, wurde sie, ehe sie zusammengekommen waren, schwanger befunden von dem Heiligen Geist. 19 Josef aber, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht öffentlich bloßstellen wollte, gedachte sie heimlich zu entlassen. 20 Während er dies aber überlegte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen! Denn das in ihr Gezeugte ist von dem Heiligen Geist. 21 Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden.” (Matthäus 1,18-21)

“Maria aber sprach zu dem Engel: Wie wird dies zugehen, da ich von keinem Mann weiß? 35 Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.” (Lukas 1,34-35)

Im Indschil finden wir jedoch nicht, dass Jesus Geist Gottes genannt wird (wie in Sure 4,171). Wir glauben, dass der Geist Gottes genau so ewig ist wie Gott. Er ist Gott. Es kann Gott nicht ohne seinen Geist geben. Jesus hat uns den Geist Gottes gesandt, wie er es in folgender Stelle gesagt hat:

“Wenn der Beistand gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird der von mir zeugen.” (Johannes 15,26)

Jesus ist wie Adam.

“Mit Jesus ist es vor Gott wie mit Adam. Er erschuf ihn aus Erde, dann sagte Er zu ihm: Sei!, und er war.” (Sure 3,59)

Die im Koran gesehene Parallele ist, dass sowohl Adam als auch Jesus durch das schöpferische Wort Gottes ins Dasein gekommen ist. Wir Christen glauben, dass Jesus nicht durch das Wort Gottes geworden ist, sondern, dass in ihm das Wort Gottes Mensch geworden ist.

Paulus vergleicht Jesus in zweierlei Hinsicht mit Adam:

In Römer 5,12-21 stellt er Adam und Jesus gegenüber. Durch Adam kam die Sünde, durch Jesus kommen Gnade, Leben und Gerechtigkeit.

“Denn wenn durch die Übertretung des einen der Tod durch den einen geherrscht hat, so werden viel mehr die, welche den Überfluss der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus.” (Römer 5,17)

In 1 Korinther 15 ist der Vergleichspunkt, dass durch Adam der leibliche Tod in die Welt kam, durch Jesus aber die Auferstehung:

“Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen; 21 denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.” (1 Korinther 15,20-22)

Jesus ist ohne Sünde.

Es gibt im Koran keine Stelle, in der die Sündenlosigkeit Jesu direkt ausgesagt wird. Sie wird aber von Muslimen geglaubt und entspricht auch verschiedenen Aussagen über Jesus, wie etwa der, dass Gott ihn zu sich erhoben hat (siehe im Abschnitt über die Erhöhung Jesu), oder dem Wort des Engels an Maria in Sure 19,19:

Er sagte: “Ich bin der Bote deines Herrn, um dir einen lauteren Knaben zu schenken.”

Jesus wird hier als ein “lauterer”, d. h. reiner Knabe bezeichnet. Es geht hier nicht um körperliche Reinheit, sondern die Reinheit vor Gott, die durch ein Leben ohne Sünden gegeben ist.

Während Mohammed im Koran dazu aufgefordert wird, um die Vergebung seiner Sünden zu beten (Sure 40,552; 47,193; 48,24, gibt es ähnliche Aussagen über Jesus nicht.

In der Bibel hingegen finden wir die Sündenlosigkeit Jesu klar bezeugt.

Jesus selbst sagte:

“Wer von euch überführt mich einer Sünde? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?” (Johannes 8,46)

Auch der Hebräerbrief bezeugt:

“Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem in gleicher Weise wie wir versucht worden ist, doch ohne Sünde.” (Hebräer 4,15)

“Denn ein solcher Hoherpriester geziemte sich auch für uns: heilig, sündlos, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden …” (Hebräer 7,26)

“Und ihr wisst, dass er offenbart worden ist, damit er die Sünden wegnehme; und Sünde ist nicht in ihm.” (1 Johannes 3,5)

Weil Jesus ohne Sünde ist, kann er auch uns helfen, von unseren Sünden frei zu werden.

“Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave. […] 36 Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.” (Johannes 8,34.36)

Jesus ist eine Barmherzigkeit Gottes.

“Er sagte: “So wird es sein. Dein Herr spricht: Das ist Mir ein Leichtes. Wir wollen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns machen. Und es ist eine beschlossene Sache.” (Sure 19,21)

Zacharias sprach nach der Geburt Johannes des Täufers folgende Worte zu seinem Sohn:

“Und du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden; denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen, seine Wege zu bereiten, 77 um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung ihrer Sünden, 78 durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, mit der uns der Aufgang aus der Höhe besuchen wird, 79 um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, und unsere Füße zu richten auf den Weg des Friedens.” (Lukas 1,76-79)

Aus dem Brief des Paulus an Titus:

“Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Retter-Gottes erschien, 5 rettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes. 6 Den hat er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns ausgegossen, 7 damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben nach der Hoffnung des ewigen Lebens wurden.” (Titus 3,4-6)

Jede Sure (außer Sure 9) im Koran beginnt mit der Anrufung des barmherzigen Gottes. Das zeigt uns, wie wichtig seine Barmherzigkeit ist. In Jesus hat Gott uns seine Barmherzigkeit, seine Güte und Menschenliebe gezeigt. Jesus ist Gottes Barmherzigkeit in Person.

Jesus ist ein Zeichen für die ganze Welt.

“Er sagte: “So wird es sein. Dein Herr spricht: Das ist Mir ein Leichtes. Wir wollen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns machen. Und es ist eine beschlossene Sache.” (Sure 19,21)

“Und (erwähne) die, die ihre Scham unter Schutz stellte. Da bliesen Wir in sie von unserem Geist, und Wir machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Weltenbewohner.” (Sure 21,91)

Jesus ist also nach dem Koran nicht nur ein Prophet für die Christen, sondern ein Zeichen für alle “Weltenbewohner”, wie es auch vom Propheten Jesaja verheißen wurde:

“Und an jenem Tag wird es geschehen: der Wurzelspross Isais5, der als Feldzeichen der Völker dasteht, nach ihm werden die Nationen fragen; und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein.” (Jesaja 11,10)

Jesus selbst hat diese Verheißung bestätigt:

“Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.” (Johannes 12,32)

Jesus ist das Zeichen für alle Völker. Alle sollen durch ihn Gott finden.

Jesus ist der Gesalbte (Messias / Christus)

“Als die Engel sagten: “O Maria, Gott verkündet dir ein Wort von Ihm, dessen Name Christus Jesus, der Sohn Marias, ist; er wird angesehen sein im Diesseits und Jenseits, und einer von denen, die in die Nähe (Gottes) zugelassen werden.” (Sure 3,45)

Dieser Vers ist nur ein Beispiel unter mehreren, wo Jesus der Gesalbte genannt wird6. Im Koran erscheint dieser Begriff aber nur als Name. Der Inhalt dieses Namens bleibt unklar. Deswegen ist es nötig, dass wir in den heiligen Schriften des Alten und des Neuen Bundes die Bedeutung dieses Namens ergründen.

Im Alten Testament wurden Priester und Könige für ihren besonderen Dienst im Volk Gottes gesalbt:

“Und du sollst deinen Bruder Aaron damit bekleiden und seine Söhne mit ihm. Dann sollst du sie salben und ihnen die Hände füllen und sie heiligen, damit sie mir den Priesterdienst ausüben.” (Exodus 28,41)

“Samuel sagte zu Saul: Der HERR hat mich gesandt, um dich zum König über sein Volk, über Israel, zu salben. So höre nun auf die Stimme der Worte des HERRN!” (1 Samuel 15,1)

“Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn (David) mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des HERRN geriet über David von diesem Tag an und darüber hinaus.” (1 Samuel 16,13)

Deswegen wurde der König Israels auch als “der Gesalbte” bezeichnet, z. B. in 1 Samuel 12,3:

“Hier bin ich, zeugt gegen mich vor dem HERRN und vor seinem Gesalbten!7

Das alttestamentliche Priestertum und Königtum weisen auf einen zukünftigen “Gesalbten” hin, der beide Aufgaben in vollkommener Weise erfüllen sollte. Er sollte für die Menschen als ein Priester vor Gott eintreten und ein gerechter König über alle sein.

Als Jesus gekommen ist, war er nach irdischen Maßstäben weder Priester noch König. Er war ein einfacher Zimmermann. Aber er war der einzige Mensch ohne Sünde und kann daher für uns Sünder vor Gott eintreten. Er war durch und durch gerecht. Gott hat ihn zum ewigen König über alle Menschen erhöht.

Jesus selbst hat eine Stelle aus dem Buch des Propheten Jesaja auf sich bezogen, um zu zeigen, in welcher Weise er der Gesalbte Gottes ist:

“Und er [Jesus] kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war; und er ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen. 17 Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht; und als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben war: 18 “Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, 19 auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.” 20 Und als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich; und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. 21 Er fing aber an, zu ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt.” (Lukas 4,16-21)

Jesus kam nicht als ein politischer König. Er brachte denen, die sich selbst in ihrer Armut vor Gott sehen, die gute Botschaft vom Reich Gottes. Er brachte Freiheit, denen, die in ihren Sünden gefangen waren, denen, die Gott nicht kannten, nahm er ihre geistliche Blindheit weg.

Ähnlich hat es auch der Engel, der die Geburt Jesu ankündigte, ausgedrückt:

“Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden.” (Matthäus 1,21)

Jesus ist der Messias, um uns von unseren Sünden zu retten.

Jesus hat Blinde und Aussätzige geheilt.

“Und (Er wird ihn) zu einem Gesandten an die Kinder Israels (machen): “Ich komme zu euch mit einem Zeichen von eurem Herrn: […] und ich heile Blinde und Aussätzige […] Darin ist für euch ein Zeichen, so ihr gläubig seid.” (Sure 3,49)

“Und als Gott sprach: “O Jesus, Sohn Marias, gedenke meiner Gnade zu dir und zu deiner Mutter, als Ich dich mit dem Geist der Heiligkeit stärkte, […] und als du Blinde und Aussätzige mit meiner Erlaubnis heiltest […]” (Sure 5,110)

Die Krankenheilungen Jesu sind in der Bibel reichlich bezeugt. Alle Stellen hier anzuführen, würde den Rahmen dieser Abhandlung sprengen. Jesus selbst hat in seiner Botschaft an Johannes den Täufer sein Wirken kurz zusammengefasst:

“Blinde werden sehend, und Lahme gehen, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt.” (Matthäus 11,5)

Wir dürfen vertrauen, dass Er, der damals die Blinden sehend gemacht hat und die Aussätzigen gereinigt hat, auch uns heute von unserer geistlichen Blindheit heilen kann und uns vom Aussatz unserer Sünden reinigen kann.

Jesus hat Tote auferweckt.

“Und (Er wird ihn) zu einem Gesandten an die Kinder Israels (machen): “Ich komme zu euch mit einem Zeichen von eurem Herrn: […] und mache Tote wieder lebendig mit Gottes Erlaubnis; […] Darin ist für euch ein Zeichen, so ihr gläubig seid.” (Sure 3,49)

“Und als Gott sprach: “O Jesus, Sohn Marias, gedenke meiner Gnade zu dir und zu deiner Mutter, als Ich dich mit dem Geist der Heiligkeit stärkte, […] und Tote mit meiner Erlaubnis herauskommen ließest; […]” (Sure 5,110)

Im Neuen Testament lesen wir, dass Jesus drei Menschen von den Toten erweckt hat:

  • den Jüngling von Nain: Lukas 7,11-17
  • die Tochter des Synagogenvorstehers Jairus: Matthäus 9,18-19.23-26;Markus 5,21-24.35-43;Lukas 8,40-42.49-56
  • Lazarus: Johannes 11,1-45

Wir zitieren hier nur einige Verse aus Johannes 11:

“Jesus spricht: Nehmt den Stein weg! Die Schwester des Verstorbenen, Marta, spricht zu ihm: Herr, er riecht schon, denn er ist vier Tage hier. 40 Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubtest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen? 41 Sie nahmen nun den Stein weg. Jesus aber hob die Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. 42 Ich aber wusste, dass du mich allezeit erhörst; doch um der Volksmenge willen, die umhersteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. 43 Und als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44 Und der Verstorbene kam heraus, an Füßen und Händen mit Grabtüchern umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umbunden. Jesus spricht zu ihnen: Macht ihn frei und lasst ihn gehen! 45 Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was er getan hatte, glaubten an ihn.” (Johannes 11,39-45)

Wichtig ist auch die geistliche Botschaft, die Jesus mit der Auferweckung des Lazarus verbunden hat:

“Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; 26 und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das?” (Johannes 11,25-26)

Jesus hatte Vollmacht über das Gesetz.

“Und (ich komme), das zu bestätigen, was von der Tora vor mir vorhanden war, und um euch einiges von dem zu erlauben, was euch verboten wurde. So komme ich zu euch mit einem Zeichen von eurem Herrn. Daher fürchtet Gott und gehorchet mir.” (Sure 3,50)

Der Koran bestätigt hiermit das, was wir Christen glauben, dass Jesus Teile des Alten Testaments, insbesondere die jüdischen Speisegebote, abgeschafft hat.

Im Markusevangelium finden wir folgende Worte Jesu an seine Jünger:

“Und er spricht zu ihnen: Seid auch ihr so unverständig? Begreift ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht verunreinigen kann? 19 Denn es geht nicht in sein Herz hinein, sondern in den Bauch, und es geht heraus in den Abort. Damit erklärte er alle Speisen für rein. 20 Er sagte aber: Was aus dem Menschen herauskommt, das verunreinigt den Menschen. 21 Denn von innen aus dem Herzen der Menschen kommen die bösen Gedanken hervor: Unzucht, Dieberei, Mord, 22 Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut, Torheit; 23 alle diese bösen Dinge kommen von innen heraus und verunreinigen den Menschen.” (Markus 7,18-23)

Jesus zeigte dadurch auch, dass er der ist, den Mose in der Thora angekündigt hat:

“Einen Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören.” (Deuteronomium 18,15)

Nur ein Prophet wie Mose hatte die Autorität, “einiges von dem zu erlauben, was euch (in der Thora) verboten wurde”. Nach dem Koran hatte Jesus diese Autorität8.

Jesus schafft.

“Und (Er wird ihn) zu einem Gesandten an die Kinder Israels (machen): “Ich komme zu euch mit einem Zeichen von eurem Herrn: Ich schaffe euch aus Ton etwas wie eine Vogelgestalt, dann blase ich hinein, und es wird zu einem Vogel mit Gottes Erlaubnis; […] Darin ist für euch ein Zeichen, so ihr gläubig seid.” (Sure 3,49)

“Und als Gott sprach: “O Jesus, Sohn Marias, gedenke meiner Gnade zu dir und zu deiner Mutter, als Ich dich mit dem Geist der Heiligkeit stärkte, […] und als du aus Ton etwas wie eine Vogelgestalt mit meiner Erlaubnis schufest und dann hineinbliesest und es mit meiner Erlaubnis zu einem Vogel wurde; […]” (Sure 5,110)

Diese Begebenheit finden wir nicht in der Bibel, wohl aber in später entstandenen apokryphen Schriften, wie etwa dem sogenannten Kindheits”evangelium” des Thomas9. Diese beiden Koranverse sind deswegen bemerkenswert, da sie für das Handeln Jesu das Wort “schaffen” verwenden. Dieses Wort bezeichnet sonst immer das Handeln Gottes. Allein Gott ist der Schöpfer, wie es auch in folgendem Vers klar ausgedrückt wird:

“O ihr Menschen, ein Gleichnis wird (euch) vorgetragen, so hört darauf. Diejenigen, die ihr anstelle Gottes anruft, können niemals auch nur eine Fliege erschaffen, auch wenn sie sich dafür zusammentun. Und wenn die Fliege ihnen etwas raubte, könnten sie es ihr nicht entreißen. Schwach ist (hier) der, der sucht, und das, was gesucht wird.” (Sure 22,73)

Das Indschil bezeugt klar, dass Jesus viel mehr ist als der Schöpfer eines Vogels aus Ton. Durch ihn, der das ewige Wort Gottes ist, hat Gott das ganze Universum erschaffen:

“Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.” (Johannes 1,1-3)

“Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: Alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen; 17 und er ist vor allem, und alles besteht durch ihn.” (Kolosser 1,16-17)

Jesus erwartet unseren Gehorsam.

“Und (ich komme), das zu bestätigen, was von der Tora vor mir vorhanden war, und um euch einiges von dem zu erlauben, was euch verboten wurde. So komme ich zu euch mit einem Zeichen von eurem Herrn. Daher fürchtet Gott und gehorchet mir.!” (Sure 3,50)

“Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten.” (Johannes 14,15)

Wer Gott fürchtet, gehorcht Jesus. Um Jesus gehorchen zu können, müssen wir aber seine Gebote kennen. Die Gebote Jesu finden wir aber nicht im Koran, sondern nur im Evangelium10. Daher ist es auch notwendig, das Evangelium zu lesen, um die Gebote Jesu kennenzulernen. Nur so können wir erfüllen, was in Sure 3,50 geboten wird.

Gott hat Jesus zu sich erhoben.

“Als Gott sprach: “O Jesus, Ich werde dich abberufen und zu Mir erheben und dich von denen, die ungläubig sind, rein machen. Und Ich werde diejenigen, die dir folgen, über die, die ungläubig sind, stellen bis zum Tag der Auferstehung. Dann wird zu Mir eure Rückkehr sein, und Ich werde zwischen euch über das urteilen, worüber ihr uneins waret.” (Sure 3,55)

“Sondern Gott hat ihn zu sich erhoben. Gott ist mächtig und weise.” (Sure 4,158)

Nur über Jesus sagt der Koran, dass Gott ihn zu sich erhoben hat. Das heißt, dass Jesus jetzt in der Gegenwart Gottes lebt, während andere Propheten wie Mohammed im Grab auf den Tag ihrer Auferstehung warten.

Über den Propheten Idris (möglicherweise entspricht er dem Henoch11 der Bibel) wird etwas Ähnliches gesagt:

“Und Wir erhoben ihn an einen hohen Ort.” (Sure 19,57)

Aber Henoch wurde nur “an einen hohen Ort” erhoben, Jesus hingegen ist bei Gott.

Die Bibel spricht wiederholt über die “Erhöhung” Jesu zu Gott. Als ein wichtiges Beispiel sei hier nur eine Stelle aus dem Brief des Paulus an die Philipper angeführt:

“Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, 6 der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. 7 Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, 8 erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, 10 damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, 11 und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.” (Philipper 2,5-11)

Die Erhöhung Jesu hat die Konsequenz, dass sich vor ihm jedes Knie beugt, nicht weil er ein anderer Gott ist, sondern weil er von Anfang an “in Gestalt Gottes” war. Wer Jesus anbetet, betet den einzigen wahren Gott an.

Abschließende Gedanken

Der Koran sagt vieles über Jesus, aber alle Informationen sind bruchstückhaft und auf verschiedene Suren verstreut. Um Jesus wirklich kennenzulernen, führt kein Weg an der Bibel vorbei. Nur im Neuen Testament finden wir die Fülle der Worte und Taten Jesu. Jeder Muslim ist verpflichtet, an alle Gesandten Gottes und an alle Heiligen Schriften zu glauben. Wir laden jeden ein, das Evangelium zu lesen und sein Herz zu öffnen für die Worte, die Gott uns durch Jesus offenbart hat. In ihnen finden wir das ewige Leben.


  1. die Jünger Jesu, die ihm besonders nahe standen 
  2. “So sei geduldig. Das Versprechen Gottes ist wahr. Und bitte um Vergebung für deine Sünde. Und sing das Lob deines Herrn am Abend und am frühen Morgen.” (Sure 40,55) 
  3. “Wisse nun, dass es keinen Gott gibt außer Gott. Und bitte um Vergebung für deine Sünde und für die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen. Gott weiß, wo ihr umherzieht und wo ihr bleibt.” (Sure 47,19) 
  4. “Damit Gott dir deine Sünden vergebe, die früheren und die späteren, und damit Er seine Gnade an dir vollende und dich einen geraden Weg führe.” (Sure 48,2) 
  5. Isai ist der Vater Davids. Jesus kommt aus der Familie Davids. Er ist so der Wurzelspross Isais, in dem Gott dieses prophetische Wort erfüllt hat. 
  6. A. T. Khoury hat in seiner Übersetzung das arabische “masih”, das dem hebräischen “meschiach” bzw. dem griechischen “christos” entspricht, mit “Christus” wiedergegeben. Die wörtliche Bedeutung dieses Wortes in allen diesen Sprachen ist der “Gesalbte”. 
  7. Der Prophet Samuel meint hier den König Saul. 
  8. Manchmal wird argumentiert, dass der von Mose angekündigte Prophet “aus deinen Brüdern”, d. h. den Arabern kommen werde, und dass dieser Prophet in der Person Mohammeds gekommen sei. Dieses Argument berücksichtigt nicht, dass dieselbe Formulierung auch für den König verwendet wird, der aber ausdrücklich aus dem Volk Israel kommen sollte: “Aus der Mitte deiner Brüder sollst du einen König über dich setzen. Du sollst nicht einen Ausländer über dich setzen, der nicht dein Bruder ist.” (Deuteronomium 17,15) 
  9. “Das Knäblein Jesus, als es fünfjährig geworden war, spielte einst an der Furt eines Baches und leitete die dahinfließenden schmutzigen Wasser seitwärts in Gruben zusammen und machte sie sogleich klar, und zwar durchs Wort allein gebot er über sie. Und er machte aus Erde und Wasser einen schlammigen Lehmteig und formte daraus zwölf Sperlinge. Und es war Sabbat, als er das tat. Es waren aber noch viele andere Kinder mit ihm zusammen beim Spiel. Es sah aber ein Jude, was Jesus da beim Spielen am Sabbat tat, und ging spornstreichs hin und meldete seinem Vater Joseph: “Siehe, dein Knäblein steht da am Bach und hat Lehm genommen und zwölf Vöglein draus geformt und mit dieser Arbeit den Sabbat entweiht.” Und Joseph kam an den Platz, sah’s und schrie ihn an: “Warum tust du am Sabbat solche Dinge, die zu tun doch nicht erlaubt ist?” Jesus aber klatschte in seine Hände und rief den Sperlingen zu und sagte ihnen: “Auf! Davon!” Und die Sperlinge schlugen mit den Flügeln und machten sich schreiend davon. Als aber die Juden das sahen, da erschraken sie und gingen hin und erzählten ihren Oberen, was sie Jesus hatten tun sehen.” (Kindheitserzählung des Thomas, 1,1-5 – aus Erich Weidinger, Die Apokryphen, Bechtermünz Verlag, S. 446-447) 
  10. Zum Vorwurf, dass das Evangelium verfälscht worden sei, sei auf unsere Abhandlung “Das Wort Gottes kann nicht abgeändert werden” hingewiesen. 
  11. “Und Henoch lebte 65 Jahre und zeugte Metuschelach. 22 Und Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Metuschelach gezeugt hatte, 300 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 23 Und alle Tage Henochs betrugen 365 Jahre. 24 Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr da, denn Gott nahm ihn hinweg.” (Genesis 5,21-24) 

Wer ist der, den Jesus ankündigt?

“Und als Jesus, der Sohn Marias, sagte: “O Kinder Israels, ich bin der Gesandte Gottes an euch, um zu bestätigen, was von der Tora vor mir vorhanden war, und einen Gesandten zu verkünden, der nach mir kommt: sein Name ist Ahmad.” Als er nun mit den deutlichen Zeichen zu ihnen kam, sagten sie: “Das ist eine offenkundige Zauberei.” Sure Aş -Şaff (61), 6

Wir wollen uns hier wegen Vers 6 aus Sure Aş -Şaff mit diesem Thema beschäftigen, denn oft wird sie auf folgende Stellen im Indschil bezogen: Johannes 14,15.26; 15,25 sowie 16,7.12. Wir möchten sie uns im Folgenden genau anschauen.

Lesen wir im Johannes-Evangelium, besonders die Kapitel 14 bis 16, so finden wir viele Aussagen, in denen Jesus darauf hinweist, dass nach ihm noch eine Person kommen wird. Er nennt ihn “Parakletos”1 und “Heiliger Geist”2 und “Geist der Wahrheit”.

Wer ist nun der, den Jesus ankündigt?

Jesus spricht:

“Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten; und ich werde den Vater3 bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht, noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch.” (Johannes 14,15-18)

Aus diesen Versen sehen wir, dass der, den Jesus ankündigt, zwar wohl eine Person ist, denn er nennt ihn “anderen Beistand”, dass diese Person aber dennoch kein Mensch ist:

“[…] dass er bei euch sei in Ewigkeit“ (Ein Mensch lebt nicht ewig auf Erden!),

“[…] Geist der Wahrheit” (Einen Menschen bezeichnet man üblicherweise nicht als Geist!),

“[…] den die Welt nicht empfangen kann […]” (Wie sollte man das auf einen Menschen bezogen verstehen?), “[…] weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt” (Ein Mensch ist sichtbar!),

“[…] denn er bleibt bei euch und wird in euch sein” (Dies ist unmöglich auf einen Menschen zu beziehen, denn ein Mensch kann nicht in anderen Menschen sein!).

Jesus spricht weiter:

“Das habe ich zu euch geredet, während ich bei euch weile. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.” (Johannes 14, 25-26)

Die Aufgabe dessen, den Jesus ankündigt, ist, die Jünger4 zu lehren und an alles zu erinnern, was Jesus ihnen gesagt hatte. Dies geschah auch 10 Tage, nachdem Jesus die Erde verließ – jetzt ist Jesus bei Gott. Weiter unten gehen wir genauer darauf ein.

Lesen wir weiter im Johannesevangelium, finden wir die nächsten Hinweise in folgenden Stellen:

“Wenn der Beistand, gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird der von mir zeugen. Aber auch ihr zeugt, weil ihr von Anfang an bei mir seid.” (Johannes 15,26-27)

“Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und niemand von euch fragt mich: Wohin gehst du?, sondern weil ich dies zu euch geredet habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht gehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht. Von der Sünde aber, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt5 gerichtet ist. Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen nimmt und euch verkündigen wird.” (Johannes 16,5-15)

Was die Aufgabe des Beistandes, des Parakleten, betrifft, geben auch diese eben zitierten Verse Aufschluss:

15,27: “[…] er wird von mir zeugen.”

16,8-10: “[…] er überführt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht.”

Sünde, Gerechtigkeit und Gericht stehen im Zusammenhang mit Jesus:

Der Parakletos soll aufzeigen, dass es Sünde ist, an Jesus nicht (richtig) zu glauben, dass es Gerechtigkeit vor Gott ist, dass Jesus nicht weiter auf der Erde bleibt und dass Jesus den Teufel besiegt hat. Die Aufgabe des Parakleten besteht also im Hinweisen auf Jesus, den Messias (‘Īsā al-Masih)

16, 13: “[…] der Geist der Wahrheit […] wird in die ganze Wahrheit leiten.”

Kann man das anders verstehen, als dass Gott die Gläubigen durch diesen Parakleten führen will?

Jesus offenbarte viel über Gottes liebendes Wesen. Wir erfahren aus den Worten Jesu, dass Gott uns, seine Geschöpfe, sehr liebt und uns nahe sein möchte. Er möchte uns führen6. Gott sieht, dass wir seine Hilfe brauchen und er will uns nicht wie irrende Schafe ohne Hirten lassen (das steht ausführlicher im Indschil, im 10. Kapitel des Johannes7).

Sogar bereits im so genannten Alten Testament – Thora (Taurāt), Psalmen (Zabūr) und Propheten (Nabiyyūn) – finden wir Prophetien darüber, dass Gott in späterer Zeit sein Volk anders – direkter – lehren, anleiten, führen wird. Also, nicht nur durch die Gabe von Gesetzen oder das Senden von Propheten, sondern Gott sagte durch seinen Propheten Ezechiel (Nabiyy Du-l-Kifl):

“Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Rechtsbestimmungen bewahrt und tut.” (Ezechiel 36, 26-27)

Gott hat schon damals die Menschen wissen lassen, dass eine Zeit kommt, in der nicht nur einzelne Propheten oder religiöse Lehrer den Willen Gottes eindeutig erkennen können, sondern dass Gott seinen Willen jedem Gläubigen zu erkennen gibt. (Wir bezeichnen nicht die als Gläubige, die religiöse Traditionen pflegen, sondern denen das wichtigste im Leben die tatsächliche Gottesverehrung ist.)

Gottes Geist zu haben bedeutet also:

Durch Gottes Wirken ist diesen Menschen das Gute (der gute Wille Gottes) im Innern ganz nah, sie tun deshalb (aus innerer Motivation) ganz selbstverständlich das Gute, sie lassen sich von Gottes Willen leiten.

Als der Prophet Johannes der Täufer (Yahyā) seinen Zuhörern sagte:

“Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße, der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin; er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen; seine Worfschaufel ist in seiner Hand, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.” (Matthäus 3,11-12)

so verstanden sie: Johannes kündet das baldige Kommen des Messias (‘Īsā al-Masih) an. Dieser ist es, der Gericht hält und durch den tiefere Gotteserkenntnis und ein Leben im Gehorsam möglich wird. Mit Heiligem Geist taufen bedeutet, mit gottgemäßem Verständnis ausgerüstet zu werden, von Gott zu gottverehrendem (geistlichem) Verständnis angeleitet zu werden.

Aus dem Bericht des Lukas – genannt Apostelgeschichte, sie ist der 5.Teil des Indschil – erfahren wir:

“Und als er mit ihnen versammelt war, befahl er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten – die ihr, [sagte er], von mir gehört habt; denn Johannes taufte mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nicht mehr vielen Tagen […]” (Apostelgeschichte 1,4-5)

Zehn Tage nachdem Jesus dies gesagt hatte traf es ein …

Gottesfürchtige Männer verschiedener Nationen waren gerade in Jerusalem wegen des jüdischen “Festes der Wochen” zusammengekommen. In der Apostelgeschichte im 2. Kapitel ist dieses Wunder beschrieben. Der Parakletos bewirkte, dass sie einander verstehen konnten. Jesu Botschaft war es, dass alle Gottergebenen nach Einheit suchen und in tiefer Einheit leben als ein geistliches Volk Gottes, als eine Ummah.

Der Parakletos, der Heilige Geist, ließ sie erkennen, dass Jesus als geistlicher Messias verstanden sein wollte und derselbe Heilige Geist war es auch, der in den Gläubigen die Liebe zueinander bewirkte. Niemand sagte es ihnen, dass sie ihre Güter teilen und sich täglich treffen sollten. Doch das gemeinsame Interesse an der Wahrheit – und das gemeinsame nun geistliche Verständnis vom Reich Gottes und seines Messias Jesus war das Werk des Parakleten, den Jesus auch den Geist der Wahrheit nannte. Sie forschten täglich in den Schriften und waren aneinander interessiert. So auch noch heute …

Wichtig ist noch, dass die angekündigte “Geistausgießung” sich nicht auf die Juden beschränkt. Bereits im Alten Testament gibt es Stellen, dass nicht nur die Juden Gottes Willen erkennen können, sondern auch Heiden, die sich vom Götzendienst abwenden, zu Gottes Volk gehören.

Ebenso zeigte Jesus deutlich seinen Zeitgenossen auf, dass Gott allen helfen will, aber nur denen helfen kann, die sich ihrer Sünden oder Abhängigkeit von Gott bewusst sind, jedoch nicht den Selbstgerechten (die denken, sie brauchen keine Hilfe von Gott). Gott will allen Menschen helfen – er will eines jeden Menschen Gott sein, er will jeden Menschen lehren.

Jesus selbst konnte nur zu einer bestimmten Anzahl von Menschen sprechen, deshalb sagte er, dass es nützlich ist, dass er geht. Denn er wird den Parakletos senden, der einem jeden Menschen, der das will, hilft, ein von Gott Gelehrter zu sein, ein Freund Gottes zu sein.

Gott zu verstehen, ist weder eine Sache der Intelligenz noch des Gefühls, sondern aufrichtiger Motive.

Aus all dem ergibt sich, dass sich Sure Aş -Şaff (61), 6 nicht auf die oben erwähnten Stellen im Indschil beziehen kann. Der von Jesus verheißene Paraklet kann also nur der Heilige Geist sein, der Jesus als den Abschluss und Erfüller der göttlichen Offenbarung bestätigt.


  1. Parakletos – warum wir diese Wiedergabe (und nicht Periklytos) als die korrekte sehen (es gibt sprachliche Gründe, die die Deutung als Periklytos unmöglich machen) werden wir auf Wunsch gern darlegen. Das griechische Wort Parakletos bedeutet auf Deutsch: Beistand, Fürsprecher, Helfer. 
  2. Heiliger Geist – wir Christen verstehen darunter nicht einfach eine göttliche Kraft, sondern “einen, der tröstet” und “Gottes unsichtbare Gegenwart” 
  3. Vater – damit drückt Jesus die enge innere Verbundenheit aus und meint keinesfalls eine Vaterschaft im sexuellen Sinn! 
  4. Jünger – anderes Wort für Schüler; es sind hier die 12 Männer gemeint, die mit Jesus zusammen waren, sie sahen ihn als ihren Lehrer und sind deshalb seine Schüler 
  5. Fürst dieser Welt – damit ist der Teufel (Iblīs) gemeint 
  6. führen – im Sinne von Weisung geben, anleiten, Gedanken geben; kein marionettenhaftes Führen 
  7. Johannes 10,1 – 42 (Falls du keine Möglichkeit hast, den Text in der Bibel nachzulesen, schreib’ uns bitte) 

Kirche (Ummatu – Al-Mu´minin)

Sure 2, 128-129 (Abraham betete):

“Unser Herr, mache uns beide Dir ergeben und (mache) aus unserer Nachkommenschaft eine Gemeinschaft, die Dir ergeben ist. Und zeige uns unsere Riten, und wende Dich uns gnädig zu. Du bist der, der sich gnädig zuwendet, der Barmherzige. Unser Herr, lass unter ihnen einen Gesandten aus ihrer Mitte erstehen, der ihnen deine Zeichen verliest und sie das Buch und die Weisheit lehrt und sie läutert. Du bist der Mächtige, der Weise.”

Gottes Gemeinde, d. h. sein Reich, kann nur dort sein, wo Menschen Gott König sein lassen, also ihr Leben nach Gottes Gesetzen ausrichten. Wir Christen nennen das: “Wo Menschen sich von Gott führen lassen”. Gott hat seinen Willen Mose (Mūsā) durch Gesetze offenbart und Gott sandte Propheten, DAMIT wir Gott verstehen und ihn lieben. Nur wo Menschen Gottes Willen tun wollen, wird Gott geehrt. Nur dort kann man von Gottes Gemeinde sprechen. Ob ein Mensch Gott dienen will, ist seine eigene freie Entscheidung. Es ist unmöglich und auch falsch, per Geburt oder formellen Akt (z. B. Taufe oder Abstammung) festzulegen, wer Gott dient. Denn Gott dienen (= Gottesdienst) ist eine Sache des Herzens und keine formale Angelegenheit. Dieses Verständnis von Gottesdienst lehrt das Indschil im Römerbrief 12,1-2:

“Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist:
das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.”

Dem Willen Gottes entsprechend zu leben heißt also nicht, formelle Handlungen zu vollziehen, sondern in jeder Situation zu prüfen, was gut und Gott wohlgefällig ist und dies dann auch zu tun.

Die oben zitierte Stelle beweist, dass die Christen früher die Worte Jesu ganz anders verstanden als wir es heutzutage allgemein antreffen. Auch die meisten von uns wurden in traditionell “kirchlichem” Sinn erzogen und es war oft nicht leicht, zu erkennen, dass die Worte Jesu in eine ganz andere Richtung weisen als uns vertraut war. Wir mussten lernen, Richtiges von Falschem zu unterscheiden und uns vom Falschen abzugrenzen bzw. auf Falsches aufmerksam zu machen.

Wenn wir hier darüber schreiben, was Kirche (Gottes Gemeinde, Gottes Reich) ist, beziehen wir uns auf die Worte des Indschil. Kirche ist nicht das, was durch Tradition und Korruption im Laufe der Jahrhunderte entstanden ist und sich heute Kirche nennt. Was im Sinne Gottes Gemeinde (arabisch: Ummah) ist, können wir daran beurteilen, ob es mit dem offenbarten Wort Gottes übereinstimmt.

An den Stellen, wo im deutschen Indschil das Wort “Kirche“ oder “Gemeinde“ übersetzt steht, finden wir im Griechischen “ekklesia“, was übersetzt “die Herausgerufene“ heißt. Kirche ist also die Gemeinschaft derjenigen, die sich aus dem gottlosen Leben herausrufen ließen. Das deutsche Wort “Kirche“ kommt vom griechischen “kyriake“ = “dem Herrn (kyrios) gehörend, dem Herrn anhängend“. Man gehört Gott an, wenn man seine Gebote hält. Das ist für jeden möglich, denn unser guter Gott hilft jedem, der das Gute wirklich will.

Kirche ist also kein Gebäude, sondern die Bezeichnung für geistliche Bruderschaft.

Im Indschil heißt es:

“Und es kommen seine (Jesu) Mutter und seine Brüder; und sie standen draußen, sandten zu ihm und riefen ihn, Und eine Volksmenge saß um ihn her; sie sagten aber zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen suchen dich. Und er antwortete ihnen und spricht: Wer sind meine Mutter und meine Brüder? Und er blickte umher auf die um ihn im Kreise Sitzenden und spricht: Siehe, meine Mutter und meine Brüder! Wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.” (Markus 3,31-35)

“Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater1 geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.” (Johannes 14,21)

So widerspricht es offensichtlich dem Willen Gottes, dass ein Einzelner für andere festlegt, wie man zu glauben hat. Es war seit Adam Gottes Wille, dass jeder Mensch Gott erkennt, ihn versteht und ihm dient. Dort, wo man aus Gottesfurcht und Liebe zueinander zusammenkommt, gibt Gott seinen Segen, das hat er durch seine Propheten (Nabiyyūn) Jesaja und David (Dāwūd) versprochen.

“Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: In der Höhe und im Heiligen wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen.” (Jesaja 57,15)

“Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen. Wie das köstliche Öl auf dem Haupt, das herabfließt auf den Bart, auf den Bart des Aarons, das herabfließt auf den Halssaum seiner Kleider. Wie der Tau des Hermon, der herabfließt auf die Berge des Zions. Denn dorthin hat der HERR den Segen befohlen, Leben bis in Ewigkeit.” (Psalm (Zabūr) 133)

Manch einer könnte meinen, dass man aber einen Leiter braucht, weil sonst ein Durcheinander entsteht. Das ist prinzipiell richtig. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Gott als Leiter genügt oder ob es dem Willen Gottes entspricht, wenn es noch zusätzlich einen Leiter (Pfarrer, Priester, religiöser Leiter) in einer Gemeinschaft von Gläubigen gibt.

Wir können uns anschauen, was Jesus dazu im Indschil gesagt hat:

“Sie lieben aber den ersten Platz bei den Gastmählern und die ersten Sitze in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten und von den Menschen Rabbi2 genannt zu werden. Ihr aber lasst ihr euch nicht Rabbi nennen! Denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch nicht jemanden auf der Erde euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, nämlich der himmlische. Lasst euch auch nicht Meister nennen; denn einer ist euer Meister, der Christus. Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein. Wer sich aber selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden.” (Matthäus 23,6-12)

Jesus kritisiert hier nicht nur die Ehrsucht der jüdischen geistlichen Lehrer, sondern er meint, dass niemand so genannt werden soll, sondern alle gleichermaßen Brüder sind. In der von Jesus gewollten Gemeinde (Ummah) gibt es keinen Leiter außer Gott. Jeder übernimmt grundsätzlich Verantwortung für den anderen. Auch in Fragen des Glaubens ist es das Bedürfnis eines jeden, den eigenen Glauben verstehen und begründen zu können und sich dabei gegenseitig zu helfen.

“Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen (den Anhängern Jesu), wer von ihnen für den Größten zu halten sei. Er aber sprach zu ihnen: Die Könige der Nationen herrschen über sie, und die Gewalt über sie üben, lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch sei wie der Jüngste und der Leiter wie der Dienende. Denn wer ist größer, der zu Tisch Liegende oder der Dienende? Nicht der zu Tisch Liegende? Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende.” (Lukas 22,24–27)

Auch in eben zitierter Aussage “… Ihr aber nicht so! …” verurteilt Jesus nicht nur die stolze Gesinnung, sondern drückt klar aus, dass es keine Rangunterschiede unter denen geben darf, die Gott dienen. Wenn es anders ist, ist das weltlich3.

Christen leben wie Geschwister ohne Hierarchie, sie haben nur Gott als Leiter.

Ob nun jemand Christ ist oder es nur behauptet, erkennt man daran, ob er in der von Jesus befohlenen dienenden Gesinnung lebt.

“Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.” (Johannes 13,34-35)

Wahrhafte Liebe anderen gegenüber ist das Kennzeichen echter Liebe zu Gott.

Jesus formulierte keine Kirchenordnung, keinen Gottesdienstablauf – sondern er gab sich selbst als Vorbild: Die Hingabe an Gott und den Nächsten und das Bemühen um tiefe Einheit ist das Wesentliche.

Aus dem Bericht in Apostelgeschichte 2,42-47 erkennen wir, dass diejenigen, die Jesu Ruf ernst nahmen, dies ebenso verstanden, indem sie sich jeden Tag trafen, alles miteinander teilten und in Einheit zusammen waren.

“Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten. Es kam aber über jede Seele Furcht, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle Gläubiggewordenen aber waren beisammen und hatten alles gemeinsam; und sie verkauften die Güter und die Habe und verteilten sie an alle, je nachdem einer bedürftig war. Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott und hatten Gunst beim ganzen Volk.” (Apostelgeschichte 2,42-47a)

Das Treffen zu so genannten “Gottesdiensten” zu bestimmten Uhrzeiten am Sonntag widerspricht der Bibel. Es ist eine Einführung aus späterer Zeit (aus dem 2. Jahrhundert nach Jesus) und hat mit dem ursprünglichen Christentum nichts gemeinsam, sondern Formalismus zur Ursache.

Jesus bemühte sich darum, dass die Menschen Gottes Willen inhaltlich verstehen und nicht formal ausüben und auch nicht politisch interpretieren.

Als Jesus lebte, waren die Juden unter römischer Besatzung. Die Erwartung eines politischen Befreiers (Messias) war im Volk sehr groß und sie wollten Jesus als solchen verstehen. Jesus drückte mehrmals unmissverständlich aus, dass er nicht an die Menschen appelliert, ein politisches Gottesreich zu errichten, sondern ein geistliches.

“[…] Mein Reich ist nicht von dieser Welt […]” (Johannes 18,36)4

“[…] das Reich Gottes ist mitten unter euch […]” (aus Lukas 17,20-21)5

So wie wir in der Sure 2,128-129 ganz zu Anfang lasen, war es bereits damals das Gebet Abrahams, dass ein Gesandter komme, der das Volk zu tiefem Verständnis des Wortes Gottes führt und es läutert. Jesus ging es genau darum, den Juden zu zeigen, dass sie statt politischer Freiheit von den Römern die eigentliche Freiheit, nämlich eine Freiheit zum unabgelenkten Tun des guten Willens Gottes brauchen. Dieser Gesandte (Messias = Retter) ist Jesus. Er lehrte Gottes Willen so deutlich, dass es durch das tiefere Verständnis des Guten möglich wird, das Schlechte leichter zu durchschauen und abzulehnen. Wir Christen glauben, dass Jesus nicht nur eine Offenbarung von Gott brachte, sondern Gott sich selbst in Jesus offenbarte und Jesus deshalb das Gute einzigartig tief erklärte.

Nicht Gott braucht etwas von uns, sondern wir brauchen es, Gott richtig zu verstehen und dem entsprechend unser Leben zu führen. Wir können Gott nichts geben, sondern wir sollen ihm “unser Leben opfern” in dem Sinn, dass wir ihn ganz lieben und verehren. Nur Gott ist unserer Verehrung würdig.

Jesus rief alle Menschen zur Umkehr auf, zur richtigen Hingabe an den einen Gott (Tauhīd). Er sprach klare Worte. Wer nicht von ganzem Herzen Gott sucht, kann nicht Gottes Diener (Mu´min) sein. In diesem Sinn verstehen wir Christen uns als Al-Mu´minūn, nämlich, dass wir unser ganzes Leben in inniger Hingabe an Gott führen und einander helfen, gehorsam zu leben.

Jesus erhob den Anspruch, dass wir von ihm am besten lernen können, wie wir fähig werden, Gott zu dienen. Deshalb rief Jesus alle Menschen auf, auf seine Worte zu hören, IHM nachzufolgen: das Gute zu lieben.

Das Gute zu lieben bedeutet auch, dass man sich von allem Schlechten distanzieren muss.

David sang im Psalm (Zabūr) 1 Vers 5, dass der Sünder nicht in der Gemeinde der Gerechten besteht:

“Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht! Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles was er tut, gelingt ihm. Nicht so die Gottlosen; sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. Darum bestehen Gottlose nicht im Gericht, noch Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten; aber der Gottlosen Weg vergeht.” (Psalm 1)

Wie oben erwähnt, verstehen sich Christen als diejenigen, die sich herausrufen ließen aus einer verdrehten (Gott abgewandten)6 Gesellschaft.

Jesus sprach von zwei Wegen:

“Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden. Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.” (Matthäus 7, 13-23)

Nur wer auf dem schmalen Weg des Gehorsams geht, kommt bei Gott an. Jesus meinte damit nicht, dass es nur wenige sein dürfen, sondern als Realist wusste Jesus, dass es nur wenige sein werden. Es werden nur wenige sein, denen die Hingabe an Gott wichtiger ist als ein Leben nach eigenen – durchaus auch eigenen religiösen – Vorstellungen.

“Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn wir sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie Gott gesagt hat: «Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.» Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab!, spricht der Herr. Und rührt Unreines nicht an! Und ich werde euch annehmen und werde euch Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige. Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.” (2 Korinther 6,14 – 7,1)

“Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Begierde; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.” (1 Johannes 2,15-17)

“Meint nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.” (Matthäus 10,34-39)

Als Jesus davon sprach, dass er nicht gekommen ist, Frieden zu bringen, sondern das Schwert, wollte er nicht politisch verstanden werden. Seine Absicht war nicht, einen Krieg zu beginnen, sondern er meinte das geistlich: Die Trennung aufgrund des Glaubens geht mitten durch die festesten menschlichen Beziehungen. Gerade vonseiten ungläubiger Freunde und Familienmitglieder erlebt man die stärksten Anfeindungen. Bei alledem sollen wir Gott gehorchen und nicht Menschen entsprechen wollen.

“Petrus und die Apostel aber antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.” (Apostelgeschichte 5,29)

Unter Abgrenzung vom Schlechten (auch von bösen Menschen) verstehen wir nicht, dass man alles Schlechte in der Welt vernichtet. Ein Gottloser besitzt dennoch Menschenrechte und wird einst von Gott gerichtet. Man muss ihm die Freiheit zugestehen, sein Leben so zu führen, wie er es will, es sei denn, er gefährdet oder zerstört das Leben eines anderen.

Bevor wir uns distanzieren, müssen wir beurteilen, warum etwas falsch ist. Es ist wichtig, Falschheit beim Namen zu nennen, aufzuklären und zur Änderung aufzurufen. Erst wenn kein Wille zum Guten erkennbar ist, ist deutliche Abkehr angemessen. Abgrenzung ist nicht eine Sache des Selbstschutzes, sondern der Liebe zur Wahrheit (dass die Wahrheit nicht verfälscht wird). Auch wenn es wichtig ist, die Sünde zutiefst abzulehnen, darf man jedoch den Sünder nicht ebenfalls ablehnen, sondern muss eine immer liebende, d.h. helfende Gesinnung auch ihm gegenüber bewahren. Jesus nannte das Feindesliebe.

Christen suchen mit allen Menschen Frieden und Einheit. Wirkliche Einheit besteht jedoch gerade darin, dass man unvoreingenommen die unterschiedlichen Standpunkte bespricht, sich gegenseitig verstehen und zu der einen Wahrheit finden will. Wir sind überzeugt, dass der eine Gott – der Schöpfer des Himmels und der Erde – jedem Gottesfürchtigen hilft, seinen Willen eindeutig zu erkennen, wenn er demütig ist und sich korrigieren lässt, wo er bisher falsch dachte.


  1. Ausdruck der innigen Verbundenheit Jesu mit Gott. Jesus hatte keinen leiblichen Vater, so bedeutet es keinesfalls eine sexuelle Verwandtschaft, sondern eine geistliche Beziehung. 
  2. “Mein Meister!” als respektvolle Anrede der geistlichen Lehrer im Spätjudentum. 
  3. Weltlich = wie es unter denen ist, die Gott nicht kennen. 
  4. Erklärung zur Bibelstelle Johannes 18, 36 “[…] Mein Reich ist nicht von dieser Welt […]“: Diese Aussage machte Jesus dem römischen Statthalter in Judäa, Pontius Pilatus, gegenüber. Jesus ging es nicht um politischen Einfluss oder gar Weltherrschaft im politischen Sinne. Deshalb griffen seine Jünger auch nicht zur Waffe, um ihn zu verteidigen. Als einmal Petrus einem Soldaten das Ohr abschlug, heilte es Jesus wieder. Sure 11,118 scheint dieses Verständnis – dass Gottes Reich nicht von dieser Welt ist – widerzuspiegeln: Wenn es nach Gottes Plan ginge, also, wenn Gott den freien Willen des Menschen unberücksichtigt ließe, gäbe es nur eine einzige Gemeinde, viele Menschen aber wollen nicht eins sein und Gott zwingt sie nicht, sich ihm unterordnen zu müssen. Es ist also falsch, die Hingabe an Gott für alle verpflichtend zu machen, quasi als Staatsreligion. Denn Heuchelei ist dann bereits vorprogrammiert. Wer sich für den Zusammenhang der Stelle Johannes 18, 36 interessiert, lese die Verse 26-40. Wer keine eigene Bibel hat, kann uns auch schreiben. 
  5. Erklärung zur Bibelstelle Lukas 17,20-21 “[…] das Reich Gottes ist mitten unter euch […]”: Die Pharisäer erwarteten, dass man beobachten könne, wenn Gott sein Reich auf dieser Welt aufrichtet. Jesus antwortete ihnen, dass sie es nicht an so äußeren Ereignissen festmachen können, sondern es ist bereits mitten unter ihnen. Damit weist er auf sich selbst hin. Er ist es, der zu diesem geistlichen Reich einlud und seinem Ruf sollen alle folgen.
    “Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte; (21) auch wird man nicht sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.” 
  6. Damit meinen wir nicht nur den Atheismus, sondern besonders die Pseudoreligiosität (pseudo=falsch), also Menschen, die zwar fromm reden aber schlecht handeln.